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Als glühender Anhänger der Politischen (wenn auch keiner anderen) Korrektheit trete ich vehement für ein neues Sozialsystem und gleichzeitig in mehrere Fettnäpfchen hinein: * Karenzgeld für alle und das gleich ein ganzes Leben lang! Wieso müssen Eltern ziemlich einwandfrei nachweisen, daß sie Kinder haben? Handelt es sich dabei nicht um eine arge Verletzung des Datenschutzes? Und wie ist es mit den Eltern, die ihre Kinder diskret vor der beamteten und anderen Öffentlichkeit verstecken wollen? - Um all diesen Menschen zu helfen, schlage ich, wie gesagt, Karenzgeld nicht nur für alle, sondern für ein ganzes Leben lang vor.

* Mutterschutz auch für Väter! Und für Großväter. Mit den werdenden Müttern, die mit einem (künftigen) Kind schwanger gehen, müßten Männer, die neue Ideen ausbrüten, gleichgesetzt werden.

* Frühpensionen für alle Spätstudenten! Wenn man von der kleinen Strebergruppe von Studierenden absieht, die es wirklich tun, könnten Langzeitstudenten (auch ohne EU-Parlamentssitz) nahtlos in die Frührente hineinwachsen.

* Gerechte Mandatsverteilung! Es ist höchste Zeit, die schreiende Ungerechtigkeit im Nationalrat zu beseitigen: Wie kommen die kleinen Parteien dazu, um soviel weniger Abgeordnete entsenden zu können als die größeren? Ich verstehe auch diesbezüglich die Grünen-Argumente für eine gerechte Umverteilung. Wenn es ihnen - und den Liberalen - nicht gelingt, mittels Wahlen zuzulegen, so muß man die Großen verpflichten, mehrere Parlamentssitze abzutreten.

* Integration gesunder und gescheiter Schüler! Auch sie dürfen nicht länger eine kleine, verschwindende Minderheit in den Schulklassen bleiben. Ich fordere ihre längst fällige Anpassung an den intellektuellen O-Meridian (und das nicht nur im Geographie-Unterricht). Zum Thema "Schule" später noch mehr.

Neben diesen alles andere als weltbewegenden sozialen Neuerrungenschaften stelle ich auch der Finanz- und Steuerpolitik meine Vorschläge außerordentlich gerne zur Verfügung: Um die leicht überschaubare Wiese (Fachterminus: "g'mahte Wiese") der staatlichen Subventionen zu "verdschungeln", sollte jeder Staatsbürger lebenslang laufende finanzielle Unterstützung erhalten. Um der sozialen Gerechtigkeit zu entsprechen, sollten lediglich folgende Gruppen von der pausenlosen Subventionsgießkanne ausgenommen werden: Personen, die Kindergarten, Schulen oder andere Ausbildungs(un)möglichkeiten besuchen; Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Freiberufler und Selbständige und schließlich die kleine Gruppe der Rentner und Pensionisten. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion und der Wohnsitz in einem bestimmten Bundesland spielen hingegen keine Rolle.

Besonders belohnen müßte man dickliche, zu Brot- und Fettleibigkeit neigende Männer (die Frauen werden wieder einmal benachteiligt), vor allem rundliche Generäle, da es bedeutend leichter ist den Vorbeimarsch des Bundesheeres als einige Kilos abzunehmen.

Glückliches Land, dessen Berufsoffiziere, von der Generalität und auch ansonsten abwärts, pragmatisiert, also unkündbar sind. Allen Pazifisten sei daher in ihr Stammbuch vermerkt, daß wir unsere tapferen Landes- und Selbstverteidiger unter gar keinen Umständen loswerden können. Also: freuen wir uns, daß wir sie haben, da wir sie auch dann haben, wenn wir uns nicht freuen.

Apropos: Beamte. Es stimmt - trotz einschlägiger und nicht sonderlich intelligenter Witzelein - nicht, daß die sogenannten "Ruhensbestimmungen" im öffentlichen Dienst einer Aufforderung entsprechen; von einer Weisung, zumindest nicht während der Aktivzeit, kann noch weniger die Rede sein.

Es freut mich, daß die Reformvorschläge unserer hochgeschätzten politischen Parteien ausgerechnet heuer das staunende Licht der Öffentlichkeit erblicken. Und das in einem Wahljahr; Zufälle gibt's ...!

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