Brenner Umweltschutztunnel

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Mit dem Brenner Basistunnel wird eine moderne Schieneninfrastruktur geschaffen, die eine nachhaltige Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene ermöglicht.

Die drei neuen Alpentransversalen stellen die größten Umweltprojekte zum Schutz des Lebensraumes in diesen sensiblen Regionen dar. Der Lötschbergtunnel mit seinen 35 km ging bereits im Juni 2007 in Betrieb, der Gotthardtunnel mit 57 km wird 2017 in Betrieb genommen und die Neue Brennerbahn mit dem Basistunnel wird spätestens 2022 in Betrieb gehen. Auf der Strecke von München nach Verona gibt es dann erstmalig eine Möglichkeit, die Warentransporte größtenteils unterirdisch abzuwickeln. Was man bereits 1860 andachte, einen Scheiteltunnel am Brenner zu bauen, was man 1956 zwischen Stafflach und Sterzing (auf Initiative von Bundesminister Dr. Guido Jacocig) konzipierte, kann nun Wirklichkeit werden.

Uralter Weg über Brenner

Betrachten wir den Alpenraum, so erkennen wir, dass die Route über den Brenner stets ein begehrter Verkehrsweg war. Heute führt eine Autobahn (durchgängig eröffnet 1972) und eine 140 Jahre alte Eisenbahnstrecke mit einem derzeitigen maximalen Transportvolumen von etwa 60 Mio. Nettotonnen für Güter über den Brenner. Um 1850 wurden bereits 50.000 Tonnen Güter, damals noch mit Pferdekutschen, über den Brennerpass transportiert. Derzeit werden am Brenner etwa 25 % der Güter auf der Schiene und 75 % auf der Straße transportiert, das sind nahezu 45 Mio. Nettotonnen an Gütern auf der Autobahn. An Spitzentagen fahren bis 7000 LKW in einer Richtung über den Brenner.

Täler nicht Verkehr opfern

Steigt der Verkehr in einem prognostizierbarem Verhältnis auf Basis der vergangenen Jahre, oder erreichen Wirtschaft und individuelle Mobilität eine Grenze? Beziehen wir diese Frage auf die engen Lebensräume des Alpenraumes, dann dürfen nicht einzelne Täler den Verkehrsinfrastrukturen geopfert werden! Die derzeitigen Verkehrsinfrastrukturen, welche großteils oberirdisch verlaufen, sollten primär dem Personentransport dienen. Die Abwicklung des Verkehrs muss möglichst umweltschonend und effizient erfolgen. Der Schwerverkehr soll unterirdisch verlaufen. Dazu braucht es auch funktionale Korridore, welche den Alpenbogen in Nord-Süd Richtung unterqueren.

Wollen wir den Lebensraum in diesen engen Bergtälern des Wipp- und Eisacktales retten bzw. bewahren, müssen wir Veränderungen des derzeitigen Verkehrsverhaltens herbeiführen. Dazu gehören langfristig auch eine effiziente neue Eisenbahn mit dem Brenner Basistunnel und die entsprechenden Zulaufstrecken im Norden und im Süden des Tunnels. Die nördliche Zulaufstrecke durch das Tiroler Unterinntal soll im Jahr 2012 fertiggestellt werden. Die prioritären Abschnitte entlang der südlichen Zulaufstrecke werden ebenso mit den Umschlagterminals bis zur Inbetriebnahme des Brenner Basistunnels fertiggestellt. Zusätzlich kann bei einer Verlagerung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Schiene der Lärm im nördlichen und südlichen Wipptal für die unmittelbar betroffenen Bewohner entlang der Strecke um ca. 80 % reduziert werden.

Von Straße auf Schiene

Das Memorandum der Nordtiroler Landesregierung (4. Juni 2007) und jenes der Südtiroler Landesregierung (9. Juli 2007), sowie das von den Infrastrukturministern Österreichs und Italiens sowie den drei Landeshauptleuten unterschriebene Memorandum für den BBT gehen von einer schienenverkehrsfreundlich(er)en Verkehrspolitik aus. Nur durch die Festlegung von abgestimmten Maßnahmen, welche im Kontext zum EU-Weißbuch stehen, kann eine effiziente Verlagerung von der Straße auf die Schiene erfolgen. Die rollende Landstraße ist kein zukunftsträchtiger Weg. Die Ware muss in Containern, ohne die nutzlose Last der Transportmittel (Lastkraftwagen), auf der Schiene transportiert werden können. Dabei ist eine funktionstüchtige Organisation der Eisenbahn und der Umschlagterminals notwendig.

5500 Mio. Euro Baukosten

Das für die Einreichung vorgesehene Projekt Brenner Basistunnel besteht aus einem System mit zwei einspurigen Tunnelröhren. Nachdem am 15. November 2006 die notwendigen Bescheide rechtswirksam vorlagen, erfolgte noch am selben Tag die formelle Baueinleitung. Somit wurde mit den Bautätigkeiten im Eingangsbereich der im Süden von Innsbruck gelegenen Sillschlucht begonnen. Die Arbeiten umfassen die vorbereitende Errichtung der baulogistischen Infrastruktur. Begleitet beziehungsweise beaufsichtigt werden die Bauarbeiten durch eine von der BBT SE beauftragte, örtliche Bauaufsicht. Während die sicherheits- und gesundheitsschutzrelevanten Belange vom eingesetzten Baustellenkoordinator überwacht werden, achtet die beauftragte ökologische und die geologisch-geotechnische Bauaufsicht darauf, dass sämtliche spezifisch relevanten Bescheidauflagen eingehalten werden.

Im Rahmen der neuen Kostenschätzung wurden für sämtliche Bauwerke die Einheitspreise auf der Grundlage von mittleren europäischen Marktpreisen ermittelt. Dabei wurden sowohl Preisverzeichnisse von öffentlichen Bauherren als auch aktuelle Angebotspreise von Infrastrukturprojekten in den Ländern Österreich, Italien und Deutschland zu Grunde gelegt. Die derzeitige Kostenermittlung mit dem Bezugsjahr von 2006 weist einen Betrag von 5500 Millionen Euro und zusätzlich eine Abdeckungssumme für Risiken von 500 Millionen Euro auf. Vergleichend wurden die jetzt neu ermittelten Kosten für den 57 km langen Gotthardtunnel (67 % bereits ausgebrochen) mit 5200 Millionen Euro angegeben (mutmaßliche Endkosten: 8442 Millionen SFr.).

Am 18. Juli 2007 wurden termingerecht die Ansuchen für eine europäische Finanzierung im Rahmen der TEN-Projekte in Brüssel abgegeben. Dabei wurde für den Finanzierungszeitraum 2007-2013 um einen Beitrag von 847 Mio. Euro angesucht. Insgesamt möchte man von der EU einen Beitrag bis 2020 von 1904 Mio. Euro erhalten. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass etwa 1/3 der Finanzierung durch Europa (TEN-Projekte) und 2/3 durch die beteiligten Staaten einschließlich der Querfinanzierung durch die Autobahnen abgedeckt werden soll.

Zwei Informationszentren

Eine umfassende Information über den Brenner Basistunnel wird in den zu errichtenden Informationszentren Steinach am Brenner und Franzensfeste bereitgestellt. In Steinach ist der Bau des Informationszentrums im Bereich der Talstation der Aufstiegsanlagen Bergeralm angedacht. Auf italienischer Seite soll die vor 150 Jahren gebaute Habsburger Festung in Franzensfeste als Zentrum der Dokumentation und Kommunikation für den Basistunnel und die Zulaufstrecken ausgebaut werden.

Diese Zentren sollen der Bevölkerung und allen am Projekt Interessierten, aber auch Schülern und Schülerinnen offen stehen. Damit kann, neben einer effizienten Wahrnehmung der Jugend, gleichzeitig ein wertvoller Wissenstransfer erreicht werden.

Mit dem Brenner Basistunnel wird eine moderne Schieneninfrastruktur für den alpenquerenden Nord-Süd-Verkehr geschaffen, die wesentlich zur Verbesserung des Wettbewerbes zwischen Straße und Schiene beitragen wird. Im Besonderen im Güterverkehr wird damit die Basis für eine nachhaltige Transportentwicklung geschaffen.

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