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Mitgeschaut — mitgeredet
Seiner Aufgabe, politische Informationen über aktuelle Angelegenheiten zu geben, wurde das österreichische Fernsehen in der vergangenen Woche mit der großen Diskussion über Südtirol in vorbildlicher Weise gerecht. Das Fernsehen war an einer Verschärfung der österreichisch-italienischen Beziehungen nicht ganz unschuldig, da es nach dem Linzer Prozeß den Freigesprochenen noch die Möglichkeit gegeben hatte, sich selbst und ihre Ansichten hunderttausenden Österreichern vorzustellen. Gegen diese unverantwortliche Fernsehsendung hatte sich in der österreichischen Öffentlichkeit starker Protest erhoben, auch die österreichischen Bischöfe hatten in einer Erklärung zu Südtirol, die sie in einer außerordentlichen Bischofskonferenz in Wien gefaßt hatten, diese Sendung schärfstens abgelehnt. Schließlich hatte auch die Leitung des Österreichischen Rundfunks einhellig diese Sendung verurteilt. Generalintendant Bacher versicherte, daß in Zukunft derartige politische Entgleisungen unterbleiben werden.
Am Freitagabend diskutierten also dann unter Leitung von Fernsehdirektor Dr. Zilk Außenminister Dr. Toncic, der Innsbrucker Universitätsprofessor Ermacora und eine Reihe von Journalisten, unter ihnen auch der Chefredakteur des österreichischen Rundfunks, Alphons Dalma. Wenn diese Sendung einleitend als vorbildlich bezeichnet wurde, so bezieht sich dies in erster Linie auf die Tatsache, daß im österreichischen Fernsehen zu diesen aktuellen Problemen in breiter Form und unter Beteiligung verantwortlicher Persönlichkeiten Stellung genommen wurde und naturgemäß nicht auf die Diskussionsbeiträge im einzelnen, die sehr unterschiedlich waren.
Im allgemeinen aber muß man nun sagen, daß es eine sachliche Diskussion war, wenngleich die Gefahr spürbar war, einer nationalistischen Welle in Italien einen ebenso nationalistischen österreichischen Justamentstandpunkt entgegenzusetzen. Der Außenminister stellte klar, daß Österreich alles tun werde, was in seiner Macht stehe, um eine Tätigkeit der Terroristen von seinem Boden aus zu verhindern und daß es mit Italien weiter verhandeln werde, zäh und hart, auch wenn sich heute auf italienischer Seite keine besondere Verhandlungsbereitschaft zeige. Alphons Dalma bewies seine Fähigkeiten als politischer Kommentator. Aber auch hier zeigte sich die Schwierigkeit seiner Stellung. Ob die Überlegungen des Kommentators Dalma, daß Italien mit seiner Blockierung der EWG-Verhandlungen Österreichs gewissermaßen die Geschäfte Rußlands besorge, stimmen, ist eine Sache. Ob sie der Chefredakteur des österreichischen Rundfunks in einer Diskussion öffentlich aussprechen soll, eine andere.
In der Diskussion wurde auch wieder die mangelnde nationale Einheit Österreichs in dieser nationalen Frage beklagt. Es wäre jedoch eine Verzeichnung, würde man dies allein den Parteien, das heißt hier konkret den Oppositionsparteien, zur Last legen. In erster Linie sollte die Regierungspartei hier ein Musterbeispiel an Einigkeit geben; wovon aber, wie die Querschüsse gegen den amtierenden Außenminister aus den eigenen Reihen beweisen — bei der Diskussion wurde dies nur zart angedeutet —, heute wenig zu spüren ist.
Nun sahen wir die zweite Fortsetzung der „Raumpatrouille“. Weitere werden folgen und uns von den phantastischen Abenteuern des Raumschiffes Orion im Jahre 3000 berichten. Es ist eine typisch deutsche Produktion in ihrer techi-nischen Perfektheit, in ihrer wissenschaftlichen Phantasie und auch in dem Ernst, mit dem sie sich selbst nimmt. Ein leise aufkeimender Verdacht, es hier mit einer Persiflage von „Science-fiction“ zu tun zu haben, wurde rasch beseitigt. Aber je ernster sie sich nehmen, desto mehr macht es uns Spaß.
Die „Horizonte“, die in ihrer letzten Sendung mit dem Beitrag über Südtirol so peinlich danebengegriffen hatten, kamen diesmal ganz unpolitisch. Die Frauen und ihre Sorgen war das Thema. Von den Waschmitteln ging es über die Bauchtanzschulen bis zu den Schicksalen der österreichischen Schönheitsköniginnen.
Nestroy hat unendlich viele Theaterstücke geschrieben, ausgezeichnete, gute, durchschnittliche und manche, die bis heute nicht einmal aufgeführt wurden. Zu den letzteren gehört die Posse „Umsonst“, die wir am Sonntag sahen. Ob sich die Mühe des Ausgrabens bei diesem Stück gelohnt hat, bleibt dahingestellt.
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