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Auch das Gute geschieht und das Wahre und das Schöne und der Sinn. Inmitten der Angst und der Not dieser Tage entstehen Augenblicke aus Menschenwundern, die so klein sind, dass sie den Wert der Unendlichkeit in sich zu tragen vermögen. Unscheinbarkeit eignet diesem Absoluten und Selbstvergessenheit. Fluchtbilder habe ich nämlich gesehen, die mich glauben machen in einer Weise, die dieser Wirklichkeit standhält.

Weil es auch Bilder von der Schönheit des Menschen und seiner Begabung in Sachen Gnade gibt. Weil es diese Entwürfe von Zugeneigtheit und Liebe auch gibt, erkenne ich ein Neues im Glauben, das schon einmal und wieder dagewesen ist: Es ist ein Glaube, der Wagnis ist, ganz dem zu vertrauen, was man noch nicht sieht. Es ist ein Glaube, der zur Unvollkommenheit allen Lebens steht, und der sich dem übergibt, der das große Ganze bei sich für uns hält. Es wird bereit gehalten für die Zeit, wenn wir ins Wesen kommen. Aber noch nicht jetzt.

Jetzt sind wir im Sichtbaren. Und "was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig", schreibt Paulus. Weil wir in der Zeit sind, verwoben in ein so sonderbares Zerbrechen, und wir einfach nicht begreifen und nicht ordnen können, was jetzt ist, sind der Schmerz und die Sehnsucht immer bei uns, sie begleiten unsere Wege Aber das ganz Andere geschieht in der Augenblicksgnade, die sich auch und dennoch ereignet als ein Zuspruch aus dem neuen Sein, als eine Tröstung unserer Gedanken, als die eine, einzige Hoffnung über jedem Abgrund, versichtbart in einem seltenen Moment eines kleinen Menschenwunders. Es ist ein "Stück vom Himmel" oder ein Gottesfragment, zuweilen der zärtlichsten Art, dem evangelische Theologen Henning Luther nach, der gesagt hatte: "Im Fragment ist die Ganzheit gerade als abwesende auch anwesend."

Die Autorin ist Pfarrerin an der Lutherischen Stadtkirche in Wien

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