6782631-1969_49_20.jpg
Digital In Arbeit

Geschichte vom Formblatt 305 b

Werbung
Werbung
Werbung

Am 25. November des Jahres 1925, also genau vor 44 Jahren, kam Dr. Siegfried Gmelin, damals Pressereferent der im schwäbischen Dorf Wüstenrot, Mainharter Wald, neugegründeten Bausparkasse, „Gemeinschaft der Freunde“, nach Österreich. Dr. Siegfried Gmelin, der mit dem Gründer der Bausparerbewegung auf dem europäischen Kontinent, Georg Kropp, seit 1922 die erste deutsche Bausparkasse aufgebaut hatte, wollte numehr dieses System und diese Idee auch in Österreich einführen.

Schon rund 150 Jahre zuvor war in England die erste Bausparkasse gegründet worden und die Auswanderer aus Großbritannien hatten auch in der Neuen Welt, nur 50 Jahre später, dem Gedanken, daß man auch für das Ziel eines eigenen Hauses sparen sollte, zum Durchbruch verholten. Im Jahre 1922 hatte Georg Kropp diese englische Idee in modifizierter Form erstmals auf dem Kontinent ausprobiert. Daß das Bausparen dabei einer Marktlücke auf dem bisherigen Kredit- und Sparsektor, sowohl in Österreich wie in Deutschland, gerecht wurde, zeigt wohl am deutlichsten die Tatsache, daß bereits vor dem ersten Weltkrieg allein von der Bausparkasse Wüstenrot in Österreich rund 40.000 Menschen für das Bausparen gewonnen, und daß mehr als 4000 Eigenheime in ganz Österreich finanziert werden konnten.

Bis zur heutigen Größe der Bausparkasse Wüstenrot war es freilich ein weiter Weg. Von der kleinen Bausparkasse der Vorkriegszeit bis zum heute angesehenen Kreditinstitut mit einer Bilanzsumme von weit mehr als 3 Milliarden Schilling waren viele Hindernisse zu überwinden. So galt es

• Bedenken der damaligen Aufsichtsbehörde im Finanzministerium zu zerstreuen, da im Anschluß an die Gründung der Bausparkasse Wüstenrot auch viele unseriöse spekulative Unternehmungen sich des Bauspargedankens zu dubiosen Geschäften bedienen wollten,

• eine damals ziemlich verärgerte Bevölkerung, die durch Wirtschaftskrisen in ihrer Existenz bedroht war, von der Notwendigkeit zu überzeugen, daß das Eigenheim die ideale Wohnform sei,

• durch mühsame Werbevorträge die gerade in dieser Zeit oft um ihr Geld geprellten Menschen vom Wert des Sparens und des Bausparens im besonderen zu überzeugen.

Ein Wunder im Wortsinn

Als das Bausparen gerade seine erste Blüte erlebte, brach der zweite Weltkrieg aus und bald war der Hypothekenbestand dieses Institutes nur mehr wenige Schilling wert. Daß trotzdem schon bald nach dem Krieg, beim Wiederaufbau, auch die Bausparkasse Wüstenrot mit ihrer Tätigkeit begann, mutet heute wie ein Wunder an. Daß aber schon im Jahre 1945 auch wieder die Bausparer mit dem Bau von Eigenheimen bei der damals herrschenden Materialknappheit beginnen konnten, war ein Wunder im Wortsinn. Aus diesen Anfängen hat sich das Bausparen zur heutigen Höhe entwickelt. Neben der schon genannten Bilanzsumme verwaltet Wüstenrot zur Zeit in ganz Österreich 18.000 Bausparverträge mit einer Vertragssumme von 24,8 Milliarden Schilling.

Zufriedene Bausparer

Die dynamische Entwicklung ging Hand in Hand mit einer Übersiedlung der Zentrale der Bausparkasse Wüstenrot-Salzburg in ein neues, modernes Gebäude. Hier erst wurde es möglich, die gesamte Arbeit der Bausparkasse Wüstenrot für ganz Österreich in vorbildlicher Weise neu zu organisieren.

In der Hauptanstalt wird unter dem Vorstandsvorsitzenden, Dir. Walter Aichinger, der dem Betrieb als leitender Angestellter bereits seit dem Jahre 1945 angehört, ein Arbeitsstil praktiziert, der in Österreich nur wenig seinesgleichen haben dürfte. Verschwunden ist in dem modernen

Neubau die Vielzahl größerer und kleinerer Zimmer. Wenn auch aus verwaltungstechnischen Gründen die einzelnen Bundesländergruppen ihren jeweiligen gesonderten Aufgabenbereich haben, so sitzen eben diese Gruppen nicht getrennt voneinander, sie bevölkern vielmehr in einem großzügigen Arrangement der Arbeitstische einen einzigen Groß- raum, der durch zwei Stockwerke führt und um das offene Mittelfeld der riesigen Halle angeordnet ist. Der Besucher der Hauptanstalt kann sich davon überzeugen, daß trotz dieser technischen Symbiose, infolge schalldämpfender Innenarchitektur keinerlei Geräuschkulisse die allgemeine Tätigkeit behindert. Das führt dazu, daß Wüstenrot heute mit modernsten Mitteln seine Bausparerbetreuung betreibt. Trotzdem sind in dieser Hauptanstalt 203 Mitarbeiter tätig, die dafür sorgen, daß Wüstenrot-Bausparer schneller und besser bedient werden. Die Zahl mag dem Laien zunächst hoch erscheinen. Die Wüstenrot-Verantwortlichen aber sind stolz darauf, daß sie so niedrig gehalten werden konnte. Denn von der Hauptanstalt müssen in ganz Österreich 180.000 Kunden betreut werden. Vor kurzem wurde erst in der fast 45jährigen Geschichte der Bausparkasse Wüstenrot der 300.000. Bausparvertrag bei Wüstenrot abgeschlossen. Daß Wüstenrot-Bausparer zufrieden sind und immer neue Interessenten zu Wüstenrot kommen, beweist wohl am deutlichsten die Zuwachsrate dieses Institutes. Denn allein im heurigen Jahr wurden bisher um rund 50 Prozent mehr Bausparverträge abgeschlossen als im Jahre 1968. Dafür aber, daß jene Menschen, die immer wieder zu Wüstenrot kommen, auch nach Abschluß des Bausparvertrages, zufrieden sind, sorgt eine hervorragend organisierte mit supermoderner Technik ausgestattete Verwaltung in Salzburg. Stolz dieser Verwaltung ist zweifellos die Datenverarbeitungsanlage IBM 360/30, die in der Lage ist, innerhalb weniger Sekunden eine genaue Kontoauskunft über jedes bestehende Bausparkonto der Kunden in ganz Österreich zu erteilen. Neben der Hauptanstalt in Salzburg besitzt die Bausparkasse Wüstenrot in allen Landeshauptstädten Landesdirektionen, Beratungsstellen und in jedem größeren Ort in Österreich gibt es Wüstenrot-Berater. Nur durch die hervorragende Organisation ist es erklärlich, daß Wüstenrot bisher so große Leistungen erbringen konnte. Am stolzesten ist der Vorstandsvor- sitzende, Direktor Walter Aichinger, auf die finanzierten Liegenschaften, denn 43.000 Eigenheime mit 75.000 Wohnungen haben 300.000 Österreichern zu einem schönen Zuhause verholfen.

Besonders verweist man jetzt, zu Jahresschluß, darauf, daß Wüstenrot-Bausparen . steuerbegünstigt ist, so daß man als- Bausparer beachtliche Beträge an Lohn- und Einkommensteuer sparen kann, da der Staat einen wesentlichen Teil der monatlichen Sparleistung auf einen Bausparvertrag durch diese Begünstigung trägt. Hinzu kommt noch, daß ein Eigenheim nicht nur seinen Wert behält, sondern daß in den letzten Jahren Grundstücke und Eigenheime ihren Wert sogar noch wesentlich erhöhen konnten. Während man also in einer Mietwohnung, meint man bei Wüstenrot, im Laufe der Jahre ein Vermögen verwohnt, erwohnt man in seinem eigenen Heim ein wertbeständiges Vermögen.

Nur 30 Prozent Eigenmittel

Da nicht jedermann weiß, was ihm nun eigentlich geboten wird, wenn er den Weg zu Wüstenrot findet, sei hier kurz das Wesentlichste skizziert. Das Wüstenrot-Baudarlehen wird auf Grund eines abgeschlossenen Bausparvertrages gewährt. In der Regel soll der Bewerber dabei über ein Eigenkapital von 30 Prozent der Vertragssumme verfügen. Aber auch für diesen Betrag gibt es eine langjährige Einzahlungsfrist und wiederum Möglichkeiten der Finanzierung. Wenn der Bewerber sich also für ein Objekt interessiert, ist er nicht verpflichtet, gleich die erforderlichen Eigenmittel in der Höhe von 30 Prozent in seiner Brieftasche mitzubringen. Auch dafür weiß Wüstenrot einen Rat. Sie stellt dem Bewerber zur Erreichung seines Sparzieles außerdem noch drei Tarife zur Auswahl.

Drei Tarife warten

Da gibt es den Normaltarif für Bausparer, die den baldigsten Besitz eines eigenen Heimes änstreben. Daneben gibt es den Langsamspartarif für jene Bausparer, die mehr an eine möglichst lange Ausnützung der Steuervorteile für Bausparer denken. Ihnen gewährt die Bausparkasse Wüstenrot sogar 4V* Prozent p. a. als Guthabenzinsen neben der entsprechend hohen Steuerbegünstigung. Als drittes aber hat die Bausparkasse Wüstenrot vor allem an die Jugendlichen gedacht. Ein besonders begünstigter Jugendbauspartarif, der bis zu einem Höchstalter von 25 Jahren bei Vertragsabschluß Verwendung findet, ermöglicht bei kleinen Ansparraten und ebenfalls 4*/2prozentiger Verzinsung auch jungen Leuten zeitgerecht die Möglichkeit, ein eigenes Heim oder eine eigene Wohnung zu erreichen.

Auf die Frage, ob die Jugend heute wirklich noch an solche Ziele denkt, antworten daher die Herren von der Verwaltung: „Sie glauben nicht, wie viele junge Leute zu uns kommen, um selbständig einen solchen Vertrag abzuschließen. Lehrlinge mit 16 und 17 Jahren lassen sich beraten und finden Geschmack an dem, was wir ihnen zu bieten haben. Schließlich werden ja auch die Lehrlinge heute bereits so gut entschädigt, daß sie bei vernünftigem Sparsinn leicht ihren Verpflichtungen für die nächsten Jahre, bis zur Erfüllung ihres Traums, nachkommen können.“ Natürlich wollen, wie bereits angedeutet, nicht alle Leute, die zu Wüstenrot kommen, auch wirklich bauen. Aber auch sie können die steuerlichen Begünstigungen in Anspruch nehmen, wenn sie ihr Geld mindestens fünf Jahre lang bei der Bausparkasse liegenlassen. Nun meinen die Herren von Wüstenrot, das sei eben das Geheimnis und die Geschichte des Formblattes 305 b, mit dem heute jeder beim Finanzamt mit Hilfe eines Bausparvertrages die Steuerbegünstigung erhält

West-Ost-Gefälle

Während in Vorarlberg, wo im Durchschnitt bereits jeder sechste Landesbürger einen Bausparvertrag besitzt, die Baufreudigkeit am größten ist, liegt Salzburg nach Oberösterreich an dritter Stelle. Hier hat jeder dreiundvierzigste Landesbürger einen Bausparvertrag. Schlechter steht es damit noch in Ostösterreich, hier sei ein gewaltiger Nachholbedarf festzustellen, meint man bei Wüstenrot. Aber gerade die Ab-

Schlußergebnisse der letzten Jahne und des heurigen Jahres zeigen deutlich, daß nunmehr auch in Ostösterreich der alemannische Spruch aus Vorarlberg: „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Die Bausparkasse Wüstenrat wird heute, weil sie auch Sparformen, wie das Wüstenrot Einlagebuch (das bei Wüstenrot übliche Sparbuch) und die Wüstenrot-Schuldverschreibung als festverzinsliches Wertpapier anbieten kann, nicht zu unrecht als Bausparkasse der vielen Möglichkeiten angepriesen. Wüstenrot ist damit auch in der Lage, seinen Kunden nicht nur auf dem Bausparsektor, sondern auch im Rahmen der Kapitalsanlage beste Beratung zu gewähren. Neben den Mitarbeitern in der Hauptanstalt, in den Landesdirektionen und Beratungsstellen, stehen mehr als 1300 Wüstenrot- Fachberater in ganz Österreich für diese Fragen zur Verfügung.

Für den kleinen Mann

In Österreich stammen heute rund 83 Prozent der Wüstenrot-Kunden aus Arbeiter- und Angestelltenkreisen. Dies beweist, daß Bausparen keineswegs eine Sparform für „Kapitalisten“ ist, sondern daß auch der vielzitierte „kleine Mann“ durchaus die Chance hat, sich etwas „auf die Seite zu legen“ und das Ziel, ein kleines Eigenheim mit einem Stück Garten, zu erreichen. Besonders für jene Kunden hat Wüstenrot einen verstärkten Beratungsdienst dadurch aufbauen können, daß sie innerhalb des letzten Jahres mit zahlreichen Geldinstituten zusammenarbeitet. So wurde mit der Bank für Arbeit und Wirtschaft, der Creditan- stalt, der Länderbank, dem österreichischen Credit-Institut, der Oberbank, der Bank für Tirol und Vorarlberg, der Bank für Kärnten, der Eisenstädter Bank, wie auch mit einzelnen Volkebanken und anderen Instituten ein Arbeitsüberein- kommen erzielt, das es jedem* Kunden, auch in den Städten, ermöglicht, bei den Filialen dieser Geldinstitute einen Wüstenrot-Bausparvertrag abzuschließen oder sich über die Vorteile des Wüstenrot-Bausparens beraten zu lassen.

Wüstenrot hat sich aber für seinen Beratungsdienst noch etwas Neues einfallen lassen. Wüsterotbussa, bestückt mit Hausmodellen, fahren durch ganz Österreich und sind heute sozusagen zu den fahrbaren Beratungsstellen der Bausparkasse Wüstenrot geworden. Sprechtage, Lichtbildervorträge, Modellausstellungen — all das trägt dazu bei, daß nach genau 44 Jahren der Wüstenrotgedanke und damit der Bauspargedanke in Österreich nach wie vor jung und dynamisch geblieben ist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung