Solar - © Foto: iStock/acilo

Autarkie: Der Segen des Verzichts

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Zwei erfolgreiche Selbstversuche zeigen, wie Energieautarkie hergestellt wird und wie schnell die Imperative der Wachstumsgesellschaft gebrochen werden können.

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Zwei erfolgreiche Selbstversuche zeigen, wie Energieautarkie hergestellt wird und wie schnell die Imperative der Wachstumsgesellschaft gebrochen werden können.

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Was braucht man, worauf kann man verzichten? Lukas Pawek und Franz Spreitz haben sich selbst zu Versuchskaninchen in Sachen Effizienz gemacht. Sie haben ihr Leben darauf ausgerichtet, autark zu leben. Der Elektrotechniker Franz Spreitz praktiziert das in seinem Haus im Waldviertel; und der Experte für erneuerbare Energie, Lukas Pawek, versucht, sich als Städter mit Zweitwohnsitz im Weinviertel der Nullverbrauchslinie anzunähern. Den Versuch, autark zu leben, haben sie zusammen gestartet – und unter dem Titel „Autarkie“ auch ein Buch als eine Art Handlungsanleitung geschrieben (vgl. www.autarkie.at). Ihr gemeinsames Fazit: Verzicht ist nicht das große Problem – eher schon die Änderung von Gewohnheiten und Abläufen. Was die beiden schildern, ist letztlich aber ein „Leben in Freiheit“, wie es im Untertitel des Buches heißt. Und ein Leben, das nicht in der Steinzeit oder im vergangenen Jahrhundert stattfindet – sondern genau inmitten der Technologien des 20. und noch jungen 21. Jahrhunderts.

Energie steckt in vielem. Nicht eben nur in Auto, Licht und Telefon- oder Laptop-Akku. Rund die Hälfte der weltweit verbrauchten Energiemenge fließt in die Produktion von Wärme – Wärme für Wohnräume, aber auch Prozesswärme in der Industrie. Letztere spielt allerdings keine Rolle für die beiden Autoren. Was sie sich ansehen, ist die private Seite der Effizienz. Wärme ist aber auch hier das große Thema.

Der Futtertrog des Esels

„Der Esel geht immer zum nächsten Futtertrog“ – das sagt Lukas Pawek. Und so wie der Esel mit dem Futter, so macht es der Mensch in Energiefragen. Dort aber ist der Weg zum nächsten Futtertrog eben nicht immer auch jener, der in die Zukunft weist. Allzu oft sind wir Sklaven vorhandener Energieinfrastruktur – zumeist der Einfachheit halber.

„Reduktion ist nicht beliebt und sexy“, sagt Franz Spreitz. Er lebt selbst in einem energieautarken Haus, dessen Planung, wie er selbst sagt, keine Hexerei war – und das aus aus dem vorigen Jahrhundert stammt, wie er betont. Zu planen begonnen hat Spreitz im Jahr 1992. Damals war Photovoltaik sündhaft teuer – eine Technologie aus der Raumfahrt, die sich über Taschenrechner erst den Weg in die Breite gebahnt hat. Und damit lag es auf der Hand, an anderer Stelle zu sparen: eben beim Verbrauch und vor allem auch bei der Effizienz.

Das Konzept für sein Haus ist dabei aber ebenso simpel wie logisch: Solarzellen auf dem Dach, eine zehn Jahre alte Bleibatterie, die ein Hotel in der Nähe ausgemustert hat und die in seinem Haus dann noch zehn Jahre lief – und feste Wärmedämmung. Das warʼs. Geheizt und auch gekocht wird mit Holz. Das Warmwasser wird jahreszeitenabhängig entweder mit Strom vom Dach oder mit dem Holzofen aufbereitet. Das Auto fährt mit Strom vom Dach – zumindest im Sommer. Und Franz Spreitz fährt viel: 30.000 Kilometer im Jahr, schätzt er. Aber das geht sich aus.

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