
„Nomadland“: Karriereziel Oscar
Der Goldene Löwe für „Nomadland“ folgt einer Dramaturgie, die sich in Venedig durchgesetzt hat: Steigbügelhalter für US-Arthausfilme zu sein, die später den Oscar holen sollen.
Der Goldene Löwe für „Nomadland“ folgt einer Dramaturgie, die sich in Venedig durchgesetzt hat: Steigbügelhalter für US-Arthausfilme zu sein, die später den Oscar holen sollen.
Dass am Ende dieses außergewöhnlichen Filmfestivals wieder eine US-Produktion den Goldenen Löwen bekam, ist eine Kontinuität, die man sich eigentlich so nicht wünscht: Mit „Nomadland“ gewann bei den Filmfestspielen in Venedig nämlich zwar ein Film, der im Prinzip vieles richtig gemacht hat, und obendrein einer, der sich sozial engagiert – und noch dazu von einer Frau inszeniert wurde. Aber es ist nicht der Film, der in den Kanon der Goldenen Löwen passt, so wie man ihn über die 77 bisherigen Festivalausgaben kennengelernt hat.
„Nomadland“ ist ein mit viel Poesie erzähltes Drama um eine Frau, die versucht, ihre Perspektiven zu wahren, obwohl sie längst jede verloren hat: Frances McDormands Performance dürfte zu einer Oscar-Nominierung führen, „Nomadland“ dürfte auch in weiteren Kategorien berücksichtigt werden, das hat bei Filmen, die hier gewinnen, schon Tradition. Aber es hat alles ein bisschen zu augenfällig auch System: Inzwischen ist Venedig die sicherste Startrampe für prestigeträchtige US-Produktionen, die zu Oscar-Ehren gelangen wollen, das haben Filme wie „Birdman“, „La La Land“, „Fist Man“, „Roma“ oder, letztes Jahr, „Joker“ gezeigt. Und eine ähnliche Karriere wie diese Filme wird wohl auch „Nomadland“ erleben, diesmal coronabedingt der einzige US-Film mit diesem Karriereziel.
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