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Der Kombi-Verkehr hat Zukunft

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Schiene und Straße sollten im Rahmen des kombinierten Verkehrs kooperieren, statt einander -zum Schaden der Umwelt - Konkurrenz zu machen

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Schiene und Straße sollten im Rahmen des kombinierten Verkehrs kooperieren, statt einander -zum Schaden der Umwelt - Konkurrenz zu machen

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Weil der Straßengüterverkehr die Umwelt viel stärker belastet als der Transport auf der Schiene, wird oft gefordert, den Güterfernverkehr auf die Bahn zu verlegen. Sie hat in den vergangenen Jahrzehnten große Anteile am Transportvolumen an die Straße verloren. Die wichtigsten Gründe dafür .sind:

■ Lkw befördern die Güter direkt von Haus zu Haus. Das ist zeitsparend, entfällt doch das Umladen.”

■ Die Fahrzeuge können flexibel eingesetzt werden. Mit moderner Technologie kann man sogar jederzeit ihre Position orten und sie gezielt dirigieren.

■ Lkw benützen ein hochklassiges System von internationalen Schnellstraßen, das laufend erweitert wird und äußerst kostengünstig benützt werden kann.

■ Bahntransporte sind in ihrer Abwicklung komplex und bedürfen einer aufwendigen Logistik. Das fängt schon mit dem Beladen an. Oft ist es mit einem Umladen vom Lkw auf die Bahn verbunden ist. Daran schließt sich ein komplizierter Vorgang der Zugbildung. Die Waggons werden zu regionalen Zentren befördert. Dbrt werden sie entweder zu Zügen zusammengestellt, die direkt andere Verladezentren anfahren, oder sie werden über eine Kette von zentralen Verschubbahnhöfen (etwa in Wien-Kledering) weitergeleitet.

Im Zeitalter der internationalen Transporte bedarf der Schienentransport darüber hinaus der Abstimmung verschiedener Bahnsysteme. Berücksichtigt werden müssen auf den Strecken bestehende Gewichtslimits. Geregelt werden muß die Rückführung der Waggons (die im Europ-Pool vereinigten Bahnverwaltungen haben vereinbart, daß ihre Waggons im gemeinsamen Baum auch von anderen Bahnverwaltungen benützt werden dürfen. Diese Waggons erfüllen Mindesterfordernisse und sind besonders gekennzeichnet). Die moderne Datenverarbeitungstechnologie erleichtert diese komplizierten Abwicklungen. Weiters trägt die in vielen Ländern vorangetriebene Privatisierung zur größeren Flexibilität des Bahnverwaltungen und zur Abkehr vom „Vorschriftendenken” bei.

Nachtsprungverbindungen

Wie reagiert nun die Bahn, um ein attraktives Angebot zu machen? Da wird zunächst der Güterverkehr stärker den Bedürfnissen der Wirtschaft angepaßt: Analog zu den Personenwerden Güterzugfahrpläne erstellt, ein Taktverkehr angestrebt. In Österreich werden Nachtsprungverbindungen zwischen größeren Zentren angeboten. Güter, die man bis 17 Uhr aufgibt, werden bis neun Uhr des nächsten Tages beim Adressaten bereitgestellt.

Von Wien Nordwestbahnhof gehen beispielsweise 26 Züge im „Complet Cargo” zu österreichischen Verladezentren, von Krems wiederum 16 im Combi-Cargo-Verkehr. Insgesamt verkehren in Österreich täglich rund 1.800 Züge. Der kombinierte Verkehr ist nach einhelliger Meinung die zukunftsträchtige Alternative zum LKW-Fernverkehr: Mittels Lkw werden die Güter vom Absender zum nächsten Verladezentrum befördert. Dort übernimmt die Bahn den Ferntransport, um die Güter wieder an Lkw zur Anlieferung an den Adressaten zu übergeben.

Es gibt folgende Varianten des kombinierten Verkehrs:

Die rollende Landstraße: Über Kopframpen werden ganze Lastzüge auf spezielle Niederflur-Bahnwaggons verladen. Der Chauffeur fährt in einem Begleitwaggon mit.

Die Verladung von Sattelaufliegern: Sie erfolgt meist durch Kräne, die den Fahrzeugteil in einen Taschenwagen heben. Die Zugmaschine bleibt vor Ort verfügbar.

Der Wechselbehälter- und Containerverkehr: Nur der Transportbehälter wird von der Bahn befördert, nicht das Fahrzeugchassis. Die Umladung erfolgt mittels Krans.

Ein Problem stellen die unterschiedlichen Systeme dar. Das fängt mit der Abmessung der Container an: See- und Binnencontainer haben unterschiedliche Größen und Bobustheit. In den USA ist ein „Boad-Bailer”-System verbreitet: Ein modifizierter Sattelanhänger ( schwerer und solider als gängige Modelle) wird für den Schienentransport zwischen zwei Drehgestelle montiert. Das verringert den Aufwand der Bahn, die sich den Taschenwagen, auf den die Sattelanhänger sonst gehoben werden, erspart.

Der Schlüssel für die optimale Funktionsweise dieses Systems ist die Einrichtung von leistungsfähigen Terminals und Güterverkehrszentren. So läßt sich der Fernverkehr zwischen Zentren bündeln und die Züge besser auslasten. In Österreich gibt es 21 Bahnhöfe, von denen Züge im Combi Cargo-Verkehr geführt werden. Bis 2010 sollen in Deutschland 44 Güterverkehrszentren entstehen.

Bei dem wachsenden grenzüberschreitenden Güterverkehr wird die internationale Koordination des Lastenverkehrs auf der Schiene von immer größerer Bedeutung. Mit weniger als zehn Prozent Anteil spielt er derzeit immer noch eine untergeordnete Rolle. Daher werden internationale Abkommen zur Förderung des Kombi-Verkehrs geschlossen.

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