Bodo Hell - © Foto: Sigrid Landl

Bodo Hell: Das unstillbare Bedürfnis nach Lesen in der Landschaft

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Am 15. März wird der vielfach ausgezeichnete Autor und multimediale Performancekünstler Bodo Hell 80 Jahre alt. Der Blick auf sein Œuvre und sein aktuelles Buch zeigt die Vielschichtigkeit seines Schaffens.

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Am 15. März wird der vielfach ausgezeichnete Autor und multimediale Performancekünstler Bodo Hell 80 Jahre alt. Der Blick auf sein Œuvre und sein aktuelles Buch zeigt die Vielschichtigkeit seines Schaffens.

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„und wieder gehen wir in die Landschaft hinaus, in diese KulturNatur (wie sie gemacht wurde und wird), hinein in die unberührte oder neu entstehende NaturNatur (von der wir meinen, daß sie von selbst so und so geworden ist und sich selbst überlassen werden sollte), und wir suchen diese Landschaften auch als Nichtfachleute (Amateure/Liebhaberinnen) wahrzunehmen, mit den geliehenen Blicken von interessegeleiteten Experten (soweit es geht), mit deren speziell fokussiertem Sensorium und deren ein- und ausschließenden Nomenklaturen.“ In seinem unverwechselbaren Stil formuliert der Autor und multimediale Performancekünstler Bodo Hell in seinem eben erschienenen Buch „Begabte Bäume“ (Literaturverlag Droschl) die Ausgangssituation, aus der sich seine literarische Arbeit verstehen lässt: „das Bedürfnis nach Lesen in der Landschaft ist stets vorhanden und angesichts der Überfülle des Gebotenen unstillbar“.

Bodo Hell, der am 15. März 2023 seinen 80. Geburtstag feiert, begann seine literarische Karriere als erster Träger des 1972 ins Leben gerufenen Rauriser Literaturpreises; zahlreiche weitere Auszeichnungen sollten folgen, darunter der Erich-Fried-Preis (1991), der Preis der Literaturhäuser (2003), der Heimrad-Bäcker- und der Christine-Lavant-Preis (beide 2017) sowie der Große Kunstpreis des Landes Salzburg (2019). Besonderen Eindruck hinterließ der junge Autor bei seiner Rauriser Lesung mit einer „Weihnachtsgeschichte“, in der mit an den Nouveau Roman erinnernder Detailtreue geschildert wird, wie eine Mutter sorgsam und pflichtbewusst die häuslichen Vorbereitungen auf den Heiligen Abend verrichtet und zuletzt, während die Familie das von ihr selbst noch angestimmte „Stille Nacht“ weitersingt, „ohne Hast das Vorzimmer, die Wohnung, das Haus und die Stadt verläßt“.

Imponierende Fülle an Detailwissen

Seither ist Bodo Hell mehr als zehn Mal bei den Rauriser Literaturtagen aufgetreten, in Gasthaussälen und im Mesnerhaus, 2013 sogar in der Begräbniskapelle. Auch 2023 wird er wieder zu Gast sein, beim „Gespräch über Literatur“ – denn Hell ist außerdem ein versierter und inspirierender Leser, wie etwa seine „Wiener Vorlesungen zur Literatur“ von 1986 belegen: über literarische Referenzfiguren wie Claude Simon, Samuel Beckett, Virginia Woolf und (natürlich) Friederike Mayröcker. Dass er außerdem wie kein anderer Kommentare und Essays zu den unterschiedlichsten zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern geschrieben hat, darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben – an 90 Beispielen nachzulesen in dem umfangreichen Band „Kunstschrift“ (2017).

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