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Orthodoxie im Abendland

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Einig sind wir Christen verschiedener Konfession und Jurisdiktion uns heute im gemeinsamen Schmerz über die Tatsache der Kirchenspaltung und im gemeinsamen Bekenntnis der wesenhaft notwendigen Einheit der Kirche. Wir stehen im Gespräch miteinander. Wir wissen umeinander. Die Gegenwart stellt uns weitgehend gleiche Aufgaben, so zum Beispiel: Es geht uns im Zeitalter des Materialismus um die Prägung eines klaren christlichen Personalismus; wir müssen die alte Liturgie der Kirche dem heutigen Menschen neu zugänglich machen: Wie muß der Priester heute Seelsorge üben? Wie verkündigen wir heute das Evangelium? Wiederbelebung des Diakonates, Verwirklichung christlicher Erziehung, die christliche Familie usw. Wir leben aus dem gleichen Auftrag in der gleichen Zeit.

Alle Probleme einer „abendländischen Orthodoxie“ aufzuzeigen, führte zu weit. Aber die Problemstellung kurz zu umreißen, ist möglich.

Die von der k. k. Bürokratie „griechisch-orientalisch“ genannten Christen gehören dem nach der römisch- katholischen Kirche zahlenmäßig stärksten christlichen Glaubensverband an, der sich selbst „die eine heilige katholische und apostolische Kirche der rechtgläubigen Christen" nennt oder zur Unterscheidung von den „schismatischen" Lateinern „die Orthodoxe Katholische Kirche des Morgenlandes“.

Irgendwie ist die mit Kaiser Konstantin dem Großen beginnende Epoche bis ins zwanzigste Jahrhundert gegangen. Die letzten Verkörperet der christlichen Kaiseridee waren, in Fortsetzung der abendländischen Tradition, der Kaiser von Österreich, in Nachfolge von Byzanz, der Kaiser von Rußland. Auch die Königtümer der Bulgaren,r.-der Rumänen* deiivSeM bęn, » u.erri.cjv.tct nach dęiBieder- gang dės’Türkischen Reiches, ' lebten geistig von Byzanz. Nur noch die Körjige von Hellas sind orthodoxe Monarchen, und nur noch in Griechenland ist die Orthodoxe Kirche Staatskirche. Also befindet sich die Orthodoxe Kirche in fast all ihren Stammländern heute in mohammedanischem oder in atheistischem Milieu. Wir können leicht ermessen, wie ungeheuerlich einschneidend der Wan-

del der Verhältnisse das Kirchenleben betreffen muß. Also ist in den ehemals orthodoxen Ländern die Orthodoxe Kirche heute eine Ecclesia in partibus Infidelium. Gleichzeitig aber besteht durch die mehreren Millionen

Emigranten in allen westlichen Ländern die Orthodoxe Kirche als eine Ecclesia in Diaspora. Verständlich wird, daß die Diasporaverhältnisse ebenso einschneidend auf das Kirchenleben wirken.

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