Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Kirche auf katholisch
In diesem Jahr wurde vielfach darauf hingewiesen: Franz Schubert hat in all seinen Kompositionen zum Credo der Messe mindestens den einen Glaubenssatz unterschlagen, der von der „einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche” spricht. Wie geht es uns heute mit dieser Formulierung? - Wohl gemerkt: Angesprochen sind alle, quer durch die christlichen Konfessionen, stammt diese Aussage doch aus dem 4. Jahrhundert, aus einer Zeit vor allen Spaltungen also. Von alters her hat man mit diesen vier Charakteristika die Kirche
Jesu Christi umschrieben. Eins und katholisch, - „allumfassend” also dem ursprünglichen Wortverständnis nach - wurde sie gedacht, Gott zugehörig und in diesem Sinne heilig, gegründet auf die von den Aposteln weitergegebene Tradition des Wirkens Jesu Christi und in diesem Sinne apostolisch.
Das letzte Konzil hat sich in der Kirchenkonstitution (Art. 8) zu dem Eingeständnis durchgerungen, daß diese Kirche Jesu Christi nicht einfach mit der römisch katholischen gleichzusetzen sei. Katholisch bedeutet auch für Katholikinnen und Katholiken mehr und anderes, als nur nach Born zu blicken und zu hören, es muß auch einer weltweiten Vernetzung Rechnung tragen und dazu ermutigen.
Eins und katholisch kann nicht heißen: einheitlich und uniform. Es muß auch die verschiedenen Glaubenswege berücksichtigen, die von den verschiedenen Kirchen im Laufe der Geschichte gegangen wurden. Gelingen und Versagen sind hier wohl sehr breit gestreut. Ob der Dienst der Einheit, den der Bischof von Rom ausübt, nicht auch in der (allenfalls kollegial gehandhabten) Koordination solch weltweiter und auch ökumenischer (eben darin: katholischer) Vernetzung bestehen könnte, einer Vernetzung, die sich auf das unverzichtbar Wesentliche von Kirche, auf ihren Glauben an Jesus Christus und dessen Umsetzung in dieser Welt, konzentriert?
Die Zeit absolut(istisch)er Mono-zentren ist ebenso vorbei wie die Versuche weltumspannender Gleichmacherei. Politisch hat sich beides bereits erledigt. Die Zeitwende ruft uns jetzt zur Neubesinnung auf Kirche, aber dann: auf katholisch.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!