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Das Gedicht

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Wage ich wieder zu hoffen, Liebes sei mir beschert?

Herz, so von Gott getroffen, Stirne, von Leid beschwert —

willst du noch immer lauschen in das befreite Jahr?

Ach, die Gewässer rauschen von allem, was gestern war.

Immer dies dunkle Fließen und dieses Šchau'n zurück. Einmal blühten dir Wiesen und es war dir ein Glück.

Hauch über Gartenbeeten, sommerlich sanft gesandt — ach, so bist du der späten Seele noch liebend verwandt?

Rührst an die müden Lider, daß sie noch einmal sehn, einmal des Sommers Gefieder purpurn im Winde verwehn?

Fern verglühende Firne haben dies Herz verbrannt.

Still! Die gesenkte Stirne nieder zum Rain gewandt,

nieder zur dunklen Erde — sie hat einzig Gewicht. Und in der kleinsten Gebärde siehst du das große Gesicht.

Vor einer gotischen Truhe

Fühl, wie das Leben verrinnt: gestern noch stammelndes Kihd, heute voh Alter durchbebt.

Gestern noch Rosen im Seė, heute, der wirbelnde Schnee sagt dir: du hast schon gelebt.

Wurm, der im Holze gepocht, Staubkorn, vom Wind unterjocht — Uhren verstummen zur Nacht.

Atem — o Hauchen und Rauch —, sieh, er entschwindet dir auch, ėh er zur Wölke entfacht.

Oh, sie Versammeln Sich leis: frühe Verlorne im Kreis weisen von drüben die Bahn. Tänzer auf fröhlicher Spur findet Zyklamen-, die Flur kündet: der Abend bricht an.

Schaust du die Schlänge im Sand? Banne mit magischer Hand Form, die dem Lichtkreis entflieht. Noch ist der Sinn nicht enthüllt, doch eine Stimme erfüllt herrlich von innen das Lied.

Geh äuf den Fluren dahin!

Ward dir die Frucht zum Gewinn, gib sie dem Winter zum Spiel. Einmal in zaubrischer Nacht hebst du die Stirne: vollbracht. Jeder Tod führt ans Ziel.

Nach dem Gewitter

Nimm das jäh geschenkte Bläu. Helles Gold aus Himmelstiefen.

Vögel, die int Läubdach Schliefen, flöten freundlich in der Au.

Felder dampfen im Geleucht. Weidenbaum hebt seine Mähne — sanft sinkt eine Regensträhne —, hebt sie grün und feucht.

Sonne ist der Erde gut.

Hoch in dunstverwölkten Fernen, nach versprühten Regensternen sammelt Sie die Glut.

Ueberm braunen Ackerfeld, waldher weht ein Hauch der Firhe und er wirft dir ah die Stirne Ruch von Wald und Wiesen und der weiten Welt.

Sommer

Aus goldnen Fernen Stürzt der Wind gewaltig in den blauen Tag.

Die Landschaft hebt baumrauSchehd ihr . Gebind von Frucht und Blüte aus dem Hag. Die fernen Gipfel sanken sanft, unsäglich jedem Blick versöhnt.

t)ie hohen Wolken hat ein Ranft von Silber wundersam getönt.

Ein Vogelflug im Blauen, weit uhd schwerelos im Aėthėrreich.

Am Stillen Wäldsaum ruht die Zeit und spiegelt sich verklärt im Teich.

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