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Neues aus der Piper-Bücherei

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INDISCHE PLASTIK. 40 Abbildungen. - ZENGA, MALEREI DES ZEN-BUDDHIS- MUS. 42 Abbildungen. — Giotto: DIE GESCHICHTE CHRISTI. 16 Abbildungen in Farben — Paul Klee: VOGEL-BEGEGNUNG. 16 Abbildungen in Farben. Alle Piper- Bücherei. - Werner Haftmann: KLEE, WEGE BILDNERISCHEN DENKENS. 22 Abbildungen. Fischer-Bücherei.

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INDISCHE PLASTIK. 40 Abbildungen. - ZENGA, MALEREI DES ZEN-BUDDHIS- MUS. 42 Abbildungen. — Giotto: DIE GESCHICHTE CHRISTI. 16 Abbildungen in Farben — Paul Klee: VOGEL-BEGEGNUNG. 16 Abbildungen in Farben. Alle Piper- Bücherei. - Werner Haftmann: KLEE, WEGE BILDNERISCHEN DENKENS. 22 Abbildungen. Fischer-Bücherei.

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Die rührige, lebendige und äußerst vielseitige Piper-Bücherei hat wieder vier kleine Kunstbändchen herausgebracht, die einerseits ganze außereuropäische Kunstbereiche umfassen, anderseits dem Werk oder Werken einzelner Künstler gewidmet sind. Die Originale des Bandes „Indische Plastik" waren sogar in Wien anläßlich der Ausstellung „Kunst in Indien“ im Künstlerhaus zu sehen. Der Züricher Photograph Walter Dräyer hat vierzig der schönsten Stücke hervorragend aufgenommen und Armin Kesser hat sie mit einer ausgezeichneten Einführung versehen. Die Erinnerung an diese schöne Ausstellung wird in ihnen nachprüfbar

Der Malerei des Zen-Buddhismus ist ein anderes Bändchen Vorbehalten, „Zenga“, das die Entwicklung und Wandlung dieser von Priester-Malern betriebenen Form des Meditationsbildes, zu dem die leitende In- oder Aufschrift gehört, nachzeichnet.

Die Zen-Malerei ist weniger als Kunstübung zu werten denn als knappe Niederschrift des Sichtbaren, wobei durch Bild und Text auf das Transzendente hinter der äußeren Erscheinung verwiesen wird. Aus China — wo sie im 13. Jahrhundert bereits ihren Höhepunkt erreichte — mit der Lehre nach Japan gekommen, erfüllte sie sich in kalligraphischen, oft bizarren, ja karikaturistischen Darstellungen der heiligen Gestalten, der Meister und Lehrer. Sie beeinflußte die japanische Kunst und verlieh ihr die aphoristische Kürze, die sich zu lyrischen Impressionen verdichtete. 43 Abbildungen und ein prägnantes Nachwort von Rose Hempel geben einen einleuchtenden Überblick über diese erst seit kurzer Zeit in das europäische Bewußtsein eingetretene besondere Spielart östlicher Malerei.

Einem Hauptwerk Giottos ist ein Band gewidmet, der in 16 Farbtafeln „Die Ge

schichte Christi“ erzählt, wie sie jener große Meister italienischer Malerei, der bereits auf der Schwelle zur Renaissance steht, in der Arenakapelle zu Padua abgebildet hat. In diesen in Komposition und machtvoller Geschlossenheit der Formen großartigen Fresken bildet sich das Wesen des kommenden Tafelbildes bereits heraus: die für die Gesamtheit stellvertretend stehende Einheit. Sie wirken besonders durch ihre innere Dramatik, die sich in einer inneren Bildgesetzlichkeit strengen Aufbaues löst, wobei die Bildkonstruktion, das Verhältnis der Formen zueinander, ja die Farbe die noch mangelnde psychologische Vertiefung und Plastizität der Gesichter ersetzt, ln dem zur Tiefe drängenden geschichteten Reliefraum, der bereits durch die Gewalt der formalen Durchbildung gegen die Tradition ankämpft, dramatisiert sich die Komposition und die lineare Kraft einer klassisch empfundenen plastischen Form.

Sechzehn farbige Reproduktionen nach Aquarell- und Temperablättern von Paul Klee bietet schließlich das Bändchen „Vogel-Begegnung“, alle der Sammlung Felix Klees, des Sohnes des Malers, entstammend. Diese modernen Illluminatio- nen — in mehr als einer Bedeutung des Wortes — gehören fast allen Perioden des Werkes von Paul Klee an, obwohl die letzte, seinem Tode unmittelbar vorangehende, am stärksten vertreten ist. In Klees subjektiver, romantischer Weltdeutung offenbart sich der Tiefsinn des Spieles, es ist spielend-tiefsinnige Befas- sung mit den Medien des Ausdrucks. Hinter der scheinbaren Leichtigkeit, die in den letzten Jahren zur Fixierung magischer Bannmasken emporwächst, steckt Tragik, schmerzliches Leid. Auch dieser Publikation hat Gotthard Jedlicka ein liebenswürdiges Nachwort geschrieben. Allen jenen, die sich weiter über Paul Klees geistigen Weg informieren wollen, sei ein durch die Verarbeitung des Materials wertvoller Band der Fischer-Bücherei empfohlen, in dem Werner Haftmann eine Einführung in die bildnerischen Absichten des Künstlers versucht: „Paul Klee, Wege bildnerischen Denkens.“ Wenn es diesem Band an etwas mangelt, so ist es lediglich jene Distanz, die es vermag, Bedingungen und Bedingtheit, also auch Grenzen einer Künstlerpersönlichkeit zu sehen, die aus dem romantischen „An- Wesen" der Welt wohl die Mittel ihrer subjektiven, expressiv-lyrischen Deutung, aber nicht zu einer objektiven plastischen Gestaltung gewann, woraus einzig und allein die jede Nachfolge ausschließende Sonderstellung Klees erklärt werden kann.

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