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Wo steht der Bergbauer heute?

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Nach dem vor kurzem fertiggestellten österreichischen Bergbauernkataster gibt es in Österreich derzeit rund 122.000 bergbäuerliche Betriebe, das heißt, daß von den rund 402.000 landwirtschaftlichen Betrieben fast ein Drittel bergbäuerlicher Natur ist. Eine einigermaßen gerechte Verteilung der bergbäuerlichen Förderungsmittel war vor dieser präzisen Erfassung durch den Bergbauernkataster ausgeschlossen, da früher Bergbauern gemeindeweise erfaßt wurden. Dabei kam es nicht selten vor, daß beispielsweise ein Bauernhof mitsamt dem ganzen Grundbesitz zur Gänze im Flachland, womöglich noch in Stadtnahe lag und dennoch als „Bergbauer” eingestuft war, nur weil die Gemeinde, der er zugehörte, eine Bergbauerngemeinde war. Nach dem neuen Kataster muß er es auf mindestens 20 Punkte bringen, um als Bergbauer zu gelten. Steillage, Verkehrslage, Bodenbeschaffenheit und klimatische Verhältnisse sind für dieses Punktesystem maßgeblich. Der Umfang für Förderungsmaßnahmen der Bergbauern, die zum Teil erst in Vorbereitung sind, hängt nun davon ab, auf welche Punktezahl — mindestens 20, maximal 100 Punkte — der jeweilige Hof es bringt. Wenig Punkte heißt hier wenig förderungsbedürftig (als Bergbauer), und viel Punkte heißt extrem bergbäuerliche Verhältnisse, daher besonders förderungswürdig.

Man hat also mit diesem Bergbauernkataster erst eine wesentliche Voraussetzung dafür geschaffen, um jenem in seinem menschlichen Kern so wertvollen und für unsere Volks- und Wirtschaftsstruktur absolut notwendigen Teil unseres Volkes auch eine integre wirtschaftliche Basis zu sichern, welche die drohende Gefahr eines schleichenden Rückganges bannen soll. Denn daß unter den 30.000 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben — um diese Zahl wurde Österreichs Landwirtschaft innerhalb zehn Jahren, von früher 432.000 auf 402.000, das sind sieben Prozent, vermindert — ein beträchtlicher Teil bergbäuerliche Betriebe waren, zeigt sich allein daran, daß die Abnahme in den Größenklassen zwischen 0,5 und 5 Hektar am stärksten ist, also vielfach kleinbäuerliche Berghöfe betrifft. Überhaupt scheint uns hier die Statistik schon entscheidende Hinweise für eine strukturelle Verbesserungsmöglichkeit aufzuzeigen: zwischen zehn und 20 Hektar nämlich ist die Zahl stabil geblieben, während zwischen 20 und 50 Hektar sogar eine Zunahme festzustellen ist. Letztere muß man darauf zurückführen, daß die „Kleinen” auf Grund ihrer wirtschaftlich schwierigen Position vielfach von den „Großen” aufgekauft werden. Diese Aufkäufe haben nicht nur die eigene Hofaufstockung als Beweggrund; die Bergbauerngründe für eine gewinnbringende Aufforstung zu erstehen ist da schon der weitaus gewichtigere Leitgedanke für derlei Manipulationen.

Nach dem Vorerwähnten wird man mit einem entscheidenden Rückgang der Reduzierung bäuerlicher Betriebe in den nächsten fünf Jahren kaum rechnen dürfen, da es 45 Prozent der Betriebe sind, die weniger als fünf Hektar aufweisen, beziehungsweise 83 Prozent, die unter der 20-Hektar- grenze liegen. Die Reduzierung — das darf nicht verschwiegen werden — wird allerdings teilweise konform gehen mit einer Gesundung der Überlebenden. Das Problem ist mehr ein menschliches denn ein wirtschaftliches, womit sich leider zeigt, daß auch im Bergbauerntum der wirtschaftliche Fortschritt auf Kosten der menschlichen Potenz geht. Dem siebenprozentigen Rückgang an landwirtschaftlichen Betrieben steht eine Abnahme an Land- und Forstarbeitern von rund 29 Prozent gegenüber. Davon machen die Selbständigen nur 14 Prozent aus, 32 Prozent jedoch die mithelfenden Familienmitglieder und 45 Prozent betragen die Unselbständigen.

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