Tourismus trotzt den schlechten Zeiten

Werbung
Werbung
Werbung

Österreichs Wirtschaft und Regionen benötigen den Tourismus. Dieser ist dabei, sich in der Krise strategisch neu aufzustellen.

Gänzlich kann sich Österreich globalen wirtschaftlichen Strömungen nicht entziehen, aber es wird keineswegs von ihnen so mitgerissen wie andere Länder. Das gilt auch und gerade für den Tourismus: Der Welthandel brach 2009 um zwölf Prozent ein, der Welttourismus um sechs Prozent, die internationalen Ankünfte gingen um vier Prozent zurück. Österreich hingegen hielten die inländischen Gäste die Treue und konnten das Ausbleiben der ausländischen fast wettmachen, sodass 2009/2010 vorerst ein Minus bei den Nächtigungen von zwei Prozent zu verbuchen ist. Dennoch steht der Österreichs Tourismuswirtschaft vor einer doppelten Herausforderung: strukturelle Reformen im Inneren, neue Ausrichtung nach außen. Notwendig ist dies nicht zuletzt im Interesse einer flächendeckenden Besiedelung und einer funktionierenden Infrastruktur in allen Regionen und Bezirken.

„In der Vergangenheit hat der Tourismus gerade in den alpinen Gebieten und rund um die Seen Wohlstand gebracht“, sagt Gerlind Weber, Professorin für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur. „Es entstanden viele Arbeitsplätze, die Nahversorgung konnte durch zahlungskräftige Einheimische und Gäste stabil gehalten werden.“

Hoher Anteil an Wertschöpfung

Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus belegen auch die Zahlen aus dem Wirtschaftsbericht 2009: Der Wertschöpfungsanteil des Tourismus am Bruttoinlandsprodukt belief sich 2008 unter Berücksichtigung aller vom Tourismus ausgelösten direkten und indirekten Effekte auf 8,4 Prozent. Jener von Tourismus und Freizeitwirtschaft gemeinsam auf 16,1 Prozent. Mit 181.000 Beschäftigten stellt der heimische Tourismus über fünf Prozent der unselbstständig Erwerbstätigen. Noch 2008 wurde mit 32,6 Millionen Ankünften und 126,7 Millionen Nächtigungen ein neuer Höchstwert erreicht. Bei Einnahmen von rund 15 Milliarden Euro liegt Österreich auf dem zehnten Rang der Tourismus-Destinationen, erzielte 2008 einen Bilanzüberschuss von über sieben Milliarden Euro. Dennoch droht Ungemach.

Die Problemfelder des Tourismus sind erkannt: Ein zu großer Anteil an Betrieben ist zu klein, die Entwicklung von touristischen Projekten und der Vermarktung ist zu aufgesplittert. Zudem drückt die Krise noch leicht die internationale Reiselust – die Ferienlust der Österreicher hingegen nicht – und weiters auch die Hotelpreise: Sie sackten um nahezu ein Fünftel auf das Niveau von 2003 ein. Bei der am Wochenende abgeschlossenen Internationalen Tourismusmesse Berlin (ITB) lagen die Katalogpreise der 11.000 Aussteller um fünf bis acht Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die neue Tourismus-Strategie für Österreich, erarbeitet unter Leitung des Wirtschaftsministeriums (siehe unten) soll Abhilfe schaffen. Die dringend nötig ist.

Gefahr der Monostruktur

In ländlichen Regionen Österreichs geht die Anzahl der Einwohner zurück, werden Postämter und Kasernen geschlossen, bei den großen Grundversorgern von Bahn über Energie bis zu Straßen- und Forstverwaltung Rationalisierungen vorgenommen. Da bleibt nur mehr der Tourismus, der Infrastruktur trägt und Beschäftigung bietet, auch für rundum gelagertes Gewerbe. Bisher konnte nicht zuletzt durch Tourismus Abwanderung gestoppt werden, doch durch dessen „Monostruktur“ entstünden auch Gefahren, meint Weber. Rückläufige Entwicklungen im Tourismus können nicht durch andere Branchen aufgefangen werden. Weber: „Einseitig auf Tourismus ausgerichtete Gebiete sind höchst verletzlich, wenn es um Nachfragerückgänge geht.“ Zudem sei die touristische Infrastruktur – etwa Bäder – wie Weber meint „sauteuer“. Kleinere, wenig gut ausgelastete Orte hätten dann schlechte Karten. „Sie müssen ihr Angebot zurückfahren, was ihre Attraktivität als Destination mindert. Ein Teufelskreis setzt sich in Gang“, meint Weber.

Steiermark investiert mit Erfolg

Erste Bundesländer und Regionen stellen sich den erkannten Herausforderungen. Die Steiermark etwa setzt nach einer erfolgreichen Wintersaison genau dort an, wo Wirtschaftsminister Mitterlehner in seiner Analyse noch Bedarf sieht: bei Investitionen und Innovationen im Sommertourismus. Das Tourismusressort von LH-Stv. Hermann Schützenhöfer fördert eine landesweite Qualitätsoffensive, unterstützt Investitionen in die Therme Loipersdorf, das Moorbad Kloster Schwanberg und die Heiltherme Bad Waltersdorf. Gestartet wurden neue Sommer- und Outdoorkampagnen sowie Kooperationen und Familienschwerpunkte. Die Steiermark konnte schon im vorigen Jahr im Sommertourismus zulegen. Dessen Direktor Georg Bliem erklärte daher auch in Wien: „Der steirische Tourismus erweist sich als erfreulich krisenresistent.“

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung