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Die Tradition regiert

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War man in der österreichischen Wohnbaustatistik bis vor wenigen Jahren nur daran interessiert, einmal jährlich eine sehr fragwürdige Ziffer über die fertiggestellten Wohnungen in ganz Osterreich und in den einzelnen Bundesländern auszuweisen, so geht man nunmehr einen Schritt weiter, wenn man es genau nimmt, eigentlich mehrere Schritte. Erstmals seit dem Jahre 1966 wird die amtliche Wohnbaustatistik als das betrieben, was sie sein soll: als genaue Erhebung über die Art der gebauten Wohnungen, über die Rechtsform der Wohneinheiten und schließlich auch jüngst über die Bauweise beziehungsweise das Baumaterial, das für den Wohnbau verwendet wird. Diese interessante, für den technischen Stand der Wohnbautätigkeit in Österreich aufschlußreiche Frage ist nunmehr erstmals für das Bundesland Oberösterreich erschienen, und sie zeigt, in Österreich baut man — auch wenn es teurer ist — mehr denn je traditionsgebunden.

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War man in der österreichischen Wohnbaustatistik bis vor wenigen Jahren nur daran interessiert, einmal jährlich eine sehr fragwürdige Ziffer über die fertiggestellten Wohnungen in ganz Osterreich und in den einzelnen Bundesländern auszuweisen, so geht man nunmehr einen Schritt weiter, wenn man es genau nimmt, eigentlich mehrere Schritte. Erstmals seit dem Jahre 1966 wird die amtliche Wohnbaustatistik als das betrieben, was sie sein soll: als genaue Erhebung über die Art der gebauten Wohnungen, über die Rechtsform der Wohneinheiten und schließlich auch jüngst über die Bauweise beziehungsweise das Baumaterial, das für den Wohnbau verwendet wird. Diese interessante, für den technischen Stand der Wohnbautätigkeit in Österreich aufschlußreiche Frage ist nunmehr erstmals für das Bundesland Oberösterreich erschienen, und sie zeigt, in Österreich baut man — auch wenn es teurer ist — mehr denn je traditionsgebunden.

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Die „Bau- und Bodenkorrespondenz“ hat nunmehr erstmals die neuen Daten für das Bundesland Oberösterreich veröffentlicht. Sie sind, was die Bauweise betrifft, sehr aufschlußreich, zeigen sie doch, daß konservative Bauweisen, wie Ziegelbau beziehungsweise die Verwendung von zementgebundenen Bausteinen, noch immer den Vorrang vor neuen, rationellen Bauweisen, wie Schüttbau oder Montagebau, haben. Die Quote des Fertigbaues ist selbst im in Wohnbaufragen eher progressiven Oberösterreich nach wie vor relativ niedrig.

Von 7307 im Jahre 1967 errichteten Wohnungen waren 71,4 Prozent in Ziegelbauweise beziehungsweise unter der Verwendung von zementgebundenen Bausteinen errichtet worden. Weit dahinter liegt mit 19 Prozent die Schüttbauweise, während mit 3 Prozent Montage- und Fertigteilbauweise einen ausgesprochen verschwindenden Prozentsatz Innehat.

Fast drei Viertel aller 1967 errichteten Wohnungen wurden also noch in konventioneller Bauweise errichtet. Das heißt, daß man im großen gesehen, auch wenn es Verbilligungen mit sich bringen könnte, in Österreich noch immer nicht bereit ist, rationellere Bauweisen zu akzeptieren. Gerade aber Fertigbausysteme, das haben internationale Fachleute ebenso bestätigt wie im Ausland durchgeführte Bauprogramme, bringen nur dann echte Kostenersparnisse, wenn sie in genügender Breite und bei entsprechend großen Projekten angewendet werden.

Die lapidare Feststellung, die der Autor des Artikels in der „Bau- und Bodenkorrespondenz“ trifft, der Montage- und Fertigteilbau habe bisher in Österreich kaum Fuß gefaßt, zeigt, wie wichtig hier ein Umdenken' zweifellos schon aus rein wirtschaftlichen Gründen nötig sein wird. Denn in der Deutschen Bundesrepublik werden heute bereits rund 20 Prozent der Wohnbauten in Fertigbauweise beziehungsweise unter der Verwendung von moderneren Bauformen erstellt, in Frankreich liegt der Prozentsatz bei 35, in den Städten sogar bei 45 Prozent, in den skandinavischen Ländern um 40 Prozent und in den Oststaaten, wo man zuerst billig und dann erst komfortabel bauen will, liegt der Prozentsatz mit mehr als 50 Prozent weit über dem europäischen Durchschnitt, mm

Daß sich in Österreich — denn wie man aus dem Statistischen Zentralamt hört, soll das österreichische Ergebnis nicht sehr viel besser sein als das oberösterreichische — die Montage- und Fertigbauweise ebenso wie andere zweckmäßigere und modernere Bauweisen noch nicht so durchgesetzt haben wie in anderen europäischen ■ Ländern, führt man auf mehrere Punkte zurück:

• so darauf, daß der Wohnbau in weiten Teilen Österreichs noch immer nicht großzügige Anlagen umfaßt, sondern aus Lücken beziehungsweise Kleinwohnanlagen besteht,

• daß viele Wohnbauträger stark konkurrenzieren und nebeneinander bauen, anstatt sich um einer rationelleren Auswertung moderner Bauweisen willen zu Arbeitsgemeinschaften zusammenzuschließen,

• und daß es schließlich auf dem Sektor der modernen Bauweisen, wie Fertig- und Montagebau, kaum zu einer intensiven Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Firmen sowie zu einem Erfahrungsaustausch gekommen ist.

So verfügt der Osten Österreichs trotz einer auch hier relativ geringen Nachfrage über ein ausgesprochenes Uberangebot an Firmen, die mit Betonfertigteilen Wohnungen errichten wollen, während man im Westen erst schrittweise durch Initiative einzelner Firmen sich mit dem Problem Fertigbau zu beschäftigen beginnt.

Kaum besser ist die Situation auf dem Fertighaussektor der „Häusl-bauer“, der sein Einfamilienhaus errichtet, neigt immer noch dazu, dem althergebrachten Ziegel den Vorrang zu geben. Auch hier mangelt es zweifellos an Koordination zwischen den Fertighausproduzenten, wobei einige zumeist ausländische, qualitativ minderwertige Erzeugnisse den Markt eher negativ beeinflußt haben. Schwerpunkt der Fertighausfirmen ist aber auch auf dem Einfamilienhaussektor der Osten Österreichs, sowohl einzelne Produzenten, da sie die Bedeutung gerade des Westens auf dem Einfamilienhaussektor erkannt haben, versuchen mit ihren Produkten auch dort Fuß zu fassen. Die österreichischen Einfamilienhäuser, die in Fertigbauweise erstellt werden, erfreuen sich dabei international gesehen, bereits großer Wertschätzung. So produziert

• die Firma Wenzl Ilartl einen nicht unbeträchtlichen Anteil des Fertighausprogramms für das große deutsche Versandhaus „Quelle“,

• die Firma Wagner-Häuser hat bereits in mehreren afrikanischen Staaten (zuletzt im Sudan) Fertighausfabriken erstellt und

• die Wirtschaftsgenossenschaft der Zimmermeister exportiert ihr Holzfertighaus als „Wigo-Haus“ bis in australische Gefilde.

Es zeigt sich also, daß Österreich, was die Rationalisierung auf dem Wohnbausektor betrifft, sowohl im mehrgeschossigen Wohnbau wie auch beim Einfamilienhausbau noch ein weiteres Tätigkeitsfeld vorfindet. Kenner der Materie meinen allerdings, daß neben rationellen Momenten, die für das Fertighaus sprechen, politisch starke Gründe für den Ziegel in die Schlacht geworfen werden.fizielle Altersgrenze gibt — und die Fraktion dennoch nicht so viele Pensionsanwärter hat —, dürfte Ingenieur Lust die Mühsale einer Kandidatur kaum noch einmal auf sich nehmen. Die übrigen „Pensionisten“, die man im neuen Gemeinderat vermutlich nicht mehr sehen wird, werden von der SPÖ gestellt: Hans Binder (68), Adolf Planek (66), Rudolf Sigmund (65), Josef Fischer (65).

„Pensionsverdächtig“ sind auch jene Gemeinderäte, die innerhalb der nächsten Zeit, jedenfalls aber während der nächsten Wiener Funktionsperiode die Altersgrenze erreichen werden. Auch hier stellt wieder die SPÖ die ältesten: Käthe Jonas (64), Franz Glaserer (64), Franz Graczoll (63), Leopoldine Schlinger (63), Julius Fischer (60), Emmerich Sailer (60). Von der ÖVP würden nur Frau Prof. Eleonora Hiltl (63) und Ludwig Deutsch (61), von der Drei-Mann-Fraktion der FPÖ Karl Peter (61), in der nächster*. Funktionsperiode des Gemeinderates die Pensionsgrenze überschreiten. Die politische Spitzenpromdnenz in Wien ist — von Marek abgesehen — noch weit vom Pensionsalter entfernt: Landtagspräsident Stemmer (59), Zweiter Landtagspräsident Mühlhauser (59), Wohlfahrtsstadt-rätin Jacobi (59), Vizebürgermeister Dr. Drimmel (57), Vizebürgermeister Slavik (56), Wirtschaftsstadtrat Dkfm, Dr. Prutscher (55), Personalstadtrat Bock (54), Gesundheitsstadtrat Dr. Glück (50), Baustadtrat Heller (50), Verwaltungsstadtrat Dkfm. Hintschig (50), Wa'sserstadtrat Pfoch (48), Kulturstadträtin Sandner (42), Wohnungsstadtrat Suttner (41) und Stadtwerke-Stadträtin Diplomkaulmann Dr. Schaumayer (37).

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