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Schauspielhaus, Wien Der Wiener Hofkapellmeister Florian Leopold Gassmann war es, der 1766 das Waisenkind Antonio Salieri nach Wien brachte. Heute ist Gassmann noch vergessener als der angebliche Mozart-Mörder. Regisseur Hans Gratzer und Dirigent Martin Haselböck haben nun für das Schauspielhaus, Wiens derzeit interessantestes Musiktheater, Gassmanns opera buffa "La Contessina" aus dem Jahr 1770 ausgegraben. Obwohl eine Künstlergeneration vor Mozart, hat Gassmann in seinen Opern schon die schablonenhafte Abfolge einzelner Da capo-Arien aufgebrochen und nahm vor allem in den Finali Mozart vorweg.

Die Geschichte um Titelsucht und Liebe (übrigens auf Carlo Goldoni basierend) zieht einen im intimen Halbrund des Bühnenraumes sofort in ihren Bann. Das spielfreudige Ensemble gefällt in seinen quasi historischen Kostümen, auch das Orchester, die Wiener Akademie, sitzt mangels Orchestergraben kostümiert auf der Bühne. Nicht zuletzt dem geradlinigen Dirigat und den teils kultivierten Stimmen ist das Gelingen der Aufführung zu verdanken.

Michael Krassnitzer Jandl dachte Gruppe 80, Wien "Er saß an seinem Schreibtisch und dachte nach": Das reiche, um sein Leben zu beschreiben, meinte einmal Ernst Jandl. "Aus der Fremde", zur Zeit im Wiener Theater Gruppe 80 zu sehen, ist das Stück zu diesem Satz. Scheinbar passiert in dem 24-Stunden-Protokoll aus dem Leben eines Dichters wenig. Doch es öffnet sich eine Welt, die in seelische Abgründe führt.

Ein Kunstgriff schafft ironische Distanz. Die Figuren reden in der dritten Person und in der Möglichkeitsform. So wirken die kleinen Rituale einer langjährigen Beziehung (mit Elfriede Mayröcker), die alkohol- und pillengepflegten Depressionen, die Erschütterungen einer kreativen Existenz auch sehr komisch. Helmut Wiesner spielt in seiner eigenen Inszenierung den Dichter, horcht in den Text und scheint erstaunlich wenig zu hören. Mehr ist sein "Er" ein ständig Genervter als ein tatsächlich Ringender. Ruhige, innere Kraft strahlt die Frauenfigur von Helga Illich aus. Alfred Schedl fällt als Freund kaum auf. Ein Abend der insgesamt Höhen und Tiefen wenig auslotet.

Annemarie Klinger Prasser spielt 60-jähriges Bühnenjubiläum Sie ist eine Schauspielerin mit Herz und Seele: Luise Prasser. Ihr 60-jähriges Bühnenjubiläum feiert sie kurz vor ihrem 83. Geburtstag mit einer markanten Charakterfigur: sie spielt die "Königin Mutter" in Manlio Santanellis Stück. Eine streitbare Frau, ganz nach ihrem Geschmack.

Luise Prasser kennt keine Angst vor der Wahrheit: "Man muss absolut ehrlich sein beim Spielen. Man hat alles in sich. Wenn man eine Böse ist, muss man verstehen, warum sie so ist", sagt sie. Als sie beim österreichischen Fernsehen aber nur noch böse Rollen bekam, ging sie nach Deutschland, wo sie noch nicht auf einen Typ festgelegt war. Dort hat sie fast alle großen Frauenrollen gespielt. Die "Königin Mutter" ist wieder eine Böse: noch als Pflegefall will sie die Herrschaft über ihren Sohn Alfredo nicht aufgeben. "Da ist so vieles drin, was ich selbst erlebt habe" - sie ist selbst Mutter eines Sohnes. "Wenn man nicht in einigen Szenen eine Gänsehaut kriegt, haben wir etwas falsch gemacht", sagt sie und beruhigt sofort: "Lachen kann man aber auch, solche Dinge haben ja immer etwas tragisch-komisches."

Isabella Marboe

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