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Briefe an die Sedaktion.

Es wird gebeten, für die Redaktion bestimmte Briefe nicht an einzelne Redaktionsmitglieder zu senden, damit bei Abwesenheit der Adressanten Verzögerungen veimieden werden. Chefredakteur Dr. Funder wird vom 15. Juli bis 15. August von Post nicht erreicht. Der Redaktion vermeinte „Briefe an den Herausgeber“ werden nach wie vor erbeten.

Die große Beaditung, die der im Vormonat abgehaltene Grazer Katholikentag auch im Ausland fand, zeigt sich unter anderem in dem nicht gewöhnlichen Bericht, den das englische Wochenblatt „The Tablet“ über diese Tagung veröffentlicht. Besonders wird da hervorgehoben, daß es sich in Graz um eine rein religiöse, von jeder auch nur äußerlichen Verbindung mit dem politischen Parteileben freie Manifestation gehandelt hat. Eingehend beschäftigt sich der Bericht mit der im Rahmen des Katholikentages von der Katholischen Aktion veranstalteten Massenversammlung, in welcher das Projekt „Heimat Österreich“ für die Ansiedlung heimatver-vertriebener Volksdeutscher auf österreichischem Boden erörtert jind durch die Zeichnung eines Anfangskapitals um ein gutes Stück weitergetragen wurde. Die Tatsache, daß ein Vertreter der evangelisdicn Kirchen an dieser Versammlung teilnahm und sich im Namen der österreichischen Protestanten mit den Plänen der Katholischen Aktion für die Lösung der Frage der Volksdeutschen identifiziert, wird mit Befriedigung vermerkt.

Ein Schweizer Freund schreibt der „Furche“: Am 14. Mai 1950 starb — erst 47 Jahre alt — der in Österreich geborene und in der Schweiz wirkende Dichtertheologe P. Leo Holl O. F. M. Cap. Leo Holl, in Lienz (Osttirol) geboren, fand erst nach längerem Suchen zur Theologie und zu schriftstellerischer Arbeit. Zuerst hatte ihn die Medizin angezogen. Auf dem Umweg über die Nationalökonomie schenkte er seine Liebe der Philosophie, in der er auch promovierte. Aber erst das Studium der Theologie war imstande, dem universalen Geist des späteren Brixner Priesteramtskandidaten und endlichen Kapuzinerpaters Lukas und dessen auffallend platonisch-augustinisch-fran-ziskanischen Tendenzen nach Synthese aller Gegensätze und Widersprüche Genüge zu leisten. Nichts in aller Welt entzündete sein Begeisterungsvermögen so sehr wie das Thema vom heiligen Rußland, mit dessen prominentesten Lichtträgern in Literatur und Theologie er wohl vertraut war. Von der Universität der Gregoriana direkt auf den Dompredigerposten nach Salzburg berufen, gab der wortgewaltige und erfolgreiche Künder der göttlichen Wahrheit jedoch bald zu erkennen, daß ihm die Kanzel selbst einer Kathedrale zu eng war. Unvermutet vertauschte er sie deshalb gegen die Kanzel der Presse. Dieser Wechsel war in P. Lukas' Geistesart tiefbegründet. Es erschien ihm als die einzig fruchtverheißende Voraussetzung zur Schrift-stellerei. In der Alpenwelt von Zernez fand Holl in ordensmäßiger Gehorsamsbindung die gesuchte schöpferische Freiheit. Zahlreiche Hörspiele und Novellen legen Zeugnis dafür ab, darunter „Die singende Glut“, „Das wahre Dasein“, „Der größere Bruder“, „Heimfahrt“ und andere. Durch Jahre hindurch verfaßte er für die „Christliche Kultur“ der „Neuen Zürcher Nachrichten“ allwöchentlich einen tiefschürfenden Artikel, wozu er mit Vorliebe politische Themen im Lichte christlicher Plato-nik wählte. Große Beachtung fanden auch seine Sonntagsbetrachtnngen, die er in den letzten Jahren für die „Ostschweiz“ über gewisse Ausschnitte aus dem Evangelium secun-dum Lucam in volkstümlicher Sprache schrieb. Das gesamte bisherunveröffentlichte Schrifttum deutet nidit allein auf eine umfassende Ernte hin, sondern spiegelt die schrittweise Reifung seines Verfassers wider. Der große Freundeskreis des Verstorbenen beweist, wie ein angeborener Sinn, für Weite und Tiefe P. Lukas Holl zu einem außerordentlich gern gehörten Prediger am Mikrophon von Beromünster vorausbestimmte. Während seiner Zernezer Zeit redigierte er, sein ganzes Wissen und Verantwortungsbewußtsein aufbietend, in den

„Neuen Zürcher Nachrichten“ die Kolonne: „Beromünster sendet.“ Tag und Nacht, einerlei ob gesund oder krank, belauschte er stundenlang die Stimme im Äther. Ein Kenner der weltanschaulichen Strömungen der Gegenwart, wußte P. Lukas Holl dogmatische Unerbittlichkeit mit hervorragendem psychologischem Verständnis für fremde Denkart zu trefflichen Urteilen zu verknüpfen. Die „Schweizer Radio-Zeitung“ hat deshalb mit Redit in ihrer Nummer vom 28. Mai den Verlust ihres beliebten Kritikers mit folgenden Worten vermerkt: „Pater Holl war in jeder Hinsicht ein außerordentlicher Mann, der sich Zeit seines Lebens mit der Welt, seiner Kirche und sich selber auseinanderzusetzen hatte. Seine Kritiken der Radioprogramme verrieten umfassendste Bildung, Wissen um die Kunst und um das Menschentum; sie waren stets wohlwollend, absolut aufbauend, immer interessant.“

P. Anno Geissler, O. F. M. Cap., Rapperswil

Mit dem Thema der „Willensbrediung des Menschen durch pharmazeutische Mittel“ befaßte sich ein Kongreß belgischer und holländischer katholischer Ärzte, der unter Vorsitz von Professor van der Loo in Maastricht stattfand. Professor Dr. Heymans von der Universität Gent legte in Besprechung der in den Volksdemokratien geübten Prozeßmethoden dar, daß die Opfer sich in den meisten Fällen nicht einmal dessen erinnern, was mit ihnen geschehen ist, so daß ihre Geständnisse den Eindruck überzeugender Freiwilligkeit machen. Ephi-drine, Benzidrine und Pervitine rufen eine Leere, Schlaflosigkeit und Halluzinationen hervor, die die Willenskraft lähmen. Das gleiche Ergebnis lasse sich durch Drogen erreichen, denen Extrakte aus orientalischen Harzen beigegeben würden. Diese Mittel versetzten den Menschen in einen Zustand der Benommenheit, in dem er nicht mehr zwischen Wahrheit und Unwahrheit unterscheiden könne.

Bisher waren unter den ungarischen Beziehern der „Furche“ mehrere Mitglieder des Dominikanerordens. Die Verwaltung des Blattes erhielt die Weisung, daß die Zusendung einzustellen sei, da die Adressaten in ein Konzentrationslager gebracht worden sind. Unter ihnen befand sich auch der in Wien wohlbekannte Pater S z a b o.

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