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Großraumplanung in Linz

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In einer Großstadt ist es mitunter nicht leicht, der Bevölkerung die Grundbedingungen menschlichen Lebens zu sichern: Luft, Wasser und einen möglichst unversehrten Kontakt mit der Natur. Diese Schwierigkeiten werden in Linz durch die hohe Industrialisierung und den beträchtlichen Anteil der Schwer- und der chemischen , Industrie besonders gesteigert. Bezüglich der Luft treten in Linz die geographische Lage und von ihr abhängende gewisse örtliche Klimabedingungen weiter verschärfend hinzu.

Im Unterschied zu Amerika, Deutschland, England, aber auch Rußland und anderen osteuropäischen Staaten, die sich um die Reinhaltung der Luft unter Aufwand beachtlicher Mittel wissenschaftlich und praktisch bemühen, gibt es in Österreich noch keine gesetzliche Grundlage, dieses Problem zu lösen. Die Stadt Linz hat deshalb eine eigene, mit modernsten Apparaten ausgerüstete Stadtklimaunter-suchungsstelle geschaffen, die sich um Windregistrierungen, Beobachtungen der Nebelfelder und chemische Untersuchungen der Luft, vor allem um eine ständige Kontrolle der schwefel-dioxydhaltigen Abgase der Industrie kümmert. Die Stadtklimauntersuchungsstelle kann den Linzern zwar keine frische Luft beschaffen, aber sie liefert wissenschaftlich unangreifbare Unterlagen, die dem Magistrat gestatten, gegen die Urheber der „Plage“ einzuschreiten. Luftverunreinigungen müssen unbedingt in einigermaßen vertretbaren' Grenzen gehalten werden, weil sich Ruß und Abgase mit dem von der Donau ausgehenden Nebel häufig zu einem dicken Smoke verbinden, der Linz nicht selten zudeckt und liegenbleibt, weil die Stadt infolge ihrer Kessellage leider sehr windarm ist.

Von kaum geringerer Bedeutung als die Sorge um die Luft ist für uns die Sicherung einwandfreien Trinkwassers. Bedauerlicherweise steht es auch mit dem Schutz der für die Stadt lebenswichtigen Grundwasserschichten, die sich außerhalb der Stadtgrenzen und damit des direkten städtischen Einflusses befinden, nicht zum besten, weil es im Land Oberösterreich kein Landesplanungsgesetz gibt, und die Erarbeitung eines bindenden Entwicklungskonzeptes für den oberösterreichischen Zentralraum, in dem Linz liegt, durch freiwillige Bestrebungen des Landes mit den betroffenen Gemeinden bisher unterblieben ist. Eine vom Institut für Raumplanung in Wien für das Amt der oberösterreichischen Landesregierung ausgearbeitete „Regionale Überschau“ vermag uns trotz ihrer wertvollen wissenschaftlichen Grundlagen nicht über den Umstand hinwegzutrösten, daß nach 1945 vor allem in Richtung zur Welser Heide viel Wald geschlägert worden ist und ausgedehnte, ziemlich ungezügelt verbaute Siedlungsgebiete entstanden sind, die — an kein Kanalisationssystem angeschlossen — mit der aus undichten Senkgruben versickernden Jauche und mit sonstigen Abwässern den Linzer Grundwasserstrom bedrohlich verunreinigen, wenn nicht gar verseuchen. Vorschläge der Stadt, die den umliegenden Gemeinden gemacht worden sind, wurden bisher kauirr'akzeptiert. Lediglich mit einigen umliegenden Gemeinden wurden Abmachungen über Entwässerung und Wasserversorgung in stadtnahen Gebieten getroffen.

Die Stadt Linz plante indessen ihr Entwässerungssystem-Süd derart, daß die Abwässer der im Bereich der Welser Heide liegenden Grundanteile der Gemeinden Leonding, Pasching, Traun und möglicherweise auch Hörsching in das Linzer Kanalnetz geleitet und in der Kläranlage Kleinmünchen gereinigt werden können. Mit den Gemeinden Leonding, Pasching und Traun konnten bereits entsprechende Übereinkommen getroffen werden. Allein die Kanalisationskosten im engeren Bereich der Welser Heide werden derzeit auf mehr als 500 Millionen Schilling geschätzt. Gemeinsinn und Gesamtplanung sind angesichts von Problemen solchen Ausmaßes unbedingt notwendig, da die einzelne beteiligte Gemeinde weder die finanzielle Kraft aufbringen kann, um sie allein zu lösen, noch die Verantwortung für die Folgen weiterer Unterlassungssünden zu tragen vermag, die bis zum Ausbruch von Epidemien oder sonstigen gesundheitlichen Schädigungen großer Teile der Bevölkerung führen können.

Es gibt beispielsweise Randgemeinden, die von der Stadt Linz das Trink- und Nutzwasser beziehen möchten und denen wir es auch gern geben wollen — allerdings erst dann, wenn die Kanalisation in diesen Gemeinden durchgeführt worden ist. Das klingt seltsam, ist aber folgerichtig: denn eine leichtere Belieferung mit Wasser steigert automatisch den Wasserverbrauch und damit die Menge des Abwassers.

Das bedeutet bei einem nicht kanalisierten Gebiet aber zugleich zunehmende Verschmutzung des Grundwassers. Dazu kann die Stadt Linz beim besten Willen nicht beitragen I Hingegen setzen wir unsere ganze Kraft für den Ausbau der Linzer Kläranlagen und für die lebenswichtige Sanierung der gesamten Wasserverhältnisse ein.

Im Sinne der bereits erwähnten Notwendigkeit, dem Städter auch einen möglichst lebendigen Kontakt mit der Natur zu erhalten, bemühen wir uns, einen ausgedehnten Grüngürtel zu erhüten, der als landschaftsbestimmendes Element um Linz wohl gegeben, aber häufig von Parzellierung und Verbauung bedroht ist. Diese Wälder und Auen sind nicht nur als Faktoren des Luft- und Wasserhaushaltes der Natur von höchstem biologischem Wert für die hochindustrialisierte Großstadt, sondern sie dienen dem vom industriellen Alltag schwer belasteten Städter auch als Erholungsgebiet und Refugium. Auch hier ist es so, daß unser Einfluß an der Stadtgrenze endet und wir mit unseren Sorgen auf das nachbarliche Verständnis angewiesen sind. Im Stadtgebiet selbst, vor allem in seinen nahezu geschlossen verbauten Teilen, ist der Magistrat bemüht, mit Grünflächen, Parks, Anlagen und Blumenbeeten die Stadt vor Versteinerung und die Städter vor seelischer Verkarstung zu bewahren. Linz ist. dank der großen Fabriken und unseres Gartenamtes, eine im doppelten Sinn des Wortes blühende Industriestadt. Unser schwieriges Hauptproblem, das allerdings nur im verständnisvollen und hilfreichen Zusammenwirken mit dem Land Oberösterreich gelöst werden kann, ist und bleibt vorläufig eine verbindliche Planung des Großraumes um die Landeshaupt Stadt.

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