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IM STREIFLICHT

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GROSSE Aufregung gab's um den Wiederauf-^ bau der Wiener Staatsoper: er habe sein vorläufiges Ende gefunden, so lautete eine aufsehenerregende Mitteilung, weil kein Geld da ist; durchaus nicht, dementierten gleich darauf die zuständigen Baubehörden, der Wiederaufbau wird sogar in einem etwas beschleunigten Tempo fortgesetzt; nein, davon kann schon gar nicht die Rede sein, hieß es darauf wiederum, es sind im Gegenteil weniger Arbeiter denn je an dieser Großbaustelle beschäftigt. — Nun, es ist keine Frage, daß in dieser Auseinandersetzung gewisse politische Ressentiments eine Rolle spieien und in ihr offenbar noch ein wenig von der Erregung des Wahlkampfes nachzittert; aber was immer auch von diesen Meldungen und Gegenmeldungen stimmen oder — im Augenblick — falsch sein mag: es läßt sich nicht übersehen, daß sich das Gebäude am Ring, dessen Fertigstellung noch in weiter Ferne zu liegen scheint, allmählich zu einem rechten Sorgenkind unserer Budgetverwalter auswächst: das Geld wird allerorten knapper und die Ziffern werden auch in der Rubrik „Wiederaufbau der Staatsoper“ wohl oder übel von Jahr zu Jahr niedriger sein. Das ist unvermeidlich. Wäre es also nicht an der Zeit, zu prüfen — etwa im Wege einer Architektenenquete — ob nicht eine provisorische, eine Zwischenlösung also, unter Verzicht auf Detailrestaurierungen, Zuschauerraum und Bühne wenigstens benutzbar machen könnte? Mag sein, daß ein Provisorium nicht allen Anforderungen der Repräsentation und selbst der Aesthetik entspräche — besser ist es immer noch, als ein Gebäude, dessen Fassaden glänzend sind, das aber sonst nichts mehr ist als ein Denkmal seiner selbst...

T“\ AS Tiroler Landestheater gastierte kürzlich — ^ mit Nikolai Gogols Komödie „Der Revisor“ — in Meran, Bozen und Brixen; es exportierte solcherart Kultur von Nord- nach Südtirol und es wird sich niemand finden, der das nicht mit Vergnügen hörte. Freilich, die Stockungen des Kulturaustausches innerhalb der Grenzen unserer Republik macht eine solche Meldung nur noch augenscheinlicher: Die „Wiener Festwochen“ des vergangenen Jahres hatten doch immerhin einige, übrigens sehr beifällig aufgenommene — Gastspiele landeshauptstädtischer Bühnen im Programm — heuer ist, zum Beispiel, von solchen Unternehmen leider nicht mehr die Rede. Schade. Ist es wirklich nur die größere Kilometerzahl, um die Wien von Innsbruck weiter entfernt ist als Brixen, Bozen und Meran?

KÜRZLICH gab der Linzer Stadtrat bekannt, daß den Lehrkräften aller Linzer Volks-, Haupt- und -Mittalscliultn künftig freier Eintritt in die „Neue Galerie der Stadt Linz“ gewährt würde. Der Lehrerschaft soll dadurch die Möglichkeit geboten werden, sich — und hernach ihre Klassen — mit den laufenden Ausstellungen vertraut zu machen. Wir sind geneigt, diese kleine Nachricht als einen neuen Beweis dafür zu nehmen, daß die Linzer Stadtväter künstlerischen Interessen und Leistungen aufgeschlossener gegenüberstehen als manche andere Würdenträger in Stadt und Land. Die Linzer „Neue Galerie“ nämlich ist, de facto und nicht zufällig, das einzige Museum moderner Kunst in Oesterreich.

EIN Kompositionsauftrag des Südwestfunks für eine Symphonie, die bei der nächsten Biennale in Venedig uraufgeführt werden soll, die Annahme eines Bühnenwerkes durch das Landestheater Darmstadt, eine Einladung zu musiktheoretischen Vorträgen bei der musikpädagogischen Tagung in Darmstadt: diese Erfolge hat der Wiener Komponist Hanns J e I i n e k zu verzeichnen. Trotzdem — oder weil er „Zwölfton-Komponist“ ist? Im eigenen Land kümmerte man sich bis kurzem leider weniger um sein Werk!

VOR kurzem wurde in einem „Querschnitt“ “ ein Schlagertextdichter um die lapidare Einfachheit beneidet, mit der er seinem Entzücken Ausdruck zu geben vermochte: „Du bist wunderbar, du bist wunderbar, schon im ersten Jahr, warst du wunderbar!“ Und so weiter. Von diesem Vorrecht der benachbarten Sparte machte neulich im Radio auch ein Vortragender Gebrauch, dem zur Aufgabe gestellt war, seinen Hörern die klassische Symphonie zu erläutern. Diese ist — nach der Definition des Vortragenden — einfach, groß, vollkommen, mit einem Wort: klassisch. Andere Stile seien anders. Das haben wir freilich auch gewußt!

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