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NAPOLEONS GRIFF NACH DER KARLSKRONE. Das Ende des alten Reiches 1806. Von Hellmuth R ö ß 1 e r. Janus-Bücher'. Verlag R. Olden-bourg, München. 95 Seiten. Preis 3.20 DM.

Das kleine Buch gibt über seinen Titel hinaus eine gedrängte Charakteristik der Bedeutung der Kaiseridee überhaupt von Karl dem Großen bis ins 20. Jahrhundert, in der die Episode „Napoleon“ nur einen dramatischen Höhepunkt darstellt. Der Autor ist ein gründlicher und genauer Kenner seines Themas, dem, abgesehen von sprachlichen Entgleisungen, wie „Kaiser von Deutschland und : Oe-sWeich“ (1806!); auch kleine frrtümersc. gut wie nie passieren. Sprache und Stil erinnern in ihrer impetuosen Stoßtaktik fast an einen modernen Sensationsfilm, etwa in der Art von Mussolini-Forzanos „Hundert Tagen“. Alles ist sehr straff und sehr entschieden formuliert; man gewinnt den Eindruck: alle Probleme sind kurz und bündig gelöst! (?) Einige Erörterungen über staatsphilosophische Bemerkungen Hegels (S. 84) zeigen deutlich, wo die grundsätzliche Kritik an dieser Schrift einzusetzen hätte. Aber abgesehen von diesen prinzipiellen Einwänden wird man das kleine Werk mit Interesse und auch mit Gewinn studieren können.

Univ.-Doz. Dr. Alexander Novotny

WIR STANDEN SCHON VOR MOSKAU. Von

Karl J. S t y m. Forum-Verlag, Wien-Frankfurt. 268 Seiten. Preis 75 S.

Die Zahl der Romane, die sich in Buchform oder auf den Seiten gewisser Illustrierter mit den Geschehnissen des zweiten Weltkrieges beschäftigen, ist kaum noch zu übersehen. Und je weiter wir uns vom Ende des großen Völkermordens zeitlich entfernen, desto eifriger zeigen sich manche spätkommende Autoren solcher Kriegsbücher bemüht, den Vorsprung der anderen durch übersteigerten Realismus wettzumachen und das vielleicht schon übersättigte Interesse der Leserschaft durch ausgesuchte Brutalität der Sprache der zur Darstellung gebrachten Szenen neu zu beleben. Stym gehört nicht zu den Schriftstellern dieser Art. Er erspart uns nichts von der höllischen Wirklichkeit jenes Rückzugs von Moskau. Er führt uns in die weglose, eiserstarrte Einsamkeit der russischen Winterlandschaft und dann wieder ins Feuer der russischen Maschinengewehre, das seinen Kameraden, einem nach dem anderen, bei einem letzten, verzweifelten Gegenstoß das Leben nimmt. Er läßt uns teilnehmen an der hastigen Flucht dieses erschöpften, halbverhungerten und halberfrorenen Häufchens, und da an den kurzen Stunden der Rast, die es in einem von der Kriegsfurie noch verschonten Dorf erhaschen kann. Aber wie er das alles sagt und schildert, bildhaft, knapp und unter Verzicht auf jeden billigen Effekt, und mehr noch der Geist, der aus diesem Buch spricht, sichert diesem Roman einen hohen Rang nicht allein in der deutschen, sondern in der internationalen Kriegsliteratur. Trotz all dem namenlosen Grauen, das uns hier vor Augen gestellt wird, ist „Wir standen schon vor Moskau“ zutiefst ein Buch der Menschlichkeit; das Zeugnis einer Gesinnung, die in denen drüben, „den anderen“, wie Stym sie nennt, nicht Feinde erblickt, sondern ebenso Menschen„ wie es die Träger der deutschen Uniform sind.

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