Homosexuellen-Ehe: Und die Kinder?

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Am 1. August tritt in Deutschland das neue Lebenspartnerschaftsgesetz in Kraft.

Der Zug Richtung Homo-Ehe scheint - in Österreich mit Verspätung - unaufhaltbar in Fahrt. Nach Einsprüchen der Bundesländer Bayern und Sachsen haben die Karlsruher Verfassungsrichter vergangene Woche entschieden, dass das Lebenspartnerschaftsgesetz planmäßig zum 1. August in der Bundesrepublik in Kraft treten kann. Schon am selben Tag wollen die ersten schwulen und lesbischen Paare vor das Standesamt treten.

Mit ihrem Urteil haben die Richter einen Paradigmenwechsel vollzogen, was den gesellschaftlichen Stellenwert von Mann und Frau in Ehe und Familie betrifft, einer Lebensform, die bislang als Keimzelle des Staates galt. Nicht nur, dass der Gesetzgeber damit die verfassungsmäßige Vorrangstellung von Ehe und Familie und deren bisherigen besonderen Schutz einebnet, er stellt auch frühere Wertentscheidungen zu ihren Gunsten infrage. Beim Begriff Ehe und Familie wird von biologischen Differenzen abgesehen. Erstmal soll auch, wenn Kinder im Haushalt leben der Partner, der nicht Vater oder Mutter ist, ein "kleines Sorgerecht" erhalten. Das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare ist zwar (noch) ausgeklammert, wird aber von Schwulen- und Lesbenlobbys nach dem Vorbild nordischer Länder sowie Holland weiterhin vehement angestrebt.

Aber - und das wird momentan noch gar nicht bedacht - mit dem Richterspruch wird auch Kinderpolitik gemacht. Es ist abzusehen, wie der jetzt schon vielfach undurchschaubare Beziehungsalltag moderner Kindheit um ein weiteres Stück verwirrender wird. Und wie der Kuddelmuddel elterlicher "Beziehungskisten" um eine weitere, noch dazu staatlich legitimierte Facette vergrößert wird.

Wenn schon jetzt - wie der deutsche Soziologe Ulrich Beck so treffend charakterisiert - gilt, dass "nicht mehr klar ist, ob man heiratet, wann man heiratet, ob man zusammenlebt und nicht heiratet, heiratet und nicht zusammenlebt, ob man das Kind innerhalb oder außerhalb der Familie empfängt oder aufzieht mit dem, mit dem man zusammenlebt, oder mit dem, den man liebt, der aber mit einer anderen zusammenlebt, vor oder nach der Karriere oder mittendrin", so tun sich für die Zukunft ganz neue Beziehungskonstellationen auf.

Leihmütter & Klone

Schließlich werden sich, wenn die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare gesetzlich möglich sein wird, Heranwachsende künftig vermehrt mit gänzlich neuen Formen der Elternschaft abfinden müssen. Statt traditioneller Elternschaft mit Vater und Mutter, alleinerziehender Mutter oder alleinerziehendem Vater, Stiefeltern oder Großeltern werden sie zunehmend mit Vater-Vater-Eltern und Doppelmüttern konfrontiert sein. Oder mit Beziehungsungetümen wie der Zwei-Mütter-ein-Vater-Elternschaft. Dann, wenn beispielsweise das "gemeinsame" Kind zu Mutter A (leiblich) und Mutter B (lesbische Partnerin von A, an Stelle des per Scheidung entsorgten Ex-Ehepartners und Kindesvaters) gehört. Oder wieder doch nicht gehört, weil ja der leibliche Vater (bekannt oder unbekannt) in jedem Fall der Vater bleibt und der Adoption durch Mutter B zustimmen kann oder auch nicht. Als Horrorvision stehen die von homosexuellen Vätern gezeugten und von Leihmüttern geborenen Kinder im Raum oder gar Kinder, die mittels Klontechnik aus der Erbinformation zweier Männer zusammengemixt sind.

Damit ist angedeutet, was in der bisherigen Diskussion um homosexuelle Familie und "Ehe" völlig untergeht: Die Frage nach dem Kindeswohl. Kann in einer Homo-Ehe ein vollwertiges, entwicklungspsychologisch ausgewogenes Verhältnis zum Kind entstehen? Ist ein gleichgeschlechtliches Elternpaar im Interesse des Kindeswohls? Was bisher deutlich wird, ist, dass nicht das Wohl des Kindes, sondern die Ansprüche und Bedürfnisse des homosexuellen Paares nach Kindern im Vordergrund stehen. Alleiniger Zweck einer Adoption kann aber nur sein, einem Kind zu einer vollständigen Familie zu verhelfen. Die Befriedigung des Kinderwunsches der Adoptionswilligen hat dabei nur zweitrangige Bedeutung. Die künftige Generation hat nicht Objekt unserer Bedürfnisse, sondern Subjekt unserer Sorge zu sein.

Wie würden Kinder votieren, wenn sie sich politisch zur gegeben Frage äußern könnten? Ich bin mir sicher, sie würden mit Vehemenz ihr grundsätzliches Recht auf Vater undMutter einklagen, sodass ein möglichst natürliches Kindesverhältnis entsteht. Ein gleichgeschlechtliches Paar kann das nicht bieten.

Was soll Norm sein?

Die Entscheidung von Menschen, ihren Lebensentwurf in anderen Formen der Partnerschaft zu suchen, ist zu respektieren. Auch in solchen Beziehungen können Werte gelebt werden, die für unsere Gesellschaft grundlegend sind. Allerdings ist die Gleichstellung von Ehe und Familie mit gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften spätestens dann sehr kritisch zu beurteilen, wenn Kinder mit ins (Beziehungs)Spiel treten. Wer das nicht bedenkt tut so, als käme es bei der Partnerschaft auf Kinder gar nicht an.

Aus kinderpsychologischer Sicht kann jene Argumentation, wonach homosexuelle Elternschaft durch die faktische Einstellungsänderung in der Gesellschaft legitimiert wird, keinesfalls unterstützt werden. Gegen Zeitgeist und vermeintlichen Wählerwillen geht es dagegen um die Frage, was langfristig mit guten Gründen als gesellschaftliche Norm gewünscht werden kann. Da hat die klassische Familie noch immer die Nase vorn. Das zu sagen hat der Staat verlernt. Nur zu predigen, was der Zeitgeist fordert, dazu braucht man auch keine Kirche.

Heinz Zangerle

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