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Von Musik und Musikern

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Vom Dreiklang zum Zwölftonakkord. Ein Rückblick auf die Entwicklung des Tonsatzes von Bach bis Hindemith. Von Rudolph Franz Brauner. Verlag für Jugend und Volk. Wien 1949. — Debussys Werke. Von Ernst Decsey, Leykam-Verlag, Graz und Wien. — Genius Mozart. Von Franz Karl Ginzkey. Gallus-Verlag, Wien. — Adagio und Scherzo. Kleine Geschichten um große Meister. Von Friedrich Herzfeld. Wilhelm Frick-Verlag, Wien.

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Vom Dreiklang zum Zwölftonakkord. Ein Rückblick auf die Entwicklung des Tonsatzes von Bach bis Hindemith. Von Rudolph Franz Brauner. Verlag für Jugend und Volk. Wien 1949. — Debussys Werke. Von Ernst Decsey, Leykam-Verlag, Graz und Wien. — Genius Mozart. Von Franz Karl Ginzkey. Gallus-Verlag, Wien. — Adagio und Scherzo. Kleine Geschichten um große Meister. Von Friedrich Herzfeld. Wilhelm Frick-Verlag, Wien.

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Die Verfasser der meisten musikwissenschaftlichen Werke — ob es sich nun um Musikgeschichten oder Harmonielehren handelt — entlassen ihren Leser an der Schwelle des 20. Jahrhunderts (oder noch früher) mit einem kurzen Händedruck und der Empfehlung, sich in der rauhen Gegenwart selbst zurechtzufinden. Dabei ist nicht einzusehen, weshalb einwandfreie wissenschaftliche, insbeson- ders analythische Methoden auf die Kunst der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart nicht ebenso anzuwenden sein sollten wie auf die Meisterwerke etwa der Klassiker. Gewiß gab es auf dem Gebiet der neuen Musik schon eine Reihe interessanter Einzeluntersuchungen. R. F. Brauner hat den Versuch unternommen, wenigstens einmal die Entwicklung des Klanges in der neuen Musik zusammenfassend darzustellen. Nach einer etwas breit geratenen Einleitung (S. 8 bis 89), die dem nicht vorgebildeten Leser einen Abriß der Harmonielehre ersetzen soll, wird die Entwicklung der modernen Harmonik an folgenden Stationen aufgezeigt: Verwendung chromatischer Leitern als Baumaterial für Melodien und Akkorde; Akkorde, die aus neugebildeten Leitern resultieren, Dur- und Mollmischungen; Polytonalität, Bildung symmetrischer Klänge, Addition von Klängen, Nebeneinanderhören verschiedener Satzereignisse usw. bis zur sogenannten „Atonalität", deren Begriffsum fang durch eine Reihe geschickter Beweise und Definitionen sehr eingeschränkt wird. Die Methode einer solchen Untersuchung kann naturgemäß nur die empirische sein, und Brauner wendet sie, gestützt auf eine umfassende Literaturkenntnis, mit Feingefühl und Scharfsinn an. Denn wie kaum auf einem anderen Gebiet muß hier der gefühlsmäßige Eindruck durch genaue Analyse kontrolliert werden, und trotzdem wird vieles — ganz allgemein gemeint — ungeklärt oder vieldeutig bleiben. (Nur in Parenthese sei vermerkt, daß der Autor für bereits recht komplizierte harmonische Gebilde, wie Ersatztonklang und Alterationstechnik, immer wieder seine Beispiele aus Bruckners Symphonien beziehen kann.) Brauner hat es vermieden, nur oder fast ausschließlich die Werke der drei Klassiker der „Moderne (Schönberg, Strawinsky und Hindemith) heranzuziehen, sondern,zitiert mutig auch aus wenig bekannten Werken noch weniger bekannte Komponisten. Denn es kommt ja hiebei nicht so sehr au’ den Einzelfall an als auf das Typische, Zcitcharakteristische. Jedenfalls ist Brauner der Nachweis gelungen, daß die Entwicklung der neueren Harmonik nicht einer immanenten Logik entbehrt, und man wünscht sich ein ähnliches Werk für die Formenlehre. Ein Zeichen der Zeit und ein trauriges Dokument für unsere „Wissenschaft in Not ist die Ausstattung des Werkes.

Vor mehr als zehn Jahren gab Ernst Decsey sein erstes Debussybuch heraus. Der Biographie des französischeil Meisters, die mit einem Werk- und Quellenverzeichnis versehen war, folgt nun die Werkanalyse mit zahlreichen Notenbeispielen (fast auf jeder Seite), aber ohne wissenschaftlichen Apparat. Analysierend, beschreibend, plaudernd und gelegentlich abschweifend werden, auf echt impressionistische Art, Debussys Werke Vcsr- geführt, und es gibt kaum eine verborgen Schönheit und Finesse, auf die Decsey seinen Leser und Hörer nicht hinwies. Leider scheinen dem Autor einige kleinere Werke nicht zugänglich gewesen zu sein, denn es stehen einige Titelhinweise ohne jeden Kommentar. (Hier wäre eine Aufgabe für den Herausgeber gewesen.) Dafür sind die Hauptwerke gründlich analysiert und die Analyse der beiden Bühnenstücke („Pellėas et Mėlisande und „Le Martyre de St. Sebastien") nimmt allein über 50 Seiten ein. Die Notenbeispiele sind im Druck reichlich groß geraten. Auch bedauert man, daß der Verlag diesen neuen Band nicht dem 1936 vorausgegangenen äußerlich angepaßt hat.

„Genius Mozart ist eine Huldigungsgabe der Dichter an den großen Komponisten. Denn was Rossini, Gounod oder Wagner über Mozart zu sagen haben, ist zum Teil bekannt, zum Teil kann es sich nicht mit den inspirierten Seiten etwa E. T. A. Hoffmanns oder Grillparzers vergleichen. Fr. K. Ginzkey eröffnet den Reigen mit einem schönen, schwungvollen Essay über „Mozarts unsterbliche Sendung und steuert selbst zwei Gedichte bei. Ein wenig wie Fremdkörper nehmen sich einige trockenere wissenschaftliche Studien in diesem Rahmen aus. Die etwas preziöse Ausstattung im Geschmack des Dixhuitieme paßt gut zum Inhalt. — „Adagio und Scherzo," Ernstes und Heiteres aus dem Leben großer Musiker, erzählt auf eine einfache, unprätentiöse Art Friedrich Herzfeld. Es sind zum großen Teil bekannte Geschichten, aber gerade die bekanntesten sind oft die am wenigstens verbürgten. Daher tut man gut, nach diesen Anekdoten nicht allzu weitgehende Schlüsse auf die Persönlichkeit oder gar das Werk der großen Meister zu ziehen. Aber der Jugend mag man das gefällige Bändchen, das mit hübschen Federzeichnungen von Erika Gudo- wius geschmückt ist, gerne in die Hand geben. Auch wenn nur einer unter zehn von der Schale zum Kern vordringt, hat sich die Mühe von Autor und Verlag gelohnt.

Gärtnerin aus Liebe. Von Karin Schrott. Innverlag, Innsbruck 1949.

Stille Heiterkeit glänzt in diesen Briefen aus dem Nachkriegsjahr 1946 auf. Wohl wirken einige Stellen etwas lehrhaft, auch verrät die Häufung von Blumennamen und -färben den Wunsch, den Leser in einen zauberischen Bann zu schlagen, doch die Frucht der Arbeit in den Gärten, seelische Kräftigung als „schöpferische Geduld und beschwingtes Bescheiden ist unverkennbar in dem Büchlein, und sie strömt dem Leser vor allem in der Stifterschen Sprache zu. — Ein musisches Buch für die Muße nach harter Arbeit. Dr. Josef W e n z 1

Die „Furche hat in Folge 43 einer Bitte um Veröffentlichung in einem autorrecht- lichenStreit loyal entsprochen. Zu diesem Falle, der uns nicht berührt, erhalten wir, mit Berufung auf das Preßgesetz, nun von Rechtsanwalt Dr. Sepp Hiller in Vertretung Dr. Adolf Heinreichs nachstehende Entgegnung, die wir nach dem Preßgesetz veröffentlichen, nicht ohne uns darüber zu wundern, daß man gegen uns, die wir an dem Rechtsstreit ganz unbeteiligt sind, anstatt einfach das Recht der Erwiderung anzusprechen, die schikanöse Form einer preßgesetzlichen Berichtigung wählt:

In der Nummer 43 vom 22. Oktober 1949 der „österreichischen Furche“ schreiben Sie unter dem Titel

„Ein autorenrechtlicher Streit"

„Der Autor der .österreichischen Chronik' Dr. Alfred Kasamas wurde kürzlich von Dr Heinreich, mit dem er das Werk ursprünglich herausbringen wollte, auf Zahlung von 10.000 S, Anerkennung eines 50prozentigen Arbeitsanteiles, Rückziehung der Auflage und Nennung von Dr. Heinreich als Mitautor geklagt.“

Die in diesem Satz enthaltenen Behauptungen, Dr. Kasamas sei der Autor der „österreichischen Chronik" und Dr. Heinreich habe auf Anerkennung eines 50prozentigen Arbeitsanteiles geklagt, sind unrichtig.

Richtig ist vielmehr, daß Dr. Kasamas und Dr. Heinreich gemeinsam Autoren der „österreichischen Chronik sind und daß Dr. Heinreich auf Anerkennung der „Verletzung des etwa 50prozentigen Miturheberrechtes" geklagt hat.

Sie schreiben weiter: „Da sich die Forderungen als unhaltbar erwiesen, hat Dr. Heinreich am 30. September das gesamte Klagebegehren fallengelassen."

Dies ist unrichtig. Richtig ist vielmehr, daß die Forderungen Dr. Heinreichs durchaus haltbar und im Gesetz begründet waren und daß Dr. Heinreich am 30. September 1949 das Klagebegehren nicht fallengelassen hat. Richtig ist weiter, daß in einem vor Gericht abgeschlossenen Vergleich Dr. Kasamas sich verpflichtete, von ihm anhängig gemachte Klagen zurückzuziehen.

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