Ganz Österreich feierte die Furche

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Mit einem rauschenden Fest im Wiener Palais Liechtenstein beging die traditionsreiche österreichische Wochenzeitung ihren 60. Geburtstag. Spitzen aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur gratulierten. Bundespräsident Heinz Fischer würdigte eine wichtige Stimme der heimischen Medienlandschaft, Ex-Kommissar Franz Fischler hielt die Festrede.

Fast von Anfang an hat die Furche die Zweite Republik begleitet, ihre Gründung verstand sich ganz wesentlich als Beitrag zum geistigen und moralischen Wiederaufbau nach dem Krieg. Nun, am Ende des Gedenkjahres, auf den Tag genau 60 Jahre nach Erscheinen der ersten Ausgabe am 1. Dezember 1945, lud die österreichische Wochenzeitung zur Feier ihres Geburtstags ins Wiener Palais Liechtenstein. Hochrangige Vertreter aus allen politischen Lagern, der Kirchen und Glaubensgemeinschaften, der Wirtschaft, der Kultur und Wissenschaft sowie, nicht zuletzt, der Medien waren der Einladung gefolgt und erlebten - geistig, musikalisch, kulinarisch - anregende, unterhaltsame Stunden im barocken Ambiente.

Bundespräsident Heinz Fischer würdigte in seinen Grußworten die wichtige Aufgabe der Furche in der österreichischen Medienlandschaft - durch sie sei der "Samen für den politischen Dialog" gesät worden, das Blatt habe auch als "hervorragender Resonanzboden für das Gespräch zwischen Christentum und Sozialdemokratie" fungiert. Fischer erinnerte an den legendären Chefredakteur der 60er Jahre, Kurt Skalnik, einen Mann, "mit dem man trefflich diskutieren und manchmal auch streiten konnte" - und daran, dass er selbst ab Mitte der 60er Jahre immer wieder gerne für das Blatt zur Feder gegriffen habe; "als Bundespräsident bin ich noch nicht gefragt worden", fügte Fischer verschmitzt hinzu - die Botschaft ist angekommen...

Der Festredner des Abends, Ex-Agrar-Kommissar Franz Fischler, verknüpfte seine kritische Tour d'Horizon über die Lage Europas mit dem programmatischen Aufruf von Furche-Gründer Friedrich Funder in der ersten Ausgabe: "Ein jeder muss jetzt Pflüger werden". Angesichts der europäischen Tristesse forderte Fischler einen "Plan K" - "wobei K' für konkret' steht. [...] Was die Bürgerinnen und Bürger von Europa erwarten, sind greifbare Ergebnisse." Fischler schloss mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für die Weiterarbeit am "Projekt Europa": "Wir müssen daran arbeiten, eine gemeinsame europäische Öffentlichkeit zu schaffen und den Bürgern den europäischen Mehrwert konkret greifbar machen. [...] Wühlen wir den Boden neu auf, ziehen wir neue Furchen, bringen wir die Saat wieder zum Wachsen." (Die Festrede von Franz Fischler findet sich in der Jubiläumsausgabe der Furche, Nr. 48, 1. Dezember.)

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hob in seiner (wegen Verhinderung von Furche-Herausgeber Heinz Nußbaumer verlesenen) Grußadresse die "geistige Weite" der Furche hervor, ihre Aufgabe bleibe die "Unterscheidung der Geister". Styria-Vorstandsvorsitzender Horst Pirker unterstrich, der Konzern sei "dankbar und stolz, die Furche im Portfolio zu haben".

Für Unterhaltung sorgte ein eigens für diesen Anlass gedrehter Film: sechs Szenen aus sechs Jahrzehnten, die modellhaft - und augenzwinkernd - den Wandel der Zeiten, welche die Furche publizistisch begleitet hat, dokumentieren; berührend die Vorführung eines Videos mit einer Botschaft des ältesten (uns bekannten) Lesers, Karl Mach aus Ternitz: dem heute 86-Jährigen ist die Furche von der ersten Ausgabe an, wie er sagt, ein Stück Orientierung gewesen.

Eindrucksvoll geriet die Lesung sechs exemplarisch ausgewählter Furche-Texte - vom ersten Leitartikel Friedrich Funders bis zu einem Essay von Franzobel über Österreich und den Fußball aus dem Jahr 2004: Elisabeth Orth und Ernst Grissemann liehen Funder, Franzobel, Ilse Aichinger, Kardinal König, Freda Meissner-Blau und Václav Havel ihre vertrauten Stimmen.

Unter den Vielen, die schon im Voraus geahnt haben müssen, dass dieser Abend ein ganz besonderer werden dürfte, war auch Willi Bründlmayer, der frankophile Spitzenwinzer aus Langenlois: Er ließ es sich nicht nehmen, dieses Fest zu sponsern - mit Grünem Veltliner, St. Laurent und Sekt vom Feinsten. Wir wussten es wohl zu schätzen!

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