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Theologie und Kirche

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ZÖLIBAT, GESETZ ODER FREIHEIT. Kann man ein Gesetz regeln? Fritz Leist. Rex-Verlag. 213 Seiten, DM 13.80.

Hier liegt uns die erste Veröffentlichung vor, die unter dem Namen des Autors offen und nicht mehr unter einem Pseudonym in die Diskussion um den Zölibat eingreift. Soweit dies bei einem so existentiellen Problem möglich ist, tut es der Autor auch ohne Aggression, von der die diesbezügliche Literatur leider allzusehr belastet ist.

Selbst Laientheologe, hat der Verfasser begreiflicherweise ein besonderes Interesse an dem vorliegenden Problem. Obwohl er bestrebt ist, nicht polemisch, sondern konstruktiv an die Frage heranzugehen, ist ihm das nicht gelungen. Weniger Polemik und klarere positive Argumentation hätten dem Werk ein größeres Gewicht gegeben. Wir fragen: Wozu zum Beispiel die äußerst ermüdende Polemik des Autors gegen Augustinus, wo doch jeder theologisch einigermaßen! Gebildete weiß, daß Augustinus vom Manichäismus her kam. Außerdem gab es damals noch nicht die äußerst differenzierte psychologische Analyse der Sexualität, die wir heute besitzen. Die Argumentation gegen den Zölibat als kirchliches Gesetz kann man ferner nicht einzig und allein vom psychologischen Standpunkt aus führen. Das Problem ist viel komplexer. Auch Leist vermeidet nicht den Fehler, die Unrechtmäßigkeit der kirchenrecht-lichen Forderung des Zölibates mit dem Hinweis auf die sicher nicht seltenen Fälle, in denen die eingegangene Verpflichtung nicht bewältigt wurde. So sehr diese Tatsache ernstgenornrnen werden muß, dürfte man in. der Behandlung dieses schwierigen Problems nicht übersehen, daß die Zahl jener Priester, die.im und durch das zölibatäre Leben zur vollen Bewältigung der Sexualität gelangt sind und vielfach zu überdurchschnittlichen Persönlichkeiten gereift sind, nicht gering ist. Wir wollen hier bloß auf diese Priester hinweisen, ohne damit schon für die Beibehaltung des bestehenden Zölibatsgesetzes zu argumentieren. Hätte der Autor die positive Bedeutung der Sexualität und die verschiedenen Möglichkeiten der richtigen Bewältigung derselben dargelegt, wäre sein Verdienst größer gewesen. Der Autor spricht wie viele andere von der „Überwindung der magischen Welt“ und will damit den Priesterzölibat dieser Welt zuweisen. Wir möchten die Frage, stellen, ob nicht auch nach einer anderen Richtung hin die Gefahr besteht, von neuem eine magische Welt aufzubauen, indem man die Ehe und die Geschlechtlichkeit geradezu mystifiziert. Es seien dies bloß Fragen an den Autor. Wir können aus den vorgebrachten Gründen dem vorliegenden Werk kein ungeteiltes Lob spenden und keinen bleibenden Wert zumessen.

“ . KIRCHE IN DEN SAKRAMENTEN. Alois Winklhof er. Verlag Josef Knecht, 1968, 325 Seiten, DM 19.80.

In unserer Zeit stellt sich die Frage nach der Kirche ganz intensiv. Die Frage kommt nicht nur von außen. Das Problem, sich selbst zu verstehen und das Selbstverständnis verständlich zu artikulieren, bedrängt Theologen, Seelsorger wie Gläubige. Der Auftrag der Kirche, das Zeugnis Jesu weiterzutragen, das Heil und Erbarmen Gottes je in der Zeit neu deutlich und verständlich werden zu lassen, konzentriert die Frage wesentlich auf die Verkündigung und den Vollzug der Sakramente. In den Sakramenten als den Knotenpunkten des von Gott ausgehenden Heiles und den existentiell personalen Vollzügen, ereignet sich Kirche. Auf dem Hintergrund einer den Forderungen heutigen Fragens entsprechenden Sakramententheologie gewinnt die Darstellung der Sakramente eine Perspektive, die mit manchen guten Vorschlägen Antwort auf die drängenden Pastoralen Fragen der Sakramen-tenpnaxis zu geben versucht. Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt bereits eine Fülle von Fragen, die das Leben der Christen aus der Perspektive der Sakramente berühren muß (Zur Theologie der Sonntagsheiligung; Die Frühkommunion; Taufe von Kindern religiös gleichgültiger Eltern; Erneuerung der Bußpraxis; Weihepriestertum der Frau; Unauflöslichkeit der Ehe usw.). Wertvoll und anregend sind die theologischen Anmerkungen am Ende des Buches, sie verweisen auf die entsprechende Literatur zu den aktuellen Themen.

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