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Beim Arbeitsmarkt und seinen Herausforderungen sprach sich Minister Martin Bartenstein in Alpbach für flexible und sichere Lösungen aus.

Der Sommer bescherte Österreich mit 3,5 Millionen unselbstständigen Beschäftigten einen Rekord bei den Beschäftigungszahlen. Österreich ist dem Ziel der Vollbeschäftigung recht nahe. In Alpbach wies Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein darauf hin, dass innerhalb eines Jahres von den Unternehmen 80.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. "Sozial ist, was Arbeit schafft."

Man müsse aber auch darauf achten, wie die neuen Jobs aussehen. So mahnte im Dorf der Denker Maria Helena Andre, Generalvertreterin der Europäischen Gewerkschaften, dass es immer mehr prekäre Arbeitsverhältnisse gibt: "Wenn wir wollen, dass Arbeitende sich den Veränderungen in der Arbeitswelt stellen, müssen wir ihnen Sicherheit garantieren."

Flexible Sicherheit

Hier setzte auch Bartenstein an und verwies darauf, dass der österreichische Flexicurity-Ansatz auf sehr großes Echo innerhalb der Europäischen Union gestoßen ist. Die "Abfertigung-Neu" für alle gilt in der EU als Best-Practice-Beispiel. Das zeigt, dass ein Mehr an Flexibilität am Arbeitsmarkt mit einer erhöhten Sicherheit für die Arbeitnehmer einhergehen kann und auch soll.

Ein weiteres Beispiel für ein soziales Absicherungselement ist die Übernahme von freien Dienstnehmern in die Arbeitslosenversicherung seit 1. Jänner 2008. Die Kosten hierfür teilen sich Arbeitgeber und Dienstnehmer. Und auch Selbstständigen ist es nun möglich, sich freiwillig gegen die Arbeitslosigkeit zu versichern.

Nur mittels Flexicurity-Lösungen könne sich der österreichische Arbeitsmarkt den Herausforderungen der Zukunft stellen. Und Herausforderungen gibt es genug. Der Wettbewerb um die besten Köpfe hat voll eingesetzt, und so sind auch in Österreich Facharbeiter in einigen Branchen bereits Mangelware. Das Arbeitsmarktservice geht von 6000 bis 7000 fehlenden Facharbeitern aus. Auch hier brachte der Sommer eine Veränderung, denn es wurden im Juli 15 neue Berufe zur Liste der 50 Berufsgruppen hinzugefügt, die Arbeitskräften aus den neuen EU-Ländern in Österreich offenstehen. Bei den Maßnahmen gegen Fachkräftemangel in Österreich hat die Jugendbeschäftigung höchste Priorität.

Außerdem helfen Qualifizierungsmaßnahmen durch das AMS sowie Fachkräfte aus dem Ausland. Eine weitere Herausforderung für Unternehmen und gleichsam für den Arbeitsmarkt ist der internationale Standortwettbewerb. Die Kosten für die Arbeitsleistung stehen hier auf einem veritablen Prüfstand. Der Mensch soll aber trotzdem nicht zu kurz kommen, so Bartenstein, doch er gibt zu bedenken: "Will man den Arbeitnehmern einen stärkeren Anteil an der Wertschöpfung zukommen lassen - in Zeiten, wo ein Mehr an Lohn sofort zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit oder der Standortqualität geht - muss man von modernen Konzepten wie der Mitarbeiter-Beteiligung sprechen."

Am Erfolg teilhaben

Bei börsenotierten Firmen handelt es sich bei einer Mitarbeiter-Beteiligung um eine Kapitalbeteiligung, deren Freibeträge in Österreich bereits höher sind als in Deutschland. Trotzdem kann sich Bartenstein einen doppelt so hohen Freibetrag - derzeit 1460 Euro - pro Arbeitnehmer und Jahr vorstellen.

Um auch kleineren und mittleren Unternehmen - die eher von einer Erfolgsbeteiligung Gebrauch machen würden - ein entsprechendes Beteiligungsprogramm zur Hand zu geben, will Bartenstein steuerliche Freibeträge für Erfolgsbeteiligungen in Höhe von 1000 Euro (Gewinnbeteiligungen) einführen.

Diese Modelle sollen aber nicht als Ersatz für Lohn und Gehalt dienen, sondern zusätzlich zu den gesetzlichen Entschädigungen Anreize setzen. Auch eine gesetzliche Vorgabe sei für Bartenstein hier kontraproduktiv. "Für Arbeitgeber muss das Prinzip der Freiwilligkeit gelten."

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