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DIE SCHLUSSWORTE DER ENZYKLIKA „PACEM IN TERRIS“

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Da Wir — wenn auch In aller Bescheidenhell — der Stellvertreter dessen sind, den der Prophet in göttlicher Sehergabe den Friedensfürsien genannt hat, halten Wir es für Unsere heilige Pflicht, Unsere sorgenden Überlegungen und Unsere ganze Kraft der Förderung dieses allumfassenden Gutes zu weihen. Der Friede muh jedoch ein leeres Wort bleiben, wenn er sich nicht in jenem Ordnungsgefüge entwickelt, das Wir voller Hoffnung mit diesem Rundschreiben in den Umrissen angedeutet haben: Wir meinen ein Ordnungsgefüge, das in der Wahrheit gegründet, nach den Richtlinien der Gerechtigkeit erbaut, von lebendiger Liebe erfüllt ist und sich schlieftlich In der Freiheit verwirklicht.

Es handelt sich hier um eine so hohe und bedeutende Aufgabe, dah ein Mensch — sei er auch höchsten Lobes würdig und vom besten Willen beseelt — sie nie erfüllen könnte, wenn er sich nur auf seine eigene Kraft verliehe. Dafj die menschliche Gesellschaft soweit als möglich ein Abbild des Gottesreiches werde, dazu braucht es dringend der göttlichen Hilfe.

Es ziemt sich, in diesen heiligen Tagen das flehentliche Gebet an den zu richten, der in Seinem bitleren Leiden und Sterben nicht nur unsere Schuld, den Quell der Zwietracht, des Elends und der Ungerechtigkeiten, getilgt, sondern auch durch Sein Blut das Menschengeschlecht mit Seinem himmlischen Vater versöhnt hat: „Er selbst isl ja unser Friede, Er hat das Getrennte vereint... und so kam Er, euch, den Fernen wie auch den Nahen, den Frieden kundzutun“.

Auch in der heiligen Liturgie dieser Oslerlage hören wir dieselbe Bolschaft: „Nach Seiner Auferstehung stand unser Herr Jesu inmitten Seiner Jünger und sprach: ,Der Friede sei mit euch, alleluja.' Da freuten sich die Jünger, well sie den Herrn sahen.“ Christus selbst hat uns ja den Frieden geschenkt und zum Vermächtnis gegeben: „Den Frieden hinterlasse Ich euch. Meinen Frieden gebe Ich euch.“

Diesen uns vom göttlichen Erlöser gebrachten Frieden müssen wir von Ihm in eindringlichem Gebet erbitten. Christus möge von den menschlichen Herzen entfernen, was immer den Frieden gefährdet; Er möge alle zu Zeugen der Wahrheit, der Gerechligkeil und der brüderlichen Liebe machen. Er möqe auch den Sinn der Regierenden erleuchten, darf sie mit gedeihlichem Wohlstand ihren Bürgern auch das schöne Geschenk des Friedens sichern. Endlich möge Christus selbst den Willen aller Menschen entzünden, dafj sie die Schranken zerbrechen, die die einen von den anderen trennen; dar* sie die Bande geqenseifiger Liebe fesliaen, einander besser verstehen; dah sie schlieftlich allen verzeihen, die ihnen Unrecht getan haben. So werden unter Gottes Führung und Schutz alle Völker sieh In brüderlicher Weise umarmen, und in ihnen wird Immer der ersehnte Friede herrschen.

Zum Schluft wünschen Wir, ehrwürdige Brüder, dafj dieser Friede zu der euch anvertrauten Herde gelange, zum Nutzen vor allem lener, die der Hilfe und des Schutzes bedürfen. So erteilen Wir euch, den Well- und Ordenspriestern, den gotlgeweihten Männern und Frauen, allen Christ, gläubiqen, namentlich denen, welche Unseren Ermahnunqen hochherzig Folge leisten, in väterlicher Lieben den apostolischen Segen. AMen Menschen auten Willens aber, an die sich dieser Uns*“ Brief ebenfalls richten will, erflehen Wir Heil und Seaen von Gott dem Allmächtiqen.

Geqeben zu Rom bei St. P<er, am Gründonnerstag, dem 11. April 1963, Im fünften Jahr Unseres Pontifikales.

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