
Ein Glücksfall von einem Film - und viel mehr
Der Cannes-Jahrgang war ausgezeichnet, an der Croisette prämierte die Jury am Ende eine Parabel des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon-Ho.
Der Cannes-Jahrgang war ausgezeichnet, an der Croisette prämierte die Jury am Ende eine Parabel des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon-Ho.
Es gab nur eine wirkliche Enttäuschung bei diesen 72. Filmfestspielen von Cannes: Nämlich, wie es Quentin Tarantino nicht schaffte, in seinem fast dreistündigen Opus „Once Upon a Time in Hollywood“ seine Qualitäten als Erzähler des Absurden zu unterstreichen: Die Geschichte um einen abgehalfterten Western-Star (Leonardo DiCaprio) und sein Stunt-Double (Brad Pitt), die letztlich mit der Geschichte von Roman Polanski und Sharon Tate auf überraschende Weise korreliert, mäandert zwei Stunden mühevoll, fast langweilig umher. Von Tarantino ist man wahrlich anderes gewohnt.
Überraschung Jägerstätter-Film
Die größte Überraschung des Festivals ist, dass Terrence Malick für seine herausragende Adaption der Geschichte des österreichischen Widerständlers Franz Jägerstätter (August Diehl) und dessen Frau Fani (Valerie Pachner) völlig leer ausging. Die meisten Kritiker hatten sich für „A Hidden Life“ durchaus die Goldene Palme vorstellen können, so kunstvoll und so innig und emotional schildert Malick diese Geschichte, und natürlich: ganz in der ihm so eigenen Weise.
Die Goldene Palme in Cannes ging aber deshalb nicht unverdient aus den Händen von Jury-Präsident Alejandro González Iñárritu. Der Mexikaner und seine Jury zeichneten einstimmig den Beitrag „Parasite“ von Bong Joon-Ho aus.
Der südkoreanische Regisseur unternimmt eine wilde Tour de force durch alle Ecken und an alle Enden der koreanischen Gesellschaft, es geht um arme und reiche Parasiten, eine Parabel, dargereicht in einem wahrlich atemberaubenden Genremix. Ein Glücksfall von einem Film.
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