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Freiheit für alle Missionare

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Verlag mit dem Druck von 250.000 Bibeln beauftragt, die bald unter die Katholiken Indonesiens verbreitet werden sollen. Bei seinem Besuch an die Insel Flores soll er einigen gegen die christliche Mission agierenden Demonstranten energisch entgegengetreten sein und ihnen höchstpersönlich die antiehristlichen Spruchbänder aus der Hand gerissen haben. Während der schweren Erkrankung Soegypranotos, des Erzbischofes von Semarang, verlangte er, daß man ihn über das Befinden des Primates auf dem Laufenden -halten sollte.

Silberstreifen

Das sind, wenn auch sehr unterschiedliche, so doch durchweg erfreuliche Zeichen eines guten Einvernehmens, und man kann Zeichen dieser Gesinnung häufig feststellen. Ob dergleichen nun in berechnender Absicht geschieht, aus Zweckmäßigkeitsgründen also, oder doch in der Überzeugung, daß die christliche Religion

für sein Volk unersetzliche Werte enthält, bleibe dahingestellt. Tatsache ist, daß die katholische Kirche mit der Entwicklung der Dinge nach 1949 nicht unzufrieden ist. Nach Äußerungen indonesischer Bischöfe wird das Prinzip der Religionsfreiheit — ungeachtet des Einreiseverbotes niederländische Missionare — großzügiger gehandhabt als selbst unter der ehemaligen niederländischen Verwaltung. Die „Agenzia Fides“, das Bulletin der Propaganda Fide in Rom, erklärte gelegentlich der Gründung der Bischöflichen Hierarchie in Indonesien (1961), bei der feierlichen Installation der sechs Erzbischöfe und 19 Bischöfe habe sich die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat überall als beispielhaft erwiesen. Und Monsignore Van der Bürgt, Erzbischof von Ponitianak, pries in seiner In-tronisationsansprache Indonesien als das Vorbild eines Landes, wo der Glaube an Gott als felsenfestes Fundament des Staates gilt.

Priester und Priesterstudenten, die ihr Leben den religiösen Interessen und der kulturellen Bildung des Volkes widmen, können unter allen Umständen auf die Protektion der Regierung rechnen. Sie wurden bei der Einführung der Wehrpflicht ohne weiteres vom Militärdienst ausgenommen. Ausländische Missionare, also auch die der niederländischen Nationalität ange-hörigen, bezahlen nicht die übliche Fremdensteuer. Für den Bau von Kir-

chen und Schulen bestimmte Materialien sind bei Einfuhr zollfrei. Niederländische Missionare unterliegen nicht den Ausweisbefehlen, und eine Aufenthaltsbewilligung, die Holländern sonst nur unter gewissen Bedingungen zuteil wird, bekommen sie vorbehaltlos. Etwa 500 niederländische Missionare arbeiten nach wie vor unbehelligt in der Seelsorge und im Unterricht. Viele ziehen es allerdings vor, sich an den Examina zu beteiligen, die

zu bestehen eine Vorbedingung ist, die indonesische Nationalität zu erwerben. Auch an die religiöse, geistige Betreuung der Soldaten dürfen Christen sich in großherziger Weise beteiligen. Weil das junge Heer nocn nicht über genügend katholische Almoseniere verfügt, wurden Laien als Katechisten eingesetzt. Eigens fürs Militär gründete man ein katholisches Retraitehaus, und jeder Soldat bekommt 5 Tage Extraurlaub jährlich, wenn er sich an den Andachtsübungen und geistlichen Erbauungsstunden beteiligt.

Ihrerseits fördert die Kirche die Entwicklung eines gesunden Nationalismus. Da ihr augenblicklich in Indonesien fast 1800 Elementarschulen mit 300.000 Schülern, 450 mittlere Schulen mit 80.000 Studenten, 63 Lehrerseminare mit nahezu 6000 Aspirantlehrern und eine Universität, die Fakultäten in Bandung, Djakarta, Jokjakarta und Madiun hat, unterstehen, sämtlich vom Staat subsidiiert, bietet sich der Kirche hierzu vollauf die Gelegenheit. Bedenkt man, daß auch in Neuguinea der Unterricht fast ausschließlich in den Händen der Mission liegt, so gibt es, angesichts der Verhältnisse im Mutterland Indonesien, was die Zukunft der Papuas anbelangt, kaum einen Grund zu Mißtrauen und Sorge.

Die vielversprechende Zusammenarbeit von Staat und Kirche in Indonesien wird unzweifelhaft beiden Teilen, vor allem aber dem jungen indonesischen Volke, in Zukunft zum Vorteil und Segen gereichen. Möge sie sich als beständig erweisen.

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