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Alte Bauernherrlichkeit

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ALTE BÄUERLICHE KUNST. Von Max Klsllnjer. Einführung und Nachwort Ton Fram Lipp. Oberösterreichischer Landesverlag. Lim, 1963. 128 Textselten, 11% ganzseitige Abbildungen, davon 40 Farbtafeln. Preis 328 S.

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ALTE BÄUERLICHE KUNST. Von Max Klsllnjer. Einführung und Nachwort Ton Fram Lipp. Oberösterreichischer Landesverlag. Lim, 1963. 128 Textselten, 11% ganzseitige Abbildungen, davon 40 Farbtafeln. Preis 328 S.

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Der Maler Otto Schwindrazheim hat im Jahre 1903 sein Buch „Deutsche Bauernkunst“ herausgegeben, das in mancher Hinsicht als der Beginn einer neuen Epoche der Volks-kunstdarstellung gelten konnte. Er erwanderte sich das Material und zeichnete und malte seine Gegenstände in der damals üblichen Art, stellte die Bilder, wie es ihm gerade richtig und auch „malerisch“ schien, in den Text und auf die Bildseiten, manchmal sogar ziemlich viele auf eine Seite, und bot auf diese Weise immerhin einen beträchtlichen Stoff dar. Inzwischen sind 60 Jahre ins Land gegangen; der Stoff der Volkskunstforschung hat sich erheblich vermehrt, aber durch die Reihe der Bände „Deutsche Volkskunst“ (im Delphin-, später im Böhlau-Verlag), durch die Veröffentlichungen von Hans Karlinger, von Josef M. Ritz usw., sind wir doch besonders hinsichtlich der Bildgestaltung erheblich anspruchsvoller geworden.

Schlägt man den Band von Kis-linger auf, so glaubt man, im Land Oberösterreich sei die Zeit zumindest auf diesem Gebiet 60 Jahre lang stehengeblieben. Wieder sammelt ein stofffreudiger Maler, wieder zeichnet und malt er die Stücke, wie er sie gerade sieht, in den verschiedensten Stellungen, aus Raumgründen oft in den verschiedensten Perspektiven, und vereinigt nicht selten mehrere, oft sogar viele derartige Zeichnungen auf einem Blatt. 1957 hat er aus dem Schatz seiner gesammelten Zeichnungen den Band „Alte Bauernherrlichkeit“ zusammengestellt. Dort wurden seine Zeichnungen durch mehrere ziemlich umfangreiche Texte von Franz Lipp und von Otfried Kastner und Helene Grünn ergänzt. Dem neuen Band hat Lipp ein knappes Vor-und ein kurzes Nachwort beigegeben, sonst kommt nur der Maler selbst zu Wort, auch in den Bilderläuterungen.

Stofflich bedeutet der Band zweifellos eine wichtige Ergänzung zu dem Werk von 1957. 'Kislinger hat fleißig und detailfreudig viele weitere Möbel, Geräte usw. im Land ob der Erms gezeichnet. Auch in den Museen, sogar in den Privatsammlungen, deren Schätze sonst bisher so gut wie unerschlossen sind. All das hat Lipp in seinem Nachwort auch besonders gerühmt; er hat ja Kislinger auch manches gute Stück aus der von ihm geleiteten Volkskundlichen Abteilung des Oberösterreichischen Landesmuseums abbilden lassen, dde sich jetzt im neu eingerichteten Linzer Schloß so schön präsentiert. Kislinger hat offenbar von den zahlreichen Forschungen und Hinweisen der jüngeren Vertreter im Land Oberösterreich, also vor allem eben von Franz Lipp und auch von Ernst Burgstaller, entschieden profitiert, doch sollen die Ergebnisse seiner eigenen Wanderfahrten durchaus nicht gering eingeschätzt werden. Er sieht die wertvollen Objekte; er erkennt ihre Eigenart; bei ihm übersteigern sich wohl manchmal noch die Qualitäten, so daß die Objekte auf seinen Bildern „schöner erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind“. Aber das wäre weniger wichtig, könnte man sich nur mit seiner Art der zeichnerischen Darstellung leichter abfinden. Vor allem das Kumulieren von Gegenständen verschiedenster Größe auf gleichen Blättern, das unbekümmerte Zusammenstellen von Einzelzeichnungen, die sich oft in schrecklichem Ausmaß „schlagen“, das wird man nicht gutheißen können. Aber eine größere Allgemeinheit hat sich bei der „Alten Bauernherrlichkeit“ nicht daran gestoßen; vielleicht spürt sie also auch bei diesem Band keine künstlerischen Gewissensbisse. Daß wir in Jahrzehnten einer besseren Formgebung, einer Werkbundkultur usw. schon einmal gelebt haben, das wird da einfach nicht spürbar. Küslinger bleibt bei Schwindrazheim und der Zeichenmode aus dem Jahre 1903 und hat damit offenbar auch sein Publikum gefunden. So muß eben jeder aus dem Band wieder entnehmen, was er davon braucht und, falls er der Form nicht zustimmen kann, eben über diese hinwegsehen.

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