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Ein Goethe-Roman

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Sonnenspektrum. Von Robert Hohlbaum. Verlag „Das Berglandbuch“, Salzburg 1951

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Sonnenspektrum. Von Robert Hohlbaum. Verlag „Das Berglandbuch“, Salzburg 1951

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Es gehört einiges dazu — jetzt, nach der raffinierten Komposition des Thomas Mann („Lotte in Weimar“), noch mehr als zur Zeit des J. A. Lux — einen Goethe-Roman zu schreiben. Robert Hohlbaum, der auf eine lange Reihe erfolgreicher Versuche ähnlicher Art: Erweckungen großen, historisch gewordenen Geistes in ansprechender und rührender Gestaltung, zurückblicken kann, von seinen ersten Novellen (Unsterbliche“, .Himmlisches Orchester“) bi6 zu seinem Grill-parzer- und Anton-Bruckner-Roman, hat es dennoch gewagt. Und zwar zerlegt er, das ist das (kluge) Zugeständnis an die Mächtigkeit des Stoffes, das 6onnenhaft geschaute Leben des Olympiers (60 ungefähr wie ihn Biel-schowsky vor 50 Jahren dem damals noch dichtungsbegeisterten deutschen Volke dargestellt hatte) in ein mehr als siebenfarbiges Spektrum kleinerer und größerer Bildchen. In diesen zuweilen überraschend willkürlich, aber oft geistvoll ersonnenen Episoden, präsentiert 6ich nun freilich Goethes Persönlichkeit, seine Lebens- und Erlebniskraft, seine Erschütterungen, seine Welt und Schicksal segnende Vollendung (6o 6ieht ihn der Erzähler) um einiges dramatischer, packender, zugespitzter, als sie der begeistertste Biograph hätte ausmalen, als es sich der mpfang6bereite6te Leser aus Goethes eigenen, ruhigen Berichten hätte erwarten können. Aber dafür ist das Ganze, eben ein Roman“ (im älteren Sinn des Wortes). — Dem gefühlsseligen Schwelgen (das Dichtungsform mancher ostdeutscher Schriftsteller ist — der edelste Schwelger war Eichendorff), mag man 6ich persönlich noch so verschließen — das ist oft nur Temperaments6ache —: es gibt viele, die, Tränen im Auge, 6ich davon beschwingen lassen und so ihre Momente gehobeneren Seins erleben. Solche Momente werden dem Autor dieses Goethe-Romans manche danken und dankt ihm, trotz seiner Vorbehalte — er hat ein anderes Goethe-Bild vor Äugen — auch der Rezensent. Dieser um 60 lieber, als er nebenbei die gepflegten, selbst in poetischen Lagen noch geschmackvollen, melodisch und rhythmisch ausgewogenen, gut lesbaren, gut vorlesbaren Sätze genossen hat, Zeugen einer schon selten gewordenen Sprachkultur.

Keysers Fremdwörterlexikon. Herausgegeben von Univ.-Prof. Dr. Richard von K i e n 1 e. Key6ersche Verlagsbuchhandlung, Heidelberg. 473 Seiten.

Nun, da wieder einmal eine Epoche der Deutschtümelei vorüber ist, darf man es laut sagen, daß der Gesamtumfang des Fremdwortbestandes etwa eine Million beträgt. Hievon wurden in den vorliegenden Band rund 35.000 aufgenommen, und unter diesen befinden sich bereits sehr seltene, den verschiedenen Fachsprachen angehörende Wörter. In knappster Form werden bei jedem Stichwort die Aussprache (falls vom Deutschen abweichend), Herkunft, Bedeutung und etwaige Ableitungen angegeben. Selbstverständlich sind auch die neuesten, erst nach dem zweiten Weltkrieg aufgekommenen Abkürzungen enthalten. — Manche Gedächtnisauffrischung bringt der Anhang: etwa 300 der bekanntesten fremdsprachigen (vornehmlich lateinischen und französischen) Zitate mit Ubersetzung, Erklärung und Quellenangabe sowie die Abkürzungen der chemiechen Elemente, Maß- und Gewichtstabellen 6amt Erklärung der römischen Zahlen. Handliches Format, Einband, Papier find Drude zeigen ein Werk der deutschen Spezialproduktion auf alter Höhe.

Römischer Witz. Ausgewählte Epigramme des M. V. Martialis. übertragen von Hermann S w o b o d a. Margarethe-F.-Rohrer-Verlag, Innsbruck-Wien 1951. 144 Seiten.

Der ehemalige Psychologe der Wiener Universität hat hier unter steter Bezugnahme auf die Gesamtausgabe Martialis in freier Übertragung eine stattliche Anzahl von Gedichten (197) aus allen zwölf Büchern ausgewählt. Die Wahl der Reimbildung scheint den Sinngehalt des Originals äußerst glücklich zu erfassen und die wertvollen knappen Überlegungen des Übertragers über den Unterschied zwischen Übersetzungen von Prosa und Poesie zu verifiizeren. Zu Unrecht ist Martial aus der Schule verdrängt und doch ist wohl kaum ein anderer römischer Dichter so zeitnahe, der in seiner unübertroffenen Charakteristik menschlicher Schwächen zu uns in gleicher Weise wie zu seiner Zeit spricht. Diesen Dichter durch seine Übertragung weiten Kreisen wieder zugeführt zu haben, ist das Verdienst Swobodas, das des Verlags, dem Buch eine würdige Ausstattung gegeben zu haben.

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