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Arabische Märkte
DIE GESCHICHTEN VOM WEISEN KADI. Ein Zyklus von 16 Erzählungen. Von Friedrich Wallisch. Mit 32 ganzseitigen Illustrationen von Helga L a u t h. Vierfarbig bedruckter Leinenband. Eduard Wancura Verlag, Wien-Köln, 1961. 128 Seiten. Preis 110 S.
Was Friedrich Wallisch einst auf den Märkten arabischer Städte von Märchenerzählern erlauscht hat, wird hier als Ausbeute so mancher Jahre in einer bibliophilen Ausgabe dargeboten, in einem Schatzkästlein, durchaus würdig des erlesenen Inhalts, eines Zyklus von sechzehn fröhlichen Geschichten. Es ist das Verdienst des Autors, daß er aus einer Fülle von Blüten orientalischer Phantasie eine Girlande geflochten hat, die Freude bereitet, denn diesem köstlichen Gewinde haftet noch der taufrische Duft des Morgenlandes an. Wallisch ist dank seiner Einfühlungsgabe imstande, die unverfälschte Atmosphäre, in der sich diese poetischen Gebilde entfalten, in unsere Epoche herüberzuretten.
Im Mittelpunkt all dieset Erzählungen thront als Hütet des Recht6 und der Gerechtigkeit der weise Kadi. Seine Urteilssprüche gleichen Geschmeiden, funkelnd von Schalkhaftigkeit, bizarr anmutender Klugheit und tiefgründiger Weisheit. Sauberkeit der Gesinnung und jene Güte, die aus unverdorbenem Gemüt kommt, vermögen die schärfsten Gegensätze zu überbrücken und Frieden zu stiften. Und dieser innere Friede — das sei besonders hervorgehoben — wird nur jenen zuteil, deren religiöse Bindung sich nicht auf ein Lippenbekenntnis beschränkt, sondern wirklich Herzenssache ist.
Alfred B u t tta r-M o s co n
„ER WAR EIN TÜCHTIGER BISCHOF, aber kein kommoder“, sagte Kaiser Franz JosepU, ah er die NacUricUt vom Tode des Bischofs von Linz, Franz )osef Rudi gier, hörte, der am 29. November 1884 gestorben war. Das Urteil des Kaisers umreißt in knappen Worten die ganze Charakteristik dieses bedeutenden Mannes. Denn er war einer der tüchtigsten und besten Bischöfe, die das 19. Jahrhundert in Österreich aufzuweisen hat, aber er war wirklich nicht „kommod“ für die Gegner der Kirche, und Bischof Rudigier hatte viele Gegner. Als er 1852 durch den Kaiser zum Bischof von Linz ernannt wurde (der gebürtige Vorarlberger war vorher Professor in Brixen, dann Spiritual am „Frintaneum“, dem durch Kaiser Franz gegründeten Institut zur Weiterbildung begabter Priester, und Hofkaplan gewesen), war das josephinische Staatskirchentum noch tief eingewurzelt im Denken weiter Kreise und begann der Liberalismus seiner Hochblüte entgegenzugehen. Gleichzeitig sprang die soziale und die nationale Frage auf. Bischof Rudigier erwies sich in den Stürmen, die in den drei Jahrzehnten seiner Regierung über die Kirche hereinbrachen, als ein unerbittlicher Kämpfer für die Rechte der Kirche, aber auch für die Rechte der sozial Bedrängten, für die Gleichberechtigung der Nationen, Inmitten des österreichischen Kulturkampfes, der innerlich viel härter war als der deutsche, dessen Härten aber immer wieder das Eingreifen des Kaisers milderte, wurde er 3 869 durch ein Geschworenengericht zu einer I4tägigen Haft verurteilt, weil er die Durchbrechung des österreichischen Konkordates durch die staatlichen Gesetze angeprangert hatte. Einen Tag nach seiner “Verurteilung hob Kaiser Franz Joseph das Urteil auf.
Die vielen Kämpfe hinterließen ihre Spuren im Antlitz des Bischofs. Wer das Bild vergleicht, das zu Beginn seines Bischofsamtes von ihm gemalt wurde, mit jenem, das gegen Ende seines Lebens hergestellt wurde, dem wird unverkennbar die Wandlung dieses Antlitzes auffallen müssen. Dr. Harry Slapnicka, Chefredakteur des von Rudigier gegründeten „Linzer Volksblattes“, hat sie in seinem Werk „Bischof Rudigier“ nebst vielen anderen veröffentlicht, das vor kurzem im Oberöster-rcichischen Landesverlag in Linz erschienen ist. (135 Seiten, 88 Abbildungen.) Autor und Verlag haben damit diesem bedeutenden Kirchenmann, dessen Seligsprechungsprozeß läuft, ein würdiges Denkmal gesetzt und ihn der heutigen Generation wieder lebendig gemacht. Gerade der Typus der Bildbiographie, den Dr. Slapnicka bei der Gestaltung seines Werkes angewandt hat, läßt hoffen, daß dieses Buch von weitesten Kreisen gelesen und „erschaut“ wird.
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