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Grazer Premieren
Wer A sagt, muß auch B sagen, vielleicht sogar C. Die Grazer Vereinigten Bühnen hatten im Vorjahr anläßlich des Diözesan-Jubiläums den „Bürgen“ von Claudel aufgeführt. Diesen ersten Teil der Trilogie des französischen Dichters konnte man nicht in der Luft hängen lassen: So folgte denn jetzt als österreichische Erstaufführung das Mittelstück „Das harte Brot“. Das B-Sagen fiel dem Grazer Schauspiel eher leicht, denn das zweite Drama wirkt heute stärker als das erste, dessen kantige Unbedingtheit vielfach auf Befremden stößt „Das harte Brot“ setzt dort fort, wo die Geschichte der Coufontaine im ersten Teil endet: beim Einzug des gottfremden Geistes der Säkularisation in die gesicherte Welt des Glaubens. Der Höhepunkt im Walten zerstörerischer Kräfte ist erreicht die totale Gott-Abgewandtheit feiert ihren vorläufigen Triumph, der Kampf zwischen dem theozentrischen und dem anthropozentrischen Prinzip scheint zugunsten des letzteren entschieden. Die Stärke des Dramas liegt in den eigentümlichen, unverwechselbaren Charakteren, den handfesten (wenngleich recht gesuchten) Bühnensituationen, vor allem aber in der interessanten Mischung des Tragischen mit betont grotesken Zügen. Dieses eigenartig komische Element hat die Regie (Andre Diehl) zum Vorteil der Aufführung nicht vernachlässigt; es kam auch dem Wesen des Hauptdarstellers (Hannes Schütz als Turelure) sehr entgegen.
Auf der Probebühne waren zwei Einakter des Chefdramaturgen Dr. Gerald Szyszkowitz zu sehen. Der eine — „Commander Carrigan“ — zeigt anhand eines wenig typischen Beispiels aus dem Vietnamkrieg, daß die Brutalisierung des Menschen munter voranschreitet; der zweite — „Genosse Brüggemann“ — bemüht sich um objektive und leidenschaftslose Einblicke in die menschliche Situation des DDR-wie des BRD-Deutschen. Die beiden kleinen Stücke haben einen geschickt gemachten, konzisen Text, verraten den Kenner der Bühnenwirklichkeit, erinnern aber doch allzusehr an die mehr oder weniger leitartikelnden dramatischen Reportagen der fünfziger Jahre und wirken deshalb auch als Spätlinge. Im übrigen hat das Grazer Schauspiel seinen Saisonschlager gefunden. Die vielgespielte „Kaktusblüte“ der Barillet und Gredy ist der beliebten Grazer Schauspielerin Gerti Poll zum Entzücken der Zuseher auf den Leib geschrieben, Klaus Gmeiner inszenierte mit gewohnter Dezenz und mit Sinn für die richtige Dosis Gemüt, und Hanna Wartenegg hat bunte, lustige Interieurs voll popiger Farbenfreude gebaut.
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