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Das Brot der Wahrheit

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VON CHRISTUS UND SEINEN HEILIGEN. Kanzelworte bei St. Stephan in Wien. Von Adolf Zimmermann. Verlag Herold Wien-München, 1968. 143 Selten. S 88.—.

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VON CHRISTUS UND SEINEN HEILIGEN. Kanzelworte bei St. Stephan in Wien. Von Adolf Zimmermann. Verlag Herold Wien-München, 1968. 143 Selten. S 88.—.

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Dem nicht nur bekannten und beliebten Seelsorger der Dompfarre zu St Stephan in Wien, Adolf Zimmermann, dessen Kurzpredigten von Frömmigkeit, Sprach- und Stilkenntnis sowie sehr viel Herz am rechten Fleck zeugen, ist mit dieser Publikation ein Verdienst zuteil geworden, das der Leser zunächst vielleicht gar nicht zu klassifizieren weiß. Er, dessen Priesterspätberuf ein erfülltes Leben als Wirtschaftsführer, Diplomat und Doktor der Rechtswissenschaften vorangeht, hat das Wagnis unternommen, an Stelle der unverdaulichen Süßigkeit das gesunde Brot der Wahrheit zu bieten. Die Unserer Lieben Frau von Lourdes gewidmeten Kanzelworte, zu der sich gelegentlich sogenannte aufgeklärte Kooperatoren gar nicht mehr zu bekennen wagen, fügen sich zu einer Dreiheit, die auch das geistliche Leben des Katholiken bestimmt

Zunächst zeichnet Zimmermann das Christusbild. Aber nicht in der kosmischen Unpersönlichkeit, die so gern in unverbindliches Schwär- mertum überfließt, sondern in der Realität des Heilands, wie sie die Evangelisten eben im Stile der Hagiographen widerspiegelt: Christus, auf den hin alles erschaffen ist. Und dann, gleichsam in Fortführung der bleibenden theologischen Symboldeutung Romano Guardinis, eine Deutung der Hände und des Blickes des Herrn; die Konfrontation Jesu mit unserem Alltag, unserer Arbeit,

der Familie, der Wissenschaft, dem menschlichen Leid, der Angst, dem Alter und dem Sterben des Christen. In Ignatius von Antiochien, dem Märtyrer, Augustinus, dem Kirchenlehrer, Leo dem Großen — einem Exponenten geistiger und weltlicher Miacht —, in St Severin, dem Freimd des Volkes, St. Benedikt, dem Patriarchen des Abendlandes und Ordensgründer, dem Philosophen und Theologen Thomas von Aquin, dem politisch Untadeligen in der Gestalt von Thomas Morus, dem Soldaten Christi Ignatius von Loyola, Teresa von Avila, der Heiligen mit dem Hausverstand und Franz von

Sales, dem Gentleman unter den heiligen Christen, findet der Autor die Geschichte des fortlebenden Christus im geheimnisvollen Leibe der Kirche.

Der dritte Abschnitt ist der Mutter Christi gewidmet. Noch immer ist denen das Heil gewiß, die den Weg über die allerseligste Jungfrau zu ihrem Lebensziele suchen; ist sie doch die vom Zweiten Vatikanum proklamierte Mutter der Kirche. Ausgehend von den neutestamentlich bezeugten geschichtlichen Begebenheiten um die Jungfrau Maria — von den Freuden und Schmerzen der Gottesgebärerin auf ihrer irdischen Pilgerfahrt — interpretiert Adolf Zimmermann den „Morgenstern“, die „geheimnisvolle Rose“, Anrufungen aus der Lauretanischen Litanei, die gewisse „mündig gewordene“ Katholiken ja nur noch vom Hörensagen kennen. Schließlich zeichnet er die Stellung Mariens in der Ostkirche, Maria als Kind des jüdischen Volkes (ein Geheimnis der Geschichtstheologie und Heilsgeschichte), um schließlich die Offenbarung der unbefleckt Empfangenen im französischen Gnadenorte an den Pyrenäen als Ausklang zu intonieren. Womit die Brücke zum praktischen Frömmigkeitsleben des Christen gezeichnet ist, um deretwillen der Autor Gottes Wort im Wiener Stephansdom verkündet Eine Publikation des Hauses Herold, in der sich die apostolische Sendung dieses Verlagsinstitutes vor seinem 75 jährigen Jubiläum in schöner und klarer Weise dokumentiert.

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