Zhao - © Bild: APA / AFP / Pool / Chris Pizzello

Oscar-Verleihung 2021: So schwach wie noch nie

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Die 93. Oscar-Verleihung, eine völlig langweilige Show, sagt viel über den derzeitigen Zustand der Unterhaltungsindustrie aus. Eine Analyse der Oscar-Nacht 2021.

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Die 93. Oscar-Verleihung, eine völlig langweilige Show, sagt viel über den derzeitigen Zustand der Unterhaltungsindustrie aus. Eine Analyse der Oscar-Nacht 2021.

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Man muss in Hollywood schon ziemlich ratlos sein, nach über einem Jahr der Pandemie, der geschlossenen Kinos, der fehlenden Gelegenheiten, die eigene Eitelkeit zur Schau zu stellen: Wenn die vergangene Oscar-­„Show“ das ist, was man in der Traumfabrik darunter versteht, „das Beste aus einer Situation zu machen“, dann ist es ein Armutszeugnis: Die von Steven Soderbergh groß angekündigte Gala, die in dem Ausweichquartier Union Station, einem Bahnhof, stattfand, sollte eigentlich auf die Zuschauer wirken wie ein Spielfilm. Außer dem Breitwandformat hatte die Zeremonie aber rein gar nichts Filmisches: keine Story, keinen Twist, keine Spannung und keinen Plot­-Point.

Stattdessen war sie einfach nur eine Preisverleihung, bei der sogar die Musik fehlte: Die Stars, wegen Corona nur mit einem Begleiter angereist, wurden nicht einmal mit den Filmausschnitten gewürdigt, für die sie nominiert waren. Und das fehlende Orchester spielte sie nicht aus dem Saal, wenn ihre Reden zu lang wurden. Die fünf nominierten „besten Songs“ wurden nicht live dargeboten, ein Moderator fehlte ebenfalls, und damit auch ein paar erfrischende Gags.

Kurzum: Diese Oscar­-„Show“ war die langweiligste in der 93­jährigen Geschichte der Veranstaltung. Das kann nicht allein an Corona liegen, das liegt auch an einer ganz offensichtlichen Ideenlosigkeit und an der Prämisse, diesmal nur ja keine Randgruppe, Minderheit oder sexuelle Orientierung zu übersehen, wie das den Oscars immer wieder (zu Recht) vorgeworfen worden ist.

Abwesendes Publikum

Weil gewöhnlich aber das Glamouröse, der rote Teppich, das volle Dolby Theatre, die witzigen Sprüche und die kritischen Dankesreden (auch diese gab es heuer nicht) das Salz in der Suppe der mit drei Stunden viel zu langatmigen Gala sind, quittierte das Publikum die fade Sendung konsequent mit Abwesenheit. Nur 9,85 Millionen Amerikaner haben vergangenen Sonntag zugeschaut, das ist ein absolutes Desaster. 2020 hatte die Oscar­-Show schon den bis dahin niedrigsten Wert eingefahren, damals sahen 26 Millionen zu! 2019 waren es noch 47 Millionen.

Was ist los mit dem Oscar? Verliert er – verstärkt durch die Absenz eines regulären Kinobetriebes – gerade dramatisch an Relevanz? Haben Oscar, Kino, Glamour – normalerweise Begriffe, die zwingend zueinander gehören – plötzlich keinen Platz mehr beim Publikum, das seit einem Jahr mit Dauer­-Netflix­-Schauen beschäftigt ist?

Es wirkte ein bisschen so wie in den Anfängen der Oscar­-Galas: 1929, bei der ersten Verleihung, waren die Filmleute auch bloß in einem mittelgroßen Ballsaal beisammen, es brauchte dabei auch kein allzu großes Publikum. Aber immerhin galten damals keine Abstandsregeln, und gegessen und getrunken wurde auch fürstlich. 2021 nahm sich dagegen sehr karg aus, trotz Art­-déco­-Kulisse und besonders vieler Roben, die eher lustig denn elegant auf ihren Trägerinnen hingen.

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