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Revolution am LKW

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Wie wir vor kurzem in Erfahrung bringen konnten, übernahm eine österreichische Firma die Generalvertretung der französischen Bennes-Marrel-Erzeugnisse. Diese Firma widmet sich mit Erfolg der Schaffung und Erzeugung von Geräten, die der Rationalisierung im Transportwesen dienen. Gerade diese Sparte wurde bisher arg vernachlässigt. Im Hinblick auf den kommenden europäischen Markt ist eine Rationalisierung und Automatisierung auch auf diesem Gebiet unerläßlich und außerordentlich vorteilhaft.

Bennes Marrel erzeugt zum Beispiel einen Wechselladekipper, der der überwiegenden Zahl von Transportunternehmern große Gewinne an Zeit und Geld bringen kann. Es handelt sich hierbei um einen Aufbau, den man auf jeden beliebigen Lkw. aufbauen kann. Diese kranähnliche Vorrichtung kann Transportwannen, .-behälter oder Plattformen auf. einen Lkw. aufsetzen, aber auch kippen oder auf den Boden absetzen. Der große Vorteil dieser Konstruktion liegt nun darin, daß diese Transportvorrichttm-gen unabhängig von dem eigentlichen Lkw. be-und entladen werden können, so daß sich durch den Einsatz des Fahrzeuges für den effektiven Transport Zeitgewinne ergeben, die die Kosten bedeutend herabsetzen. Bei Verwendung mehrerer solcher Wannen entstehen keine Stehzeiten mehr, denn Be- und Entladen erfolgen zu beliebiger Zeit und können sich, wenn dies günstig erscheint, auch über Wochen erstrecken. Der vorbeladene Transportbehälter wird dann innerhalb kürzester Zeit mit der kranähnlichen Vorrichtung auf den Lkw. aufgesetzt und am Bestimmungsort gleichfalls in kürzester Zeit wieder abgehoben. Daraus ergibt sich bei einem größeren Fuhrpark eine Ersparnis an mehreren Fahrzeugen, wenn für gewöhnlich ein Gut transportiert wird, das nicht, wie etwa auf Großbaustellen, rasch auf- und wieder abgeladen werden kann.

Es ergibt sich daraus nicht nur eine Rationalisierung des Transportes selbst, sondern auch die Betriebskosten können durch die äußerst zweckmäßige Einrichtung wesentlich vermindert werden.

Wie uns der Generalvertreter in Österreich mitteilte, kostet die Adaptierung eines Lkw. mit einem solchen Ladegerät für 5 bis 6 Tonnen Nutzlast etwa 90.000 Schilling, während die Preise der Ladewannen, Plattformen oder Container zwischen 600 und 10.000 Schilling schwanken, je nachdem, in welcher Ausführung und für welche Zwecke sie gebraucht werden. Überlegt man dabei, daß ein Lkw. an die 150.000 Schilling kostet, dann ist auch bei der Anschaffung dieses Gerätes eine wesentliche Ersparnis gegeben. Wie wir erfahren, kann es auf jeden Lkw. von 3 bis 20 Tonnen aufgebaut werden.

Den Fachmann interessiert hier die Frage, um wieviel die Transportleistung eines Lkw. durch den neuen Aufbau reduziert wird. Aber diese Sorge ist unbegründet, denn die Reduktion der Transportleistung beträgt etwa bei einem 5-Tonner nicht mehr als 300 kg, was praktisch gar nicht ins Gewicht fällt. Bei fast gleicher Tragfähigkeit ist also eine weit bessere Ausnützung eines Lastfahrzeuges gegeben, als bisher auch nur denkbar war.

Die Be- und Entladezeit beträgt beim Schrottgeschäft oft viele Stunden. Bei einem 8-Tonner kann sie zwölf Stunden in Anspruch nehmen, und eine ebensolange Zeit ist erforderlich, um das Altmaterial auf Eisenbahnwaggons umzuladen. Der Lkw. dient seiner Aufgabe des reinen Transportes also unter Umständen nur wenige Minuten und steht ansonsten zwei Tage still. Bei sonst gleichen Gegebenheiten beträgt die Gesamtzeit für Be- und Entladen des Lkw. nur 14 Minuten, sobald die Arbeit mit einem Wechselladekipper von Bennes Marrel durchgeführt wird, und zwar sind sechs Minuten für das Be- und acht Minuten für das Entladen erforderlich. Die Ladewanne kann bereits vorher dort beladen werden, wo der Schrottanfall stattfindet, und kann nun direkt vom Lkw. in den Eisenbahnwaggon entladen werden, und das noch dazu, ohne daß eine Verladerampe notwendig wäre, denn der Kipper hebt den Behälter auch hoch. Hier handelt es sich also um eine Rationalisierung, wie man sie in diesem Ausmaß in der heutigen Zeit eigentlich nicht mehr erwarten zu können glaubt. Hier erweist sich aber auch, wie sehr das Transportwesen in Bezug auf die so notwendige Rationalisierung zurückgeblieben ist. In der Industrie ist man bestrebt, Sekunden einzusparen, während man hier bei einem Arbeitsgang noch ganze Tage gewinnen kann.

Der wichtigste Teil der neuen Anlage ist die hydraulische Ladevorrichtung, die aus dem Führerhaus heraus vom Fahrer des Lkw. ohne besondere Vorbereitung allein bedient werden kann. Die Hinterachse wird durch zwei gleichfalls hydraulisch arbeitende Stützbeine entlastet, die gleichfalls vom Führerhaus aus bedient werden. Das Ladegut, also die Wannen, Plattformen usw. können, was sehr beachtlich ist, nicht nur vom Boden auf den Lkw. gehoben werden, sondern es ist auch möglich, sie aus 10 m tiefen Baugruben hochzuheben und aufzunehmen. Dadurch kann unter Umständen die Aufstellung eines Kranes und damit weitere

Kosten erspart werden. Eine rasche I Amortisation der relativ geringen Anschaffungskosten ist also auf jeden Fall gegeben.

Die neuen Wechselladekipper können aber auch für den innerbetrieblichen Transport eingesetzt werden. Die bekannte französische Lkw.-Firma Berliet etwa hat zu diesem Zweck 8 Wagen mit 13 Fahrern laufen, die ein Transportproblem von täglich 400 Tonnen Materialbewegung spielend schaffen, während früher eine fünffache Anzahl von Fahrzeugen knapp damit fertig wurde.

Wichtig erscheint uns auch noch, daß verschiedene Teile dieser Wechselladekipper in Österreich in Lizenz gebaut werden und nur die erforderliche hydraulische Anlage seitens der Firma Bennes Marrel fertig geliefert wird. Dadurch kann auch der Zoll relativ niedrig gehalten werden.

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