6612218-1955_07_08.jpg
Digital In Arbeit

Novellen und Romane

Werbung
Werbung
Werbung

Mit dem vorliegenden Band, der Novellen, Skiz-:en und Aphorismen aus dem Nachlaß enthält, ist die Gesamtausgabe der Werke von Franz Kafka (es folgen nur nosh zwei Briefbände) abgeschlossen. Die ritelnovelle stammt aus den Jahren 1902 bis 1903 und ist die erste Arbeit Kafkas, die Max Brod, dem verdienstvollen Betreuer dieser und der früheren ausgaben, bekannt wurde. Kernstücke des Bandes sind die aufschlußreichen „Forschungen eines Hundes“, in denen Kafka sein Verhältnis zum Judentum darstellt, „Der Bau“, das vielleicht charakteristischeste Zeugnis „existentieller“ Angst und Ausweglosigkeit, sowie eines der schönsten Prosastücke, die Kafka geschrieben hat: „Beim Bau der Chinesischen Mauer“, mit dem man die Lektüre Kafkas beginnen sollte. Max Brods Nachwort zur 1. Ausgabe, die auch diesem Band beigegeben ist, gibt genauen Aufschluß über Entstehungsgeschichte und Editionstechnik jedes einzelnen Fragments.

Erzählungen aus zwei Welten. Dritter Band. Von Franz Werfel. S.-Fischer-Verlag. 469 Seiten. Preis 21.50 DM.

In seinen letzten Lebensjahren schrieb Werfel in der Emigration eine Reihe Novellen und Studien, die in französischen und amerikanischen Zeitungen veröffentlicht wurden und gesammelt in Buchform hier zum ersten Male vorgelegt werden. Fast alle kreisen — ebenso wie die umfangreiche Erzählung „Cella oder die Ueberwinder“ — um das Schicksal von Menschen, die im Jahre 1938 oder schon früher heimatlos wurden. Ergreifende Menschenschicksale, von denen der Leser aber nur selten wirklich ergriffen wird, weil Werfel entweder pathetisch, elegisch oder sentimental erzählt, weil allzuviel darin räsoniert und geredet wird, vor allem aber, weil die meisten Stücke sprachlich recht salopp geraten sind. Als Zeitdokumente verdienen sie Aufmerksamkeit. •

Schwärmerei. Von Henry Green. Roman. Suhr-kamp-Verlag. 315 Seiten.

Ein faszinierendes Buch: realistisch, psychologisch, ironisch. Zeit: London 1949; die Personen: ein wohlhabender Geschäftsmann, seine Frau, ihr heranwachsender Sohn, ein Freund des Hauses, eine Freundin der Frau und zwei junge Mädchen; das Sujet: die Beziehungen jeder einzelnen dieser uninteressanten und alltäglichen Figuren zu jeder anderen, geschildert, dargestellt in vertraulichen Gesprächen, die nur so hingeworfen scheinen und sich mit dem Alltäglichsten befassen, bei denen aber jedes Wort so genau sitzt, daß man das Buch mit der Erkenntnis aus der Hand legt, einen neuen Menschenschilderer und einen erstklassigen Schriftsteller entdeckt zu haben. Die Uebertragung aus dem Englischen von F. Burschell scheint vorzüglich. Für jugendliche Leser sei eine Warnungstafel aufgestellt.

Baldomera. Roman. Von Alfredo Pareja. Paul-Zsolnay-Verlag, Hamburg. 386 Seiten.

„Ein realistisches Werk von literarischem Format“, preist der Schutzumschlag an, auf dem noch der in der Originalausgabe nicht vorhandene Untertitel „Dirne und Mutter“ prangt. In Lateinamerika habe der Roman größtes Aufsehen erregt, versichert der Klappentext. Das können wir nicht nachprüfen. Aber daß sich der Autor mit diesem „erschütternd menschlichen Werk in die erste Reihe der bedeuten-

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung