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Innsbruck: Tor zu Europa

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Das Werden, des Ortes „Innsbruck“, seine Entwicklung zur Landeshauptstadt Tirols und seine nunmehrige Bedeutung über die Landesgrenzen hinaus sind engstens mit der hier entstandenen Brücke über den Inn verbunden, die der Siedlung den Namen gab, das Stadtwappen ziert und im Laufe der Jahrhunderte zu einem völkerverbindenden Wahrzeichen geworden ist.

Bereits über Innsbrucks erste Brücke führten wichtige Fernverkehrsstraßen. Die Ost-West-Linie des Inntales wird gerade in Innsbruck von der aus Norden kommenden uralten Paßstraße über die Porta Claudia bei Scharnitz und den im Verlaufe des Wipptales nach Süden weisenden Brenner geschnitten.

Da Kultur und Wirtschaft Mitteleuropas aus dem geistigen und wirtschaftlichen Austausch zwischen Italien und Deutschland fast ausschließlich über den Brenner und Innsbruck hinweg entscheidend beeinflußt wurden, war die einzigartige Stellung dieser Stadt als Mittlerin zwischen weitentfernten Macht-, Kultur- und Wirtschaftsräumen schon seit jeher nicht zu übersehen und war die Triebfeder für eine wohl wechselvolle, aber stetig aufwärtsführende Entwicklung.

Mit dem Aufkommen des modernen Fremdenverkehrs ist Innsbruck im Rahmen seiner unvergleichlichen Berglandschaft rasch zu einem der meistbevorzugten Reiseziele geworden und damit in den gewaltig angestiegenen Strom des internationalen Reiseverkehrs geraten.

Innsbruck genießt nicht nur in aller Welt hohen Ruf als die Stadt der Bergsteiger und Skiläufer, sondern findet auch durch den bezwingenden Reiz seines alten Stadtkerns und seine Gastlichkeit eine Unzahl von Liebhabern. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die Zahl der Frerndennächtigungen im Stadtgebiet von 343.248 Im Jahre 1949 auf 1,318.747 im Jahre 1964 angestiegen ist. Auch als Kongreßstadt hat die Stadt am Inn internationale Geltung erreicht.

Diese das Wachstum der Stadt antreibende Entwicklung wie auch ihr unermüdlicher Wille, Brücke zwischen den Völkern zu sein und zu bleiben, haben die Stadtführung vor eine Fülle kommunalpolitischer Probleme gestellt.

Damit die durch die Natur begünstigte Verkehrslage Innsbrucks und Tirols voll ausnützbar bleibt, sind Stadt und Land ständig um die Erweiterung und Verbesserung ihrer Verkehrswege bemüht.

Da der Brennerpaß als niedrigster und vor allem wintersicherer Alpenübergang auch heute noch einen Großteil des mitteleuropäischen Nord-Süd-Verkehrs an sich zieht, war die Anpassung der Brennerstraße an die heutige Verkehrsdichte und das Verkehrstempo ein Gebot der Stunde. Eine Autobahn zum Brenner ist im Bau. In ihrem Bereich liegt die Europabrücke, die als höchste Brücke des Kontinents das Wipptal in einer Höhe von 190 m überquert und als Symbol verbindender Kräfte gilt.

Für Innsbruck selbst war nicht zuletzt die Ausrichtung der so glanzvoll verlaufenen IX. Olympischen Winterspiele 1964 der Anlaß, sein innerstädtisches Straßennetz den modernen Verkehrserfordernissen anzupassen. So wurden ein großzügiger Südring mit einer weitausholenden Brücke, der Olympia-Brücke, über das Hauptbahnhofgelände geschaffen, die Nord-Durchfahrt über den Hohen Weg ausgebaut und die Straßen zu den Sportstätten sowie jene von den Außenbezirken zum Stadtzentrum verbreitert und ausgestaltet. An der schwierigen straßenmäßigen Verbindung Innsbrucks zur Brenner-Autobahn wird gearbeitet.

Seit Jahrzehnten wird zudem Innsbrucks Bergwelt durch Verkehrsanlagen verschiedener Art systematisch erschlossen. Autobuslinien, Lokalbahnen, Seilschwebebahnen und Lifts haben inzwischen Millionen von Gästen aus dem In- und Ausland befördert.

Mit dem Ansteigen des internationalen Verkehrs nach Innsbruck gewann auch der Flughafen Innsbruck, dessen Ausbau jetzt vollendet ist, immer größere Bedeutung.

Die IX. Olympischen Winterspiele 1964 in Innsbruck, deren perfekte Durchführung von internationalen Fachleuten anerkannt wurde, haben den Ruf der Stadt als Metropole des Wintersports in den Alpen noch weiter gefestigt. Seither haben die Wintersporteinrichtungen in Innsbruck und Umgebung, wie das Eisstadion, die Berg-Isel-Skisprunganlage, die Bob- und Rodelbahn sowie die Abfahrtspisten, ein kaum mehr zu steigerndes Niveau erreicht. Für ihre weitere Erhaltung ist die Stadtverwaltung laufend bemüht.

Traditionsreich und in Weiterentwicklung begriffen ist auch das kulturelle Leben Innsbrucks.

Die 1669 gegründete Universität errang bald weitreichendes Ansehen und ist bei der großen Zahl ausländischer Hörer und Gastprofessoren auf dem besten Wege, eine Europa-Universität zu werden. Der Ausbau ihrer Institute und Kliniken wird fortgesetzt. Grundsätzlich ist bereits die Errichtung einer Fakultät für das Bauwesen beschlossen. Das 3 neuerrichtete Internationale Studentenhaus bietet mehr als 500 Studentinnen und Studenten ein angenehmes Heim.

Die Geschichte des Theaters der Stadt geht weit zurück. So stand bereits im Jahre 1627 in Innsbruck als der ersten Stadt im deutschen Sprachraum ein festes Theatergebäude. 1653 wurde ein eigenes Opernhaus errichtet. Derzeit wird das Große Haus der Innsbrucker Bühne im Geiste europäischer Theaterkultur modernst ausgebaut.

Der Brückenstellung der Stadt entspricht auch das schon weit gediehene Vorhaben, in Innsbruck ein allen Anforderungen entsprechendes Kongreßhaus zu bauen. Die Notwendigkeit hiezu steht außer Zweifel.

Eine Fremdenverkehrsstadt wie Innsbruck braucht aber auch klaglos funktionierende Versorgungsanlagen. Die Bereitstellung jeder Menge reinsten Quellwassers ist schon seit mehreren Jahren gesichert, im Stadtgebiet selbst, an der untersten Slllstufe, entsteht ein weiteres städtisches Kraftwerk, und das Gaswerk wurde auf eine moderne Spaltanlage umgestellt. Für die Großkläranlage und die

Müllverbrennung sind die Planungen abgeschlossen.

Wenn diese Anlagen den 110.000 Einwohnern Innsbrucks auch große Vorteile bringen, so bereitet der Stadtführung die restlose Beseitigung der auf die Zeit des zweiten Weltkrieges zurückreichende Wohnungsnot noch große Sorgen. Trotz der erreichten Erfolge im sozialen Wohnungsbau muß der hier eingeschlagene Weg unbeirrt weiter fortgesetzt werden.

Die Verwaltung einer Gemeinde ist Arbeit am und mit Menschen. Die Bürger Innsbrucks wissen um die besondere Sendung ihrer Stadt. Sie wollen als Pioniere mitarbeiten am Brückenschlag zu den einzelnen Völkern und die Tore ihrer Stadt offenhalten für alle, die guten Willens sind. In diesem Sinne ist auch die Begründung der Partnerschaften zu den Städten Freiburg und Gre-noble zu verstehen. Die Anerkennung für dieses Verhalten war der der Landeshauptstadt Tirols kürzlich verliehene Europapreis des Europarates.

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