Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Adel ist in
In der österreichischen Seele rumort es. Sowas spürt man als sensibler Bayer. Die Österreicher haben nur meist Hemmungen, auch offen auszusprechen, was sie denken.
Aber dafür habt Ihr ja uns Bayern als Nachbarn. Wir sagen alles direkt, was wir in Euren Gedanken lesen können. Oder zumindest in der Kronenzeitung, bei der ja die Gedanken der Österreicher gespeichert sind.
Inzwischen ist es ja so, daß beide Präsidentschaftskandidaten der Großparteien so ausreichend verleumdet und verunglimpft sind, daß jeweils eine Reichshälfte nicht mehr mit ihnen leben will. Und die Parteien hinter ihnen haben mehr Kredit verspielt als sie je hatten.
Also, machen wir uns nichts vor: Ihr wollt überhaupt keinen Präsidenten mehr! Zumindest keinen nur von einer Partei unterstützten. Kirchschläger ist schon zum Uberirdischen hochgejubelt. Einen irdischen wie Steyrer will das Inland nicht, einen „Gnade-Euch-Gott“-Präsidenten will das Ausland nicht. Ja, da bleibt doch wohl nur einer „von Gottes Gnaden“ übrig.
Und gerade da hätten wir für Euch einen aus Bayern anzubieten, der jederzeit gut und gern über Eurer Demokratie schweben würde. Vor allem, wenn ihn die Kronenzeitung noch ein paarmal so nett dazu auffordert wie letzte Woche.
Der bayerische CSU-Politiker, den ich Euch empfehlen möchte, hat auch noch Vorfahren, die schon einmal eine gewisse Rolle in der österreichischen Politik gespielt haben sollen: Otto von Habsburg.
Besonders große Probleme dürfte es da wohl heutzutage nicht mehr geben. Und nach dem Besuch von Charles und Diana schon gar nicht. Denn die ,J-,iebe auf den ersten Blick“ galt ja doch nicht nur dem feschen Prinzenpaar, sondern auch der Monarchie. Schließlich muß 70 Jahre nach Kaiser Franz Josef endlich Schluß sein mit der Bewältigung der Vergangenheit!
Zu bewältigen wäre ja nur dieses unselige Interregnum zwischen Kaiser Karl und seinem Sohn Otto. Und nichts ließe sich in Österreich leichter verdrängen, vergessen und sogar verzeihen, als diese 70 Jahre.
Außerdem wäre diese Umstellung gar nicht so schwer, denn Adel ist zur Zeit wieder in. In Österreich sind zwar die Adelstitel abgeschafft, sie werden aber weiterhin immer brav genannt. Bei uns in Deutschland sind die Adelstitel ohnehin erlaubt. Und als die CSU in Bayern stillschweigend die Monarchie wieder eingeführt hat, wurde das kaum von jemandem bemerkt. Also nur Mut, Nachbar!
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!