6747099-1967_12_22.jpg
Digital In Arbeit

Liebe zur Literatur

19451960198020002020

NICHT OHNE LIEBE. Profile der Weltliteratur. Von Friedrich Sieburr, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, 1967. 1S8 Selten.

19451960198020002020

NICHT OHNE LIEBE. Profile der Weltliteratur. Von Friedrich Sieburr, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, 1967. 1S8 Selten.

Werbung
Werbung
Werbung

In Friedrich Sieburgs Sammlung kritischer Essays „Verloren ist kein Wort“ heißt es: „Zu schreiben, als ob unser Planet unbewohnt wäre, is1 nicht jedermanns Sache. Sollte sich am Ende gar herausstellen, daß die Kunst des Schreibens nicht ohne Liebe geübt werden kann? Die kritische Literaturform ist von einer so hohen Möglichkeit nicht ausgeschlossen.“ Nicht ohne Liebe! Wir wissen es: Sieburg liebte die Literatur, er würdigte und beurteilte sie mit hoher Kennerschaft als ein echter „homme de lettres“ von vielseitiger humaner Bildung. Seine Literaturkritik war stets ein Teil seiner Gesellschafts- und Zeitkritik, sie verlor sich nie in ein extrem subjektives und abstraktes Gedankenspiel. Das Wesentliche der Persönlichkeit eines Autors und die diese bestimmenden geistigen Kräfte der Zeit wußte er mit bewunders-werter Einfühlung auf nur wenigen Seiten darzustellen.

Der schöne Band, eine wertvolle Ergänzung der früher erschienenen Essaybücher „Nur für Leser“ und „Verloren ist kein Wort“, enthält zwölf literarische Porträts, die allerdings schon einmal in Büchern oder Zeitschriften veröffentlicht worden sind. Ihre Wirkung auf den Leser wird in der neuen Ausgabe durch eine Fülle von Illustrationen vertieft: Porträts, Handschriftproben, Karikaturen, Abbildungen von Bucheinbänden, Titelblättern und Landschaften. Text und Illustration ergänzen einander vortrefflich.

Daß Sieburg ein Meister des porträtierenden Essays war, wird auch durch diese Auswahl wieder bezeugt. Standen in den früheren Sammlungen zum größten Teil einzelne Werke der modernen Literatur im Mittelpunkt seiner kritischen Betrachtung, so beschäftigt er sich hier mit Autoren der Weltliteratur vom 18. bis 20. Jahrhundert, von Rousseau bis Stefan George. Außer diesen Genannten finden wir noch Madame de Stael, Karl Friedrich Reinhard, Kleist, Heine, Mörike, Cooper, Victor Hugo, Maupassant, Rilke und Karl Kraus. Einige Texte seien besonders hervorgehoben: In einer glänzenden Deutung wird der persönliche Zwiespalt Heines mit der nationalen Zwiespältigkeit der Deutschen konfrontiert und die Wirkung des Dichters psychologisch durchleuchtet. Überzeugend zeichnet Sieburg Maupassants Charakterbild. Der Aufsatz über Rilke verweist auf gewisse negative Folgen der Veröffentlichung seines Briefwechsels und den Mißbrauch, den man-

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung