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Der Buchverlag im Hause Herold
Wenn man von einigen wenigen Publikationen in der Zeit der ersten Republik absieht, begann die Arbeit des Buchverlages Herold im Jahre 1947. Die vorangegangenen Ereignisse hatten ihren Anteil an seiner Entstehung. Richard Schmitz, der als führender Politiker zeit seines Lebens mit dem Haus Herold verbunden war, brachte — nach siebenjähriger KZ-Haft mit der Leitung des Hauses betraut — aus schwerster Zeit Grundkonzepte für die künftige Verlagsarbeit mit. Die Zeit war reif, christliches Gedankengut zu publizieren, denn neue Schichten von Merjschen in ihrer Not waren bereit, geistiges Neuland zu betreten. Unternehmer, Wissenschaftler und Schriftsteller brachten Ideen und Werke, die notgedrungen jahrelang auf ihre Verwirklichung gewartet hatten. Die neue Zeit war seit langem erstmals frei von den Relikten des „Kulturkampfes“, und das von Karl Muth so oft zitierte Wort „catho- lica non leguntur“ hatte seine Realität verloren.
Seit Österreich seine Unabhängigkeit wiedererlangt hatte und sich die Grenzen auch geisti öffneten, erkannte man, daß nicht nur die Geisteswissenschaften, sondern auch die Naturwissenschaften im Metaphysischen wurzeln, was zu einer Neubelebung der christlichen Kräfte führte. Unter dem Leitbild „Wissenschaft und Weltbild“ begann die Arbeit des Verlages. Man war bemüht, junge österreichische Wissenschaftler zu Wort kommen zu lassen und durch internationale Übersetzungen unbekannte Substanz in den deutschen Sprachraum zu bringen.
Friedrich Heer schrieb damals:
„Gegründet als Bollwerk der Selbstfindung der Katholiken, hat Herold entschieden seine Tore für alle aufgetan, denen es ernst ist um die Gestaltung der Zukunft. Die Bücher, die er herausgibt, wollen für sehr verschiedene Menschen mit sehr verschiedenem Streben Ruf und Hilfe sein. Weckruf ins Gewissen: heilendes, helfendes Wissen. Offene Horizonte — so könnte man eine Reihe von Verlagswerken kennzeichnen: wie steht es mit mir, wie steht es um Gott im Denken und Fühlen der Gegenwart? Zukunftsoffen, mutig und sehr aktiv will dieser Verlag mithelfen, Menschen heranzubilden, die den Gefahren und Chancen der Zukunft froh entgegentreten und die bereit sind, in Kirche und Welt Verantwortung zu übernehmen.“ die eigentliche katholische Leserschicht hinaus verschaffte.
Geschichte: Geschichtliche Erfahrungen Europas, des Heiligen Römischen Reiches, Österreichs in der großen Zusammenschau und in Einzeluntersuchungen, besonders seit dem 18. Jahrhundert, sind das Hauptanliegen dieser Sparte. Der Verlag bemüht sich, Materialsammlungen der historischen Entwicklungen zu veröffentlichen, die zur Kenntnis und Sicherung eines neuen Europa dienen können. Aus der Pflege der Tradition öffnet sich der Blick für Gegenwart und Zukunft.
Quellenpublikationen stellen Dokumente kirchengeschichtlicher, rechtsgeschichtlichei Ort der Begegnung mit Andersdenkenden. Kleine Bände über aktuelle Probleme, über die Möglichkeiten des Apostolates im banalen Alltag, größere Werke über die Spiritualität heiligmäßiger Menschen aus den letzten hundert Jahren.
Nur in steter Kommunikation mit den Strömen der Zeit, wie sie sich im Konzil, in den Integrationsbestrebungen, im Aufbruch der Entwicklungsländer manifestieren, kann ein Verlag bestehen. Unwägbar sind die Wirkungen, die vom gedruckten Wort ausgehen. Erst die Zukunft wird erweisen, bis zu welchem Ausmaß die Arbeit eines Verlages im geistigen Sinne erfolgreich war.
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