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Das Gebot der Stunde

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Zu der Debatte (vgl. Vorwort und Bitte', Nr. 27, und Wirken in der Zeit', Nr. 32 der Furche") geht uns von benedikti- nischer Seite die untenstehende Stellungnahme zu.

Die österreichische Furche'

In der Nummer 27 der „österreichischen Furche" stand ein Leitartikel mit der Überschrift: Vorwort und Bitte. Es drängt mich, zu einigen Stellen in diesem von sehr verständlicher Sorge um das Schicksal der österreichischen Kirche diktierten Aufsatz, die sich auf die österreichischen Klöster beziehen, meine Meinung zu sagen.

Österreich ist, wie kein anderes Land der Erde, nur dann lebendig, wenn es aus (ich sage nicht: i n) seiner Geschichte lebt. Lassen sich die Menschen dieses Landes von ihrer Geschichte und ihrem Auftrag her prägen, sind sie Österreicher. Sonst sind sie es nie gewesen. Wer hat nur diesen herrlichen Satz ausgesprochen: Österreicher kann man niemals sein, man muß es stets erst werden! Und unsere Klöster sind immer noch (und werden es immer bleiben) mahnende Zeugen für Österreichs Geschichte. Der Geist der Babenberger Leopolde leuchtet immer noch aus ihren Steinen, und das Barockzeitalter, in dem Österreich Mittelpunkt eines Völkerreiches war, wie es das weder vorher noch nadi-

her gegeben hat, hat sich in ihnen niedergelassen. Man bedenke: das waren Zeiten, in denen „UNO - und „Paneuropa- gedanken“ mehr verwirklicht waren, als wir heute nur im entferntesten zu hoffen wagen.

Diese Stifte zeugen ferner davon, daß dieses Land — und nur hier kann es einen österreichischen Katholizismus geben! — kein Land der Banausen ist, in dem man lebt, um zu arbeiten, sondern ein Land der edlen Künste, ohne die Österreich ein entseelter Leichnam wäre. Die Gymnasien dieser Stifte sind heute vielleicht die letzten Stätten, in denen der klassisch-abendländisch-welt- offen christliche Idealismus eine Heimat besitzt. Wenn diese Welt weder im östlichen noch im westlichen Materialismus untergehen soll, dann wird dieser Geist, vielleicht in anderen Kleidern, die kommende Zeit bestimmen müssen. In den einfachen Zellen dieser Stifte leben noch Männer von jener edlen Demut und Geistesbescheidenheit, wie sie nur aus einem christlichen Humanismus geboren werden konnten. Es ist erstaunlich, welch profilierte Köpfe uns aus der Elite der österreichischen Prälaten anblicken. Man möchte beinahe sagen: Das ist eine Rasse des Geistes, die nicht aussterben darf.

Und eben auf all das scheinen mir die obenerwähnten Bemerkungen zu wenig Rücksicht zu nehmen.

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