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Nichts als Schwierigkeiten

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Der israelische Plan ist aber mit großen politischen Schwierigkeiten verbunden. Im Jahre 1968 wird Großbritannien endgültig Aden und den Südgipfel der arabischen Halbinsel verlassen und auch das Los von Djibuti und Französisch-Somaliland ist noch nicht völlig klar. Es besteht auch hier die Möglichkeit, daß in Zukunft eine unabhängige Regierung, die von Ägypten stark beeinflußt wird, entstehen kann. In solch einem Falle besteht die Möglichkeit einer Blockierung der Suezzufahrt nach Israel noch in der Meerenge von Aden. Hier wird natürlich die Frage aufgeworfen werden müssen, ob man eine internationale Durchfahrtsstraße in internationalen Ge wässern blockieren darf (der Suezkanal befindet sich auf ägyptischem Hoheitsgebiet).

Ägypten reagiert besorgt

Jedenfalls wurde die Nachricht der Planung eines israelischen Suezkanals von allen arabischen Staaten auf gegriffen. Die Gegner Nassers, wie zum Beispiel Libanon und Tune- siien, maßen dieser Nachricht große Wichtigkeit zu, um damit ihrem politischen Gegenspieler einen Schlag zu versetzen. Auch in Ägypten hörte man die Nachricht mit Besorgnis.

Ing. Meir Batz fundiert seinen Plan auf den Bedürfnissen der Weltwirtschaft im Jahre 2000. Nach den Statistiken der UNO wird in diesem

Jahr die Bevölkerung der Erde sich von heute drei Milliarden auf

6,3 Milliarden Seelen vergrößern (1,7 Milliarden in China, 2,2 Milliarden in anderen Teilen Ostasiens und 517 Millionen in Afrika), zirka

4,5 Milliarden Seelen der Bevölkerung der Erde werden allein mit Hilfe des schmalen Suezkanals mit Europa und Teilen Amerikas verbunden sein. Schon in allernächster Zukunft werden größere Schiffe Afrika umkreisen müssen, weil der Suezkanal für sie zu eng sein wird.

Vierzig Kilometer langer Tunnel

Von den 287 km ist der Bau von 160 km des neu geplanten Kanals kaum mit Schwierigkeiten verbunden. Doch die restliche Strecke befindet sich auf topographisch schwierigem Gebiet. Es muß das Negew- gebirge überquert werden, welches bis zu einer Höhe von zirka 500 Meter über dem Meeresspiegel ansteigt, und aus felsigem Granitgestein besteht. Ing. Batz schlägt den Bau eines Riesentunnels durch den Negew in Länge von 40 km, in Höhe von 52 Metern und in einer Breite von 72 Metern vor. Solch ein großer Tunnel ermöglicht die Durchfahrt der oben genannten Riesentanker bis zu 225.000 Tonnen. Im offenen Gelände soll die Breite des Kanals sich auf zirka 140 Meter belaufen, so daß mindestens zwei Riesentanker parallel den Kanal passieren können.

Ing. Batz hat errechnet, daß man bei dem Bau dieses Kanals zirka neun Milliarden Kubikmeter Erde entfernen muß und weitere 100 Millionen Kubikmeter Felsen wird sprengen müssen. Diese Erdarbeiten allein werden seiner Schätzung nach sich auf 1,3 Milliarden Dollar belaufen. Weitere 130 Millionen Dollar müssen für Planungsarbeiten ausgegeben werden. 260 Millionen Dollar müssen als Entschädigung an die Bodenbesitzer bezahlt werden, 250 Millionen Dollar werden die atomaren Sprengungen, die für den Bau nötig .sind, kosten. Die Betonierung des Kanals wird sich auf 650 Millionen Dollar belaufen und weitere 360 Millionen Dollar sind als Reserve für unvorhergesehene Ausgaben vorgesehen.

Der „israelische Lesseps“ sieht eine Möglichkeit, daß dieser geplante Kanal auch noch zur Erzeugung von zirka einer Milliarde kWh elektrischen Stroms gebraucht werden kann. Zu diesem Zweck plant Ing. Batz einen Zweigkanal, der das Meerwasser vom Schiffahrtskanal in einem Gefälle von fast 300 Metern in das Tote Meer leiten soll. Dadurch könnte auch die Gewinnung von Chemikalien im Toten Meer erweitert werden. Das Meerwasser des Kanals kann ferner zur Kühlung von in Zukunft zu errichtenden Atom reaktoren dienen. Ungefähr in der Mitte des Kanals könnte man einen Binnenhafen errichten, um die Erze, Phosphate und andere Bodenschätze direkt per Schiff von der Grube in die Exportländer zu befördern.

Bis jetzt haben sich noch keine Großkapitalisten für den Batz-Plan interessiert. Der Kanalplaner schlägt vor, daß der Staat Israel die Planungsarbeiten allein finanzieren soll und die Bauarbeiten mit Hilfe der Gelder amerikanischer Juden beginnen soll. Zirka zwei Prozent des Jahreseinkommens der amerikanischen Juden belaufen sich auf

1,5 Milliarden Dollar, die nach Ansicht von Ing. Batz eine ausgezeichnete Investition darstellen könnten. Er hat errechnet, daß die Beförderung von 80 Millionen Tonnen Waren pro Jahr genügen würde, um die Investition der Gelder mit einer achtprozentigen Verzinsung innerhalb von 14 Jahren zurückzuzahlen. Hierzu möchte ich bemerken, daß durch den Suezkanal jährlich 172 Millionen Tonnen Waren befördert werden. Sollte sich die jährlich beförderte Ware im israelischen Kanal auch auf nur 50 Millionen Tonnen belaufen, so kann die Investition der Gelder mit acht Prozent Zinsen in 25 Jahren zurückgezahlt werden.

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