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Vor dem Bildschirm

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GUT AUF DIE ZEIT ABGESTIMMT - und damit auch auf die vorhergegangene Sendung — war die letzte Folge der Reihe „Christ in der Zeit“, die sich mit dem Thema „Freude“ befaßte. Aber immer drängender wirft die Frage, ob es wirklich die optimale oder auch die einzig mögliche Form ist, wenn man diese Sendung, die doch im Rahmen des Fernsehprogramms für die katholische Kirche als repräsentativ angesehen werden muß, immer wieder als einen mit mehr oder minder passenden Magnumphotos verbrämten Vortrag gestaltet. Bei Sprechern mit genügend starker Persönlichkeit wäre beispielsweise der Versuch lohnend, sich nur auf sein Bild zu beschränken. Bei der Kürze der Sendung wäre das durchaus vertretbar.

OPERN, in spezieller Bearbeitung für das Fernsehen — das heißt aber für den Bildschirm — inszeniert, sind zu einem festen Bestandteil des Fernsehprogramms geworden. Wie stark die Wirkung jeweils ist, die sie über den Bildschirm auf den Zuschauer auszuüben vermögen, hängt nicht nur von der Inszenierung ab, sondern auch von der Auswahl der Oper an sich. Dem Österreichischen Fernsehen ist es nun gelungen, jene Oper ausfindig zu machen, die vermutlich die für das Fernsehen ungeeignetste ist, und sie wurde auch prompt in einer Fernsehinszenierung herausgebracht: die musikalische Komödie „Der Musi k-meist er“ von Giovanni Battista Pergolesi. So nett auch die Musik ist, vom Optischen her blieb diese kleine Oper dem Fernsehen alles schuldig. Daran konnte weder das Ensemble bewährter Opernkräfte — an seiner Spitze die bezaubernde Gra-ziella Sciutti — etwas ändern noch die Tatsache, daß es sich um eine Gemeinschaftsproduktion des Österreichischen, Bayrischen und Schweizer Fernsehens handelte.

EINEN FASCHING DER MERKWÜRDIGKEITEN hatte das Österreichische Fernsehen für seine Zuschauermillionen bereit. Als „merkwürdig“ ist einmal die Tatsache anzusprechen, daß im Mittelpunkt des Faschingssamstagabends eine bitterernste Sendung der Reihe „Im Kreuzfeuer derPresse“ stand, S o wollten wir unsere Rufe nach Niveau und nach Einschrätt' kung der seichten Unterhaltung nicht verstanden wissen!

BESSER IN DEN RAHMEN paßte der anschließende kabarettistische Bilderbogen von und mit Karl Farkas, „Bilanz der Saison .Winter“: Ein „echter Farkas“, humorvoll, geistreich, mit vielen neuen und manchen alten Witzen, mit einem großen Ensemble bewährter und namhafter Mitwirkender und mit eben jenem Fhüdum, das jeden „Farkas“ ah solchen kennzeichnet.

ALS ZWEITE MERKWÜRDIGKEIT ist die Tatsache zu ver-zeichnen, daß auch der Faschingssonntag von Karl Farkas bestritten werden mußte. Er hatte zusammen mit Günther Leopold ein parodistisches TV-Musical, „Romy und Julius“, geschaffen, das recht erheiternd und wirkungsvoll über die Bildschirme kam: ebenfalls ein „echter Farkas“ (siehe oben).

ZUM DRITTEN erscheint uns die Erkenntnis des Merkens würdig, daß wir außer unserem Karl Farkas offenbar niemanden haben, der ein Faschingsprogramm bestreiten kann. Während der Faschingsmontag überhaupt kein spezifisches Faschingsprogramm zu bieten hatte, gab es am Dienstag den „Fasching in V illac h“. Eine Sendung, die wir in dieser Art schon öfter gesehen haben. Aus anderen Orten und wohl auch besser.

NUR ALLER GUTEN DINGE sind drei, und so gibt es in diesem Zusammenhang auch noch ein viertes zu vermerken. Just am ersten Fastensonntag gab es eine Sendung, die recht gut in den Rahmen eines Faschingsprogramms gepaßt hätte: die Aufzeichnung einer Aufführung der Kammerspiele, die mit der Komödie „E i n n e 11 e r H e r r“ von Norman Krasna vor allem Susanne Almassy und Johannes Heesters Gelegenheit gab, in gewohnter Weise zu brillieren.

EHRLICHKEIT DEM ZUSCHAUER GEGENÜBER haben wir immer verlangt und deshalb gefordert, daß der Zuschauer immer darüber informiert wird, ob er eine Life-Sendung oder eine Aufzeichnung sieht, und daß vor allem nicht durch eine Aufzeichnung eine Life-Sendung vorgetäuscht wird. Das Österreichische Fernsehen hat sich in den letzten Jahren in recht konsequenter Weise an dieses Prinzip gehalten. Einem untermittelmäßigen Werbefilm blieb es vorbehalten, dem Zuschauer wiederholt ein „Hier im Studio“ suggerieren zu wollen. Wenn auch nicht viele Zuschauer darauf hereingefallen sein mögen, so wäre es doch wünschenswert, daß das Fernsehen auch hier seine Linie wahrt.

NICHT MEHR AKZEPTABEL ist die große Zahl der Programmänderungen, die in letzter Zeit festgestellt werden mußten. Es wird für den Zuschauer nachgerade sinnlos, die offizielle Programmzeitschrift zu beziehen, wenn er immer wieder feststellen muß, daß die Sendungen, die er sich ausgesucht, nach denen er sich seine Zeit eingeteilt hat, nicht zu dem vorgesehenen Zeitpunkt stattfinden, oder daß dann sogar solche Sendungen an anderer Stelle als Lückenbüßer fungieren, weil es offenbar nicht möglich ist, die Länge einer als Film oder Auf-Zeichnung vorliegenden Sendung im vorhinein mit genügender Genauigkeit festzustellen.

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