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Also sprach der „Presseminister“

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Der Chef der Regierung Dänemarks, Viggo Kampmann, wird oft — ehrenhalber — als „Minister der Presse" bezeichnet. Kürzlich sprach er auf einer Versammlung von Journalisten zur Frage, ob das Fernsehen und der Rundfunk sich nicht zu einer tödlichen Gefahr für die Presse entwickeln würden. Kampmann glaubt das nicht, aber er warnte bei dieser Gelegenheit ausdrücklich vor einer Entwicklung innere- halb der Presse selbst, die diese zu einem flachen Organ der öffentlichen Unterhaltung herabdrücken und damit ihre eigenem-« Grundlagen Weinichten könne. .. ..

„Nadi.d.ers letztenHJ'aHameirtswahi wurde behauptet“, sagte Kampmann, „daß der große Verlierer dieser Wahl die Presse gewesen ist, die sich an Wirkungskraft mit dem Fernsehen nicht messen kann. Ich bin weder taub noch blind für Radio und Fernsehen und für die meinungsbildenden Kräfte, die beide besitzen. Doch ich glaube nicht, daß diese zwei für unsere Zeit so typischen Faktoren in einem solchen Grad den Bereich unserer größer gewordenen Freizeit erfüllen werden, daß für die Presse kein Platz mehr bleibt. Solange es denkende Menschen gibt, die selbständig sind in ihrer Stellungnahme zu den großen Problemen der Zeit, solange wird es diese Menschen dazu drängen, zu erfahren, was andere

selbständige Menschen zu diesen Fragen durch das geschriebene und gedruckte Wort zu sagen haben.“

Kampmann hatte aber auch eine Warnung auszusprechen: „Die Presse von heute mißachtet oft zugunsten der Neuigkeit den Hintergrund des Geschehens. Zwar erfährt der Leser rasch und leicht lesbar dargestellt alles Neue, aber diese Neuigkeiten sind oft schlecht unterbaut und sind im besten Fall gemischte Unterhaltung, deren Wert in keinem Verhältnis zu den Anstrengungen, Bemühungen und Zielen vieler verantwortungsbewußter Journalisten steht, und auch der Journalistik nicht gerecht wird — dieser merkwürdigen Mischung von Handwerk und Kunst, äußeren Einwirkungen, Inspiration und Einfallsreichtum!“

I like Tele

Wie groß ist eigentlich der Einfluß von Presse und Fernsehen auf die politische Meinungsbildung des Wählers?

Eine Untersuchung in Dänemark hat ergeben, daß bei den Parlamentswahlen im letzten Herbst Rundfunk und Fernsehen eine gewichtige Rolle gespielt haben. Die Untersuchung umfaßte eine sogenannte „repräsentative Auswahl“ des Volkes, das heißt 2000 Personen aus allen Gesellschaftsschichten. Vor

allem ist interessant, daß 40 Prozent der politisch Interessierten, die nicht die Absicht gehabt hatten, zu wählen, durch das Fernsehen zu aktiven Parteigängern geworden waren oder zumindest zu Wählern. Von den schon vorher politisch interessierten Personen, die bereits einer bestimmten Partei zuneigten, waren 16 Prozent durch Wahlsendungen veranlaßt worden, ihren po-

Plage ohne Klage

Die modernen Werbeslogans, ohne Büffeln, ohne Arbeit, einfach in Form von Spiel und Vergnügen („English is funl“) eine Fremdsprache zu lernen, haben bei den Fachleuten seit jeher Kopfschütteln ausgelöst. Besonders Latein mit seinem Formenreichtum und seiner verwickelten Satzlehre kann ganz einfach ohne Plage nicht ordentlich erlernt werden. Wie das erste Lehrbuch allerdings aussieht, kann viel Einfluß auf die Lernfreudigkeit der Eleven haben.

Hier scheint nun einem Exösterreicher über dem Wasser etwas eingefallen zu sein, was dem sagenhaften Ei des Kolumbus gleichkommt. Zumindest sind derzeit die amerikanischen Zeitungen und Magazine voll des Lobes über die Übersetzung des bekannten Bären-Kinderbuches „Winnie the Pooh" durch den einstigen Österreicher Doktor Alexander Lenard, der in Santa Catarina in Südbrasilien das Leben eines Urwaldarztes führt, ins Lateinische. „Time Magazine“ nennt die mit

litischen Standpunkt zu ändern! Das zeugt von einer meinungsbildenden Kraft des Fernsehens, wie sie kaum jemand erwartet hatte.

Von den Sendungen der einzelnen Parteien gefiel die der Sozialdemokraten am besten. An zweiter Stelle stand das Programm der titoistischen Sozialistischen Volkspartei, die von dem früheren Kommunisten Axel Larsen geführt wird. Larsens Partei konnte auch einen überraschend großen Erfolg erzielen. Vor allem gelang es ihr, die Fraktion der Kommunisten hinwegzufegen, was trotz vierzigjähriger Bemühungen keiner anderen Partei noch gelungen war.

Das Fernsehen besitzt also offenbar Möglichkeiten, die in kommenden Wahlkämpfen das politische Bild stark beeinflussen können.

Alte Besen kehren gut

Zwei völlig für sich, an sehr verschiedenen Punkten und in ganz getrennten Branchen angestellte Versuche haben kürzlich gleichlautende Ergebnisse erbracht, die das Altersproblem ebenso unsentimental wie wirkungsvoll beleuchten. Eine große amerikanische Automobilfirma, die Überseekräfte benötigte,, kam bei ihrer Eignungsprüfung zu dem überraschenden Resultat: Die besten Kräfte fanden sich in den Altersstufen zwischen vierzig und fünf und vierzig; aber auch die über Fünfundfünfzigjährigen schlossen zu 80 Prozent noch mit dem Ergebnis „überdurchschnittlich geeignet“ ab. Die meisten Dreißigjährigen dagegen erzielten nicht mehr als eben „durchschnittlich“, und von 117 Bewerbern unter dreißig schieden 109 sofort als völlig indiskutabel aus.

Bei einem Stenotypistinnen-Wettbe- werb in Stockholm erwiesen sich die Damen um die zwanzig herum als die langsamsten, sie machten aber dafür

die meisten Fehler auf der Schreibmaschine; mit dreißig verbesserte sich die Geschwindigkeit, etwas später auch die Zuverlässigkeit. In den vierziger Lebensjahren wurde die Qualitätsspitze erreicht, die dann lange Jahre anhielt.

Als Erklärung für diese Tatsachen, die selbst den schneidigsten Personalchefs einleuchten und zu denken geben sollten, geben die Psychologen an, daß sie nicht nur in der Reife, der Erfahrung und der Routine, sondern mehr in der geschlossenen Persönlichkeit der älteren zu suchen sei.

Selbstbewußt

Ein Abgeordneter der CDU CSU- Fraktion machte kürzlich dem Bundeskanzler den Vorschlag: „Herr Bundeskanzler, warum sollte man nicht die goldene Gedenkmünze, die aus Anlaß Ihres Geburtstages geprägt worden ist, als öffentliches Zahlungsmittel einführen?“ Darauf antwortete Adenauer lächelnd: „Wieso, mich würde doch keiner wechseln.“

eminenter Sachkenntnis durchgeführte Übersetzung das „Entzücken des Lateiners“ und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß das Buch ehestens für den Elementarunterricht in Latein zugelassen werde.

Das Lernen und Büffeln wird und soll zwar den Lateinschülern auch dann

nicht erspart bleiben. Es ist aber schon viel erreicht, wenn sie es an einem so liebenswürdigen, den Ernst hinter dem Humor verbergenden Lehrbuch tun. Den Erwachsenen macht die Arbeit heutzutage ohnehin wenig Freude. Da möge es dann wenigstens den Kindern angenehmer gemacht werden.

Ent-

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