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Fliegerei in Österreich

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Schon die Schuljugend für die Fliegerei zu interessieren, soll durch die Einführung des Flugmodellbaues als Lehrgegenstand an den mittleren Lehranstalten Oesterreichs erreicht werden. Diese Anregung des Aero-Clubs wird derzeit im Unterrichtsministerium auf ihre Durchführbarkeit hin geprüft. Sektionschef Doktor Vogelsang hat eine Reihe Ministerialräte mit dem Studium der Einzelheiten beauftragt, die eine solche Maßnahme in unseren mittleren Lehranstalten zur Folge haben wird.

Flugmodellbau gehört auf der ganzen Welt zu den erzieherisch wertvollsten Hilfsmitteln des Unterrichts und könnte außerdem mit der Pflege einer stolzen österreichischen Fliegertradition durch die Jugend verbunden werden, der man so viele Jahre nach dem Krieg jegliche Luftsportbetätigung verboten hatte. Hauptschwierigkeit: Geeignete Lehrkräfte. Aber auch hier will der Aero-CIub mit erfahrenen Fachleuten bis zur Heranbildung von Nachwuchs aushelfen.

Weil der Flugmodellbau dem Jugendlichen die wesentlichen Grundlagen der Fliegerei vermittelt, erfährt er sozusagen „spielend“ dadurch eine weitgehende theoretische und handwerkliche Ausbildung, die sich von der Handhabung einfacher Werkzeuge bis zur Kenntnis der grundlegenden aerodynamischen und theoretischen Grundbegriffe der Fliegerei erstreckt. Luftsport, die internationale Verkehrsfliegerei und Luftwaffe sind ebenso wie die Luftfahrt-Bodendienste aller Zweige die Interessentengruppen, die in ihren Berufen Nachwuchs suchen. Je eher die Jugend mit den Aussichten der Fliegerei-Berufe vertraut gemacht wird, je erfolgreicher wird sie sich, wie einst österreichische Flugzeugkonstrukteure, Wissenschafter und Flieger von Weltruf, dieser Tradition wieder würdig zeigen.

Dreimal wöchentlich fliegt ab 5. März 1957 die . „Ungarische Lufttransportgesellschaft“ („Malev“) wieder von Budapest nach Wien und zurück. Donnerstags wird diese Strecke über Budapest unmittelbar bis Belgrad weitergeführt, so daß Wien damit eine weitere Jugo- slawien-Direkt-Luftverbindung hat. Bekanntlich war der Luftverkehr der ungarischen Fluggesellschaft seit der Volkserhebung im November 1956 unterbrochen.

Spätestens im Mai 1957 steht den internationale Strecken besiegenden Luftverkehrsgesellschaften auf dem Flughafen Graz-Thalerhof nicht nur die durch einen entwässerten 19 m langen Rollweg und ein 115X70 m großes Vorfeld erweiterte 1500 m lange Betonrollbahn, sondern auch moderne Treibstoff-Tankanlagen und eine neuesten Anforderungen entsprechende Befeuerung zur Verfügung, so daß damit gerechnet werden kann, daß auch die zweitgrößte österreichische Stadt wieder unmittelbar an den internationalen Luftverkehr angeschlossen wird.

Auch in den Ankündigungen für den Fremdenverkehr wird nun auch wieder für die Sportfliegerei darauf hingewiesen werden können, daß in Graz Tankanlagen vorhanden sind; außerdem wird derzeit mit Touristik-Bedarfsunternehmungen im Ausland verhandelt, die während des Sommers einen Teil ihrer Touristikflüge anstatt wie vorgesehen direkt an den Wörther See, infolge Fehlens einer Betonstartbahn, nunmehr bis Graz führen werden. Die Reise-Arrangements sollen sodann mit Omnibus-Weiterfahrten bis Kärnten kombiniert werden. Soweit internationale Strecken regelmäßig beiliegende Fluggesellschaften infolge der verspäteten Fertigstellung der Grazer Flughafeneinrichtungen zum Beginn des Sommerflugplanes (Mitte April) 1957 Graz nicht mehr berücksichtigen können, bestehen auch wegen des verstärkten Interesses der steirischen Industrie für Luftfracht Absichten, auch im künftigen Winterflugplan 1957/58 darauf Bedacht zu nehmen. Graz hatte sich also nur dadurch selbst aus den Plänen der großen Fluggesellschaften ausgeschaltet, weil die Flughafen-Gesellschafter nicht schnell und ausreichend genug Mittel zum Ausbau und zur unbedingt geforderten Ausstattung des Flughafens bewilligt hatten. Eine im Dezember 1956 erfolgte Aufsichtsratssitzung bewilligte endlich die erforderlichen Mittel und hob damit den Selbstverzicht der Steiermark auf Anschluß an den Weltluftverkehr auf.

Ueber Graz führen zwei Luftstraßen; außerdem sind die Wetterverhältnisse in Wien und Graz in den meisten Fällen entgegengesetzt. Graz kann also sicherlich in vielen Fällen, in welchen Wien schlechtes Wetter hat, als Ausweichflughafen benützt werden.

Salzburg hat die erfolgreichste Fliegerschule Oesterreichs. 24S3 Stunden waren die Flugzeuge des „Oefag-Flugdienstes", der seinen Sitz auf dem Flughafen Salzburg-Maxglan hat, im Jahre 1956 in der Luft, 11.323mal starteten sie ohne jeden Unfall.

63 Typen-Umschulungen, 32 Berufspiloten- Scheine, 31 praktische Prüfungen, 16 Erweiterungen des Lernausweises und 31 theoretische Prüfungen sind neben 14 Schleppflugprüfungen, 9 Kunstflug- und 11 Nachtflugprüfungen das stolze Ergebnis der Jahresarbeit 1956 der Oefag- Fliegerschule.

Drei Fluglehrerlehrgänge und zwei Radio- Telephonie-Kurse wurden abgehalten; der privatwirtschaftlich geführten Unternehmung stehen nunmehr folgende Flugzeuge zur Verfügung Piper (für die Grundschulung), 1 Zlin- Trener für Kunstflugausbildung, 2 Jodel D 112 für Lohnfliegerei und Ueberlandflüge, 3 Cessna 172 mit Radiokompaß für Rundflug-, Lohnfliegerei- und Instrumentenflug-Vor- Schulung; schließlich noch 1 Cessna 182 mit vollständiger Blindflugausrüstung für Blindflugschulung und für Lohnfliegerei (Mietflüge).

Voriges Wochenende hielt die steirische Einsatzgruppe der „Oesterreichischen Rettungsflugwacht“ anläßlich einer Großeinsatzprobe härtester Kritik erfolgreich stand und bewältigte ein ihr gestellte Rettungs-Probeaufgabe durch Einsatz von sechs Flugzeugen, die Aerzte, Bergrettungsmänner, Krankenschwester Herta Pilz und den Suchhund „Hera“ durch Fallschirmabsprung an den angenommenen Katastrophenort auf der Handlalm im Polsterdreieck (Steiermark) absetzten, vollauf befriedigend.

Es war dies die bisher größte Rettungsübung in Europa, die von einer zivilen Rettungsflugwacht hinsichtlich der eingesetzten Flugzeuge und Menschen bisher durchgeführt wurde. „Fox Tönende Wochenschau“ hielt aus etwa 2000 m Höhe Einzelheiten der Rettungsübung im Film fest.

Die bedeutenden Annehmlichkeiten des Luftverkehrs mit den modernsten Turboprop-Groß- flugzeugen Vickers „Viscount" kommen ab Beginn des Sommerflugplanes (April) nun auch den Fluggästen der italienischen Luftverkehrsgesellschaft „LAI“ („Linee Aeree Italiane") auf den Strecken von und nach Wien—Italien usw. zugute. Dies erklärte LAI-Oesterreich-Direktor Dr. Jereb.

Bekanntlich hat diese italienische Luftverkehrsgesellschaft bereits früher sechs dieser modernsten Verkehrsflugzeuge in England bestellt, nunmehr jedoch den Auftrag auf z e h n Maschinen dieser Type erhöht.

Nach 1742 Starts waren die Sportflieger Steyrs 257 Stunden und 30 Minuten unfallsfrei im Jahre 1956 in der Luft Dieses stolze Ergebnis, das eine Verdoppelung der Luftsportleistungen gegenüber dem Vorjahr darstellt, konnte Clubpräsident Dr. Gustav Runkel anläßlich der Generalversammlung in Steyr bekanntgeben. Damit stellen sich die Steyrer flieger an die Spitze aller oberösterreichischen Luftsportvereine und in die vordere Reihe des gesamtösterreichischen Flugsports.

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