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8. Dezember

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Über ein in mehrfacher Hinsicht aufregendes Fest.

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Über ein in mehrfacher Hinsicht aufregendes Fest.

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Das Fest der Unbefleckten Empfängnis am 8. Dezember gehört in den Advent und gibt ihm einen besonderen Glanz.

Dennoch ist gerade dieser Festtag immer wieder Anlaß zu Diskussionen: die Wirtschaft befürchtet, durch diesen staatlichen Feiertag eine Einbuße des Weihnachtsgeschäftes. Das Festgeheimnis selbst wirft Probleme in der Ökumene auf. Die evangelischen Christen meinen, daß durch diesen Glaubenssatz Maria zu sehr aus der Schar der Erlösungsbedürftigen herausgenommen werde. Die orthodoxen Christen stehen zwar mit uns in diesem Geheimnis in der gleichen Glaubenstradition, nehmen aber das entsprechende Dogma von 1854 nicht an.

Ob diese Diskussion nicht manches übersieht?

In der katholischen Kirche lesen wir an diesem Festtag in der Messe den sogenannten Epheserhymnus (Eph 13-14). Dort wird Gott gepriesen, weil er uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet hat durch unsere Gemeinschaft mit Christus. In ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben. Aus Liebe hat er uns zu seinen Söhnen und Töchtern gemacht zum Lob seiner herrlichen Gnade.

Das ist also zunächst etwas, was uns alle angeht. Es ist für uns Trost, daß keiner von uns vergessen, verloren ist, sondern daß Gott selbst von allem Anfang an an ihn gedacht hat. Es ist zugleich Herausforderung, untadelig zu leben, zum Lob seiner herrlichen Gnade.

Die katholische Kirche findet das alles in besonderer Weise in Maria erfüllt. Gott hat ihrer schon im Mutterschoß gedacht und sie geheiligt. Im Hinblick auf den Erlösertod Christi - nicht im Hinblick auf ihre eigenen Verdienste also - hat er sie vor jeder Sünde bewahrt. In ihr ist der Plan Gottes mit dem Menschen in wunderbarster Weise aufgegangen. Sie war und blieb ein Lob seiner „herrlichen Gnade “.

Gemeinsam mit den orthodoxen Christen können wir uns an diesem Festtag über die besondere Erwählung Mariens freuen. Im Hinblick auf das Glaubensverständnis unserer evangelischen Schwestern und Brüder aber unterstreichen wir, daß gerade dieses Festgeheimnis zeigt, wie alles aus Gnade, aus zuvorkommender Gnade, also „sola gratia“, geschieht.

Was aber die „Geschäftssorgen“ anlangt, wäre zu bedenken, daß immer auch die christlichen Feiertage es waren und sind, die zu einer gehörigen Umsatzsteigerung beitragen.

Geschäftsinteressen sind für die Wohlfahrt wichtig, Theologendiskussion zur Wahrheitsfindung unerläßlich. Am 8. Dezember geht es aber noch um mehr: um den Menschen, um seine Erwählung, seine Erlösung und sein letztes Ziel.

Der Autor ist Weihbischof für die Erzdiözese Wien.

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