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Persönliche Gastfreundschaft

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Vielleicht ist das Geheimnis des doch bedeutenden Erfolges, den der Salzburger Fremdenverkehr innerhalb Österreichs, aiber auch im internationalen Vergleich erzielen konnte, darin zu sehen, daß das Salzburger Angebot, welches eine anerkannt schöne und oftmals ■wildromantische Landschaft beinhaltet, in der die Stadt Salzburg einem kostbaren Edelstein vergleichbar eingebettet ist, nicht nur den bekannt hohen Standard des österreichischen Gastgewerbes, sondern auch die persönliche Gastfreundschaft des Salzburgers umfaßt. Schon wenn der fremde Gast in unsere Sommerfrischen und Ferienorte kommt, wird in ihm ein eigenartiges Gefühl aufsteigen, wenn ihn die Kinder, aiber auch die Erwachsenen

und ganz besonders die alten Menschen, denen er auf der Straße oder in den Gasthöfen begegnet, mit einem herzlichen „Grüß Gott“ begrüßen. Ich glaube, ab dem Augenblick, aib dem der erste Willkommensgruß in solcher Weise gewechselt wurde, ist der fremde Gast in unserem Heimatland nicht mehr fremd, sondern ist eingeschlossen in die Welt des Dorfes oder in die Welt des Hauses, in der er seinen Urlaub zu verbringen die Absicht hat.

Gastlichkeit könnte gesehen werden allein als der Dienst, den Hotellerie und Gastgewerbe und Privatvermieter um des Geldes willen, das sie dafür erhalten, ihren Gästen leisten. Es wäre dies jene Gastlichkeit, die uns überall in der Welt, wenn wir unterwegs sind, dargeboten wird. In unserem Land — und ich darf stolz sein, daß dies auch heute noch so ist — geht die Gastlichkeit über die Räume der Hotels und der ländlichen gastgewerblichen Betriebe weit hinaus. Der Gast,

der in unsere Orte kommt, ist nicht mehr nur Gast seines Unterkunftshauses, er ist heute Gast eines ganzen Ortes und Gast des ganzen Landes.

Ich habe immer den großen Idealismus bewundert, mit dem die Menschen in unseren Orten, ob sie nun Gewerbetreibende sind und vom Fremdenverkehr her ihre Existenz erhalten oder ob es freiwillige Helfer sind, die oft ihre ganze Freiheit in den Dienst des Fremdenverkehrs stellen, ihre Arbeitt leisten. Es ist dies jene große Zahl von Idealisten, die des Menschen wegen diese Arbeit tun und die sich auf den Gast freuen, die die Tage förmlich zählen, bis die Saison wieder beginnt und die dann mit einem Enthusiasmus ohnegleichen all die tausend Dinge tun, die zuletzt dazu beitragen, daß ein Gast, wenn er seinen Urlaub beendet hat und daheim darüber berichtet, sagen kann: Ich war dort wie zu Hause, ich habe die Menschen in meinem Urlaubsort liebgewonnen und sie haben mich verstanden und haben meine Sorgen verstanden.

Daß eine internationale Hotellerie ihr Personal so erzieht, daß es dem Gast gewissermaßen den Wunsch von den Augen abliest, gehört zu ihren Berufsaufgaben. Die Menschen, die in diese Hotels igehen, um dort zu wohnen und zu leben, erwarten und bezahlen diesen Dienst. Ich kann mit Stolz und Befriedigung sagen, daß unsere Hotellerie im Land Salzburg trotz der großen Personal-schiwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hat, und trotz ihrer materiellen Schwieirug-keiten, mit denen sie mehr zu kämpfen hat als ihre Berufskollegen in anderen Fremdenverkehrsländern Europas, diese Art der Gastlichkeit schon aus Tradition immer gepflegt hat und daß sie einen tadellosen und international anerkannten Ruf genießt. Ich kann sagen, daß das gleiche eigentlich für das gesamte Salzburger Fremdenverkehrsgewer.be, für das gesamte Beherbergungsgewerbe einschließlich und hier ganz besonders auch für die Gasthöfe draußen in den Orten und Dörfern gilt.

Das Besondere, in Worten eigentlich schwer zu Fassende im Salzburger Angebot ist die menschliche Seite, die überall, wo der fremde Gast mit unserer einheimischen Bevölkerung in Kontakt kommt, durchbricht und zum bestimmenden Faktor in der Begegnung mit dem „Fremden“ wird. Es sind nicht nur die kleinen Gebärden und Dienste, die ich zuvor schon anklingend erwähnte, es ist nicht nur ■das „Grüß Gott!“ der Kinder und Erwachse-

nen, es ist nicht nur die Bereitschaft, Auskunft au geben oder jemand ein Stück Weges zu begleiten, um ihn ganz sicher zum Ziel zu bringen, es ist nicht nur die Bereitschaft, einem Gast auch den Koffer abzunehmen und ihn ein Stück Weges zu tragen; vielleicht noch mehr ist es die Bereitschaft, mit ihm ins Gespräch zu kommen und ihn anzuhören.

Ich habe in den Orten des Salzburger Landes, vor allem im Zusammenhang mit Versammlungen der Salzburger Verikehrsvereine oft Gelegenheit gehabt, in den Abendstunden in unseren Landgasthöfen mitten unter den fremden Gästen und unter unserer einheimischen Bevölkerung zu sitzen, ich habe viele Heimatabende in unseren Orten mitgemacht und immer erlebt, wie lebhaft der Gesprächskontakt zwischen unseren Gästen und den Menschen unserer Orte und Dörfer sich entwickelte.

Ein Land der Gastlichkeit zu sein, erfordert nicht nur eine erstklassig gepflegte Hotellerie und ein sehr aufmerksames Gastgewerbe, es erfordert nicht nur die Durchführung ständiger Investitionen, es erfordert nicht nur eine dem Charakter des Landes angepaßte Einrichtung der Häuser, es genügt nicht nur, über eine hervorragende Küche und über gepflegte Getränke zu verfügen; um ein Land der Gastlichkeit zu sein, müssen alle Men-

schen, die in diesem Land wohnen und die je die Möglichkeit haben, mit dem fremden Gast Kontakt aufzunehmen, diesen Gast auch als Menschen bejahen und ihm als Menschen begegnen. Sie müssen bereit sein, ihn als den ihren und ihresgleichen anzuerkennen und sogar seine Sorgen zu den ihren zu machen.

Wenn ich die Entwicklung der letzten Jahre in Stadt und Land Salzburg überblicke, dann kann ich feststellen, daß Hotellerie und Gastgewerbe, aber auch Privatvermieter in den allermeisten Fällen all dies unternahmen, was ich zuvor als von dieser Seite notwendig ausgesprochen habe. Trotz der großen Schwierigkeiten, die hinsichtlich der Kreditgewährung, aber auch hinsichtlich der steuerlichen Fragen bestehen, haben Hotellerie und Gastgewerbe im Land Salzburg Entscheidendes dazu beigetragen, ihre Qualität zu verbessern, einen heimischen Stil im Bauen und in der Einrichtung ihrer Häuser zu erhalten und weiter zu gestalten, und sie haben alles unternommen, um dem Gast in ihren Häusern die vielen kleinen persönlichen Annehmlichkeiten zu sichern, die er erwartet.

All dies bildet jene Atmosphäre, die am besten mit „persönlicher Gastfreundschaft“ bezeichnet werden kann und die zugleich wohl die erfolgreichste und vielleicht auch billigst Werbung darstellt.

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