Narr - © Bild: iStock/duncan1890 (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)

1. April: Der Tag der Narreteien

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Am ersten Tag des April ist man vor keinen Scherzen sicher. Doch woher rührt dieser Brauch? Eine kleine Kulturgeschichte zwischen Pseudoreligion, Meteorologie und Medien.

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Am ersten Tag des April ist man vor keinen Scherzen sicher. Doch woher rührt dieser Brauch? Eine kleine Kulturgeschichte zwischen Pseudoreligion, Meteorologie und Medien.

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„Wer auf Narren hoffend blickt, wird in den April geschickt“, heißt es in einer alten Volksweisheit. Woher der Brauch stammt, andere am 1. April zu verulken, scheint aber niemand so recht zu wissen. Was immer wieder zu Spekulationen führt, die weder auf einen gemeinsamen Nenner noch unter einen Hut zu bringen sind. Einzelne Geschichtskundige vermuten, dass der Aprilscherz auf die im Mittelalter üblichen Narrenfeste zurückgeht. Dazu gehörten Verkleidungen, Parodien religiöser Rituale sowie Satiren auf Adel und Klerus, was in diesem Fall keinerlei disziplinarische Konsequenzen zur Folge hatte.

Manche Forscher mutmaßen, dass das Verlangen, andere in den April zu schicken, auf die Franzosen zurückgehe. 1564 verlegte König Karl IX. im Zug einer umfangreichen Kalenderreform den Jahresbeginn auf den 1. Jänner. In einigen Regionen Frankreichs feierten die Menschen aber – sei es aus Unwissenheit, sei es aus Protest – den Jahresbeginn weiterhin wie bis dahin üblich am 25. März, am Fest Mariä Verkündigung, weswegen sie als Aprilnarren verspottet wurden.

Schließlich gibt es noch eine pseudo-religiöse Erklärung: Abergläubischen Überlieferungen zufolge gilt der 1. April als Geburts- und Todestag des Judas Iskariot. Es handle sich deshalb um einen Unglückstag, an dem man sich besonders vorsehen müsse. Die Quelle, aus der dem Volksglauben dieses Wissen zufloss, gehört wohl zu jenen Mysterien, die man zwar zur Kenntnis nehmen, aber niemals ergründen kann.

Eines jedoch unterliegt seit Jahrzehnten keinerlei Zweifeln: Besonders achtgeben muss, wer im April nach draußen geht. Denn in dieser Zeit gilt allemal: „April, April, der tut was er will …“ Möglicherweise ist die Wetterlaunigkeit dieses Monats die wahrscheinlichste Erklärung für die Entstehung des Aprilscherzes.

Im Gegensatz zu dessen Ursprüngen sind wir über den Begriff selbst bestens informiert. Dieser bürgerte sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. In Grimms Deutschem Wörterbuch von 1854 taucht zwar Aprilsnarr auf, nicht aber der Aprilscherz. Der wohl erste Aprilscherz in einer Zeitung wurde am 1. April 1774 in Deutschland veröffentlicht. Der Verfasser des fraglichen Beitrags behauptet, dass man nicht nur Ostereier färben, sondern auch Hühner in allen möglichen Farbtönen züchten könne. Man brauche nur die Umgebung, in der sich die Hennen aufhalten, mit der gewünschten Farbe zu bemalen; dann würde sich ihr Federkleid daran anpassen. Die Sache mit den Ostereiern war insofern aktuell, als der 1. April meist in die vorösterliche Fastenzeit fällt.

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