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Von KUnstlern, Kauzen und Raubern

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AUS BURG UND OPER. Von Heinz Fischer-Karwin, Photos von Barbara Pflaum. 94 Seiten. Preis 65 S. - WIENER ORIGINALE. Von Fritz F e 1 d n e r. 91 Seiten. - RAUBERSG'SCHICHTEN. Von Reinhard Federmann und Bertrand Alfred E g g e r. 86 Seiten. Alle Bände erschienen im E.-Hunna-Verlag, Wien. Preis je Band 5S50 S.

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AUS BURG UND OPER. Von Heinz Fischer-Karwin, Photos von Barbara Pflaum. 94 Seiten. Preis 65 S. - WIENER ORIGINALE. Von Fritz F e 1 d n e r. 91 Seiten. - RAUBERSG'SCHICHTEN. Von Reinhard Federmann und Bertrand Alfred E g g e r. 86 Seiten. Alle Bände erschienen im E.-Hunna-Verlag, Wien. Preis je Band 5S50 S.

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Mit drei schon äußerlich sehr ansparenden Bänden, deren graphische Gestaltung (Kurt Schwarz) ein wenig an die wienerische Note des längst dahingegangen Rikola-Verlages erinnert, stellt sich der neu gegründete E.-Hunna-Verlag vor. Man darf, dies sei gleich vorweggenommen, diesen sympathischen Geschenkbüchern in Wien gute Absatzprognosen itellen; in der kommenden Festzeit werden sie vermutlich Interessenten finden.

Die gilt vor allem für das Buch unseres Rundfunk-Star-Reporters Heinz Fischer-Karwin (lein erstes nach einer Unzahl von Sendungen und mehreren geglückten Fernsehfilmen), der seine bei Theaterfreunden sehr beliebte Interviewreihe „Au Burg und Oper“ zur Grundlage für einen Band des gleichen Titels machte. Natürlich sind die Künstlerportrats auf diesen Seiten keine gedruckte Wiedergabe der Gespräche vor dem Mikrophon, sondern vielmehr impressionistisch gezeichnete Persönlichkeitsbilder, manche nur einen Absatz, andere wieder mehrere Seiten lang, Blitzlichter, Momentaufnahmen aus der Fülle des Beobachteten, „facts“ und Pointen im Nebeneinander und in bunter Uberschneidung, wie slch's schon so ergibt in Burg und Oper.

Von Josef Meinrad zum Beispiel sagt Fischer-Karwin unter anderem: „Meinrad ist ein profunder Kenner der Wiener Psyche. Er weiß, daß die Wiener an Stnrs nichts mehr lieben als Bescheidenheit und ein gewisses volkstümliches Verhalten. Dabei ist er im Grunde alles andere als ein .volkstümlicher' Typ. Der Eigenbrötler und Einzelgänger Meinrad hat wenig Kontakt mit seinen Kollegen, er besitzt eine starke Aversion gegen gesellschaftliche Veranstaltungen und hat nur einen ganz kleinen Kreis von Freunden und Bekannten. Daß er trotzdem in Wien so ungemein populär geworden ist, verdankt er nicht nur seinem großen Können, sondern auch se'ier frappanten Geschicklichkeit im Umgang mit Menschen.“ Seine Betrachtungen über Karl Böhm und dessen menschliche Problematik beschließt der Verfasser mit dem fast nestroyisch klingenden Satz: „Ein musikalisches Genie, das über seine eigenen Ungeschicklichkeiten zum Triumph hinaufstolpert, ist wahrhaft österreichisch.“ Und ans Ende seiner Schilderung Karajans stellt er das Resümee: „Er ist eben ein Phänomen, dem die Konkurrenz fehlt.“ Dies nur kleine Beispiele aus den mehr als fünfzig Küns-lerbildnissen, in denen recht geschickt und mit sichtlicher Freude am Anekdotischen sozusagen die Quintessenz aus vielen, vielen Begegnungen gezogen wurde. Die dem Buch beigegebenen prachtvollen Photos sind ein Beitrag der Meisterphotographin Barbara Pflaum.

Dann nimmt man den Band „Wiener Originale“ zur Hand, blättert darin und denkt: O je, wieder einmal kommt der alte Galgotzy aufs Tapet, mit seinen obligaten, in vielen Büchern und Sonntagsbeilagen schon oft erzählten Anekdoten (bei aller Sympathie für den prichtvollen alten Grobian im verschossenen Generalsrock), natürlich darf der Hollitzer nicht fehlen, ebensowenig die Triangi snd die Frau Sacher, na ja. Doch bei näherer Betrachtung gewinnt der auf den ersten Blick nicht sehr originell erscheinende Themenkreis. Autor Fritz Feldner macht sich zum überzeugten Anwalt und begeisterten Fürsprecher des Originals fls Phänomen, als Ultra-Individualist und bedingungsloser Antitypus im Gewirr der Vermassung. (Das echte unbewußte Original, wohlgemerkt, zum Unterschied von Schmock mit absonderlichen Allüren.) Es gibt noch immer Originale, die sich am Rande der Zeit ein wenig Lebensraum behaupten, das ist tröstlich. Mit persönlichen Erinnerungen, Gelesenem und im Kaffeehaus Aufgeschnapptem, aus G'schich-terln, Witzen und Lozelachs richtet Feldner sein kleines Panoptikum der Wiener Originale ein. Das liest sich recht leicht und amüsant, so im Ann-Tizia-Leitich-Stil mit einem Spritzer Polgar und Altenberg. Feldner präsentiert uns auch weniger oder gar niefit bekannte Käuze, wie den verschrobenen Musikus Basilius Bohdanowicz mit seinen wilden Orchesterphantasien und den Bade- und Naturapostel Florian Berndl. Hauptfigur seiner Schau ist natürlich die Reichsgräfin Triangi, deren Wesen eigentlich im letzten undurchsichtig blieb. Verrücktheit oder Geschäftstüchtigkeit und bloße Geltungssucht? Ihr steht Ernst Winkler, der legendäre „Goldfüllfeder-könig“, würdig zur Seite, der es fertig brachte, mit seinen sensationellen Einfällen und Streichen ganz Wien in Atem zu halten und die Polizei in Trab zu setzen. Kinder, waren das Zeiten! Sinngemäß schließt das „Original im Wampenlicht“ den Kreis: Helmut Qualtinger, Reinkarna-tion Abraham a Sancta Claras, des lieben Augustin, Nestroys und schon ein wienerisches Wahrzeichen, bevor er dreißig wurde. „Originalia non sunt turpial“ ruft der Verfasser aus. Ein nettes Schmunzelbüchlein, ungeachtet kleiner sachlicher Fehler. (Die Abraham-a-Sancta-Clara-Sta-tue beim Burggarten ist nicht in Bronze gegossen, sondern aus Stein gehauen. Und das Linzer Hausregiment, Nr. 14, hatte keine gelben Aufschläge. Sie waren

Von heute teils schon fast sagenhatten großen Übeltätern erzählen Reinhard F e-d e r m a n n und Bertrand Alfred E g g e r in ihrer Moritaten-Sammlung „Raubers-g'schichten“. Sie geben ihren historisch belegten Schilderungen jenen balladesken Grundton, den die alten Raubersg'schichten im Volksmund haben. Freilich zeigen sie auch den schrecklichen „Bayrischen Hiasl“, den Schinderhannes und den Grasl nicht als romantische Helden jenseits des Gesetzes, sondern als bedenkenlose Verbrecher: dafür tritt die Psychologie auf den Plan und beleuchtet die Umwelteinflüsse. — Severin von Jarosehinsky, der Sensationsmörder des Wiener Biedermeier, der Einbrecherkönig Breitwieser, der nach seinem gewaltsamen Ende eine „schöne Leich'“ bekam, und der Großschlcich-händler und Menschenhändler Benno Blum, der 1951 bei seiner Verhaftung erschossen wurde — sie alle erscheinen gespenstisch in Federmanns und Eggers kleiner Schreckenskammer.

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